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The(G)net Retro-Review: Aliens: Colonial Marines

Von Aliens: Isolation und dem erst kürzlich veröffentlichten Aliens: Fireteam Elite tüchtig angefixt, werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf das kontroverse Aliens: Colonial Marines von Gearbox, das im April 2013 für Xbox 360 und PS3 erschien. Kann man das heute überhaupt noch spielen?


Aliens: Colonial Marines hat eine bewegende Laufbahn hinter sich. Bereits 2001 wollte Fox Interactive und EA ein von Check Six Games entwickeltes Spiel mit dem Namen 'Colonial Marines' für die Playstation 2 veröffentlichen. Daraus wurde dann aber wegen Lizenzstreitereien nichts. 2006 kündigte SEGA an, das man die Rechte der Aliens Franchise von Fox gekauft habe und zusammen mit Gearbox ein komplett neues 'Colonial Marines' Spiel entwickeln will. Nochmal 7 Jahre später - im Februar 2013 - war es dann endlich soweit: SEGA und Gearbox Software warfen Aliens: Colonial Marines auf den Markt und schlugen Fans damit erstmal ins Gesicht.


Aliens Colonial Marines Retro Test Review Xbox PC

Ja, als Alien-Junkie und Fan-Gamer hat man es nicht leicht. Es gibt zwar bereits über 30 Spiele aus dem Xenomorph-Universum, doch nur wenige sind wirklich gut, beziehungsweise überhaupt spielenswert. Zu den besten zählten dazumal sicherlich Aliens VS Predator (PC - 1999) und der 2D Ableger Aliens: Infestation von WayForward für den Nintendo DS. Sowas wie ein nonplus-ultra Aliens-Spiel gab es bis Alien: Isolation (2014) noch nicht. Als direkter Nachfolger zum zweiten Aliens-Streifen hatte Aliens: Colonial Marines zumindest auf Papier alles, was ein gutes Alien-Game ausmacht: Original Settings wie die Sulaco, die Siedlung Hadley's Hope auf LV426 oder das Engineer-Schiff mit Space Jockey und seiner tödlichen Ladung. Ausserdem gab es KoOp für bis zu 4 Spieler und einen Multiplayer-Modus mit Xenos VS Marines. Klingt unheimlich lecker, oder?


Die Erwartungshaltung war entsprechend hoch. Das ist immer ein Problem, denn wenn das fertige Produkt nicht abliefert, ist die Enttäuschung um ein Vielfaches grösser. Und so war er dann auch. Das Problem lag einerseits an der ziemlich durchschnittlichen Grafik, die den (fake) Gameplay-Trailern, die im Vorfeld gezeigt wurden, nicht annährend gerecht wurde. Grafik ist aber bekanntlich nicht alles, darum haben auch wir erstmal ein Auge zugedrückt.


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Und tatsächlich; hat man sich erstmal mit der mageren Optik arrangiert, kam auch so etwas wie Stimmung auf. Die Unreal Engine 3 war nicht bekannt dafür, auf Konsolen besonders gut zu performen, was sich zu dieser Zeit auf Xbox 360 und PS3 immer wieder in unschön nachladenden Texturen zeigte. So auch hier. Tearing gabs als Bonus noch obendrauf. Dafür waren die Soundkulisse und insbesondere die Sound Effekte gut gelungen. Gerade die Melodien könnten glatt aus den Filmen stammen.

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Leider war der Auftritt der ersten Aliens im Spiel ziemlich fad. In den Filmen war das Erscheinen der Viecher immer ein Wahnsinnsereignis. Dieses Gefühl fehlt in Colonial Marines komplett. Einerseits logisch, denn hier gab es ja nicht nur einen Xenomorph, sondern gleich hunderte. Es ist ja auch ein Action-Game und kein Survival-Horror Shooter. Trotzdem sollten die KI-Kameraden wenigsten so tun, als wären sie in Gefahr. Naja, immerhin werden die unterschiedlichen Xeno-Typen mit einer kurzen Cut-Scene vorgestellt.


Die Story

In Aliens: Colonial Marines sollt ihr die Geschehnisse aus dem zweiten Teil des Films aufklären und keine geringeren als Hicks und Ripley aufspüren. Dazu begebt ihr euch in den Orbit von LV426. Dort kommt es an Board der Sulaco zu ersten Scharmützeln mit Weyland Yutani-Truppen die, wie wir alle wissen, selbst Experimente mit den Xenos durchführen. Natürlich können wir das nicht gut heissen und so kämpfen wir nicht nur gegen garstige Krabbler, sondern öfters auch gegen gesichtslose und strunzdumme KI-Soldaten. Nicht selten kommt es vor, dass euch Gegner komplett ignorieren. Da sind die sabbernden Spring-Fressen schon besser. Sie greifen meist in Gruppen und aus allen Richtungen an, ziehen sich auch mal zurück und warten den perfekten Moment für eine Attacke ab.


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Wer nach den ersten beiden, äusserst schwachen Missionen die Konsole noch nicht abgeschaltet oder die Lust verloren hat, wird belohnt. Ab Mission 3 wird alles etwas besser und wir bekommen es von da an fast nur noch mit den geliebten Ausserirdischen zu tun. Ab da wird das Spiel fast schon gut. Wir besuchen das Med-Lab in Hadley's Hope und erfahren mehr über Newts Familie, machen einen Abstecher in das abgestürzte Raumschiff der Engineers, stellen Geschütztürme auf, halten uns Face-Hugger mittels Quick-Time Events vom Hals und steigen sogar in den einen oder andere Power-Loader. Auch Erfahrungspunkte gibt's im Spiel, die wir in Upgrades für Waffen und Ausrüstung investieren.


Mit der Zeit wird unser Arsenal immer stärker. Mit der zunehmend besseren Ausrüstung stellen die Aliens bald keine grosse Bedrohung mehr dar. Standard-Gegner werden zu Kanonenfutter und neue, gefährlichere Typen sind Mangelware. Diese Designentscheidung will heute wie damals nicht so recht in mein Fan-Hirn. Wirklich Probleme machen dann nur noch die 'Spitter', die euch aus der Ferne mit Säure bespucken oder die extra grossen Brocken, sogenannte Bulls, die ähnlich wie der Nemesis aus Resident Evil 2 immer wieder urplötzlich auftauchen und euch zur Flucht zwingen. Auch die Alien-Queen ist nicht ohne.

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Mission 4 ist auch heute noch ein Highlight (Achtung, es folgt ein kleiner Spoiler): Ganz ohne Waffen und Funkkontakt und nur mit einer Taschenlampe "bewaffnet" muss man sich aus der Kanalisation retten. Dort unten wimmelt es nur so von sogenannten 'Zombie-Aliens'. Die sind blind und reagieren nur auf Geräusche, was uns dazu zwingt, ganz langsam und behutsam vorzugehen. Da kommt kurzzeitig sowas wie Panik oder Angst auf! Wir schleichen an den erstarrten Viechern vorbei und hoffen, dass sie nicht zum Leben erwachen, ansonsten rennen sie auf uns zu und explodieren in unmittelbarer Nähe mit einer riesigen Säurewolke. Dann heisst es: Game Over, Man, Game Over! Situationen wie diese sind ein kleines Glanzlicht, kommen aber viel zu selten vor.


Der Multiplayer-Modus


Aliens: Colonial Marines bietet noch einen Multiplayer-Modus. Ein Team von 5 Aliens tritt gegen 5 Marines an. Gewählt wird aus 4 Klassen, jede mit eigenen Vor- und Nachteilen. Dabei spielen sich die beiden Rassen komplett unterschiedlich. Als Alien kann man an Wänden und Decken entlang laufen, muss sich in dunklen Ecken verstecken und für Marines unzugängliche Lüftungssysteme zur Fortbewegung nutzen. Wie ein Ninja stürzt man sich dann auf nichtsahnende Marines, enormer Sprungkraft sei dank. Einzelne Marines sind leichte Beute, in der Gruppe aber sind sie dank ihrer Feuerkraft fast unschlagbar. Als Aliens spielt sich das erfrischend anders als andere Multiplayer Shooter, braucht allerdings auch einiges an Übung. Es gab damals also durchaus gute Ansätze. Da die Wertungen der Presse aber durch die Bahn mies waren, konnte sich keine gute Community entwickeln und damit war der Multiplayer Modus schnell gestorben. Heute findet man überhaupt fast keine Spieler mehr.


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Die Monate nach Release wurden von SEGA und Gearbox genutzt, um Schadensbegrenzung zu betreiben und die Fans wenigstens etwas glücklich zu machen. Das war durchaus löblich und ist zum Teil sogar gelungen. Zum einen erschienen drei Multiplayer- und KoOp-DLCs, die unsere Soldaten an original Schauplätze der Filme transportierte, darunter Maps auf der Nostromo oder dem Gefängis-Planeten Fury 161 aus Alien 3.


Das vierte und letzte DLC-Pack erschien am 23. Juli 2013 und enthielt ein echtes Leckerli: Eine brandneue Einzelspieler-Kampagne namens "Stasis Interrupted". Hier erfahren wir in rund 2 Stunden, was genau mit Corporal Hicks während der 17-wöchigen Lücke zwischen dem Film "Aliens" und dem Beginn des Hauptspiels passierte. Hicks vertont sich dabei gleich selbst, denn er wird von Michael Biehn höchstpersönlich gesprochen.



Fazit:

Die turbulente Entwicklung und finale Qualität von Aliens: Colonial Marines hat bis heute irreparable Schäden hinterlassen. Dass Gearbox Chef Randy Pitchford im Vorfeld aufgehübschtes Gameplay präsentierte, das so gar nichts mit dem Endprodukt gemein hatte und über den Zustand des Spiel sogar Lügen verbreitete, machte die ganze Sache nur noch schlimmer. Nach ein paar sehr späten Patches war das Spiel aber zumindest spielbar und der Singleplayer DLC "Stasis Interrupted" sogar ein echtes Schmankerl für Fans. Noch glücklicher sind PC Spieler: Dank inoffizieller Fan-Mods, die die miesen Texturen ordentlich verbessern oder teils ganz ersetzen, kann man Colonial Marines zumindest auf dem PC heute gut spielen (unsere Screenshots stammen von eben dieser PC Version). An den hölzernen Animationen, dem einfallslosen Level-Design oder der toten KI kann aber freilich auch die Community nichts mehr ändern. Die Xbox 360 und PS3 Version ist nach wie vor ein Graus, so dass wohl nur noch die härtesten Alien-Aficionados dem Spiel etwas abgewinnen können.


Überraschenderweise sollte nur knapp 1 Jahr nach Veröffentlichung von Alien: Colonial Marines gerade ein RTS-Entwickler namens Creative Assembly, der im Action-Sektor bis dahin keine Erfahrung hatte, mit Alien: Isolation den Karren für SEGA und die Franchise aus dem Dreck ziehen...



Dieses Retro-Review basiert auf der original Xbox 360 Version von 2013, die wir im August 2021 nochmals in die Konsole geworfen haben, um ein wenig in Erinnerung zu schwelgen. Das Spiel findet ihr auf dem Gebrauchtmarkt (Retail oder digital) auch für PS3 und PC. Die Screenshots stammen von der PC (Steam) Version.

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