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The(G)net Review: Brütal Legend

Heavy-Metal ist für viele mehr als nur eine Musikrichtung. Viele Metal-Fans LEBEN diesen – für Aussenstehende meist etwas verwirrenden – Stil aus. Vornehmlich dunkle Kleidung, Nietenarmbänder und T-Shirts mit verstörenden Motiven. Kurzum – ein Metalfan ist auf der Strasse (oft!) direkt als ein solcher zu erkennen. Wie ein Spiel mit dieser klischeebehafteten Welt umgeht, erfahrt ihr in unserem Bericht über Brütal Legend! Möge der Metal mit euch sein.


Brütal Legend Test, Review, Testbericht.

Doch auch Musik und deren Fans entwickelt sich weiter. Man hat irgendwann nach Clawfinger erkannt, dass sich Metal und Rap wunderbar kombinieren lassen, was den meisten „richtigen“ Metal-Fans überhaupt nicht passt, dass IHR achso „böser“ Musikstil mit fiesen Tricks in die breite Masse getragen wird. Dieser Auffassung ist auch Eddie Riggs alias Jack Black, Hauptcharakter im neusten Spiel aus der Zauberhand von Meister Tim Schafer, der sich unter anderem für die grossen LucasArts Hits wie „Day of the Tentacle“, „Full Throttle“ oder „Grim Fadango“ verantwortlich zeichnet. Dass dieser schon lange einen Bezug zum Metal hat weiss man spätestens seit dem Metal-Roadie Hogie aus Day of the Tentacle. Und genau so einer ist auch Eddie Riggs. Einer der das Gefühl hat, in der falschen Zeit geboren zu sein. Nicht etwa in den 70gern sondern etwas früher……etwa in den frühen Siebzigern. Wie es der Zufall so will wird Eddie den Wunsch nach einer Welt in der Metal noch Metal ist, schon ziemlich bald nach dieser Erkenntnis erfüllt. Ein herabfallendes Bühnenelement erschlägt den Roadie und befördert ihn in eine etwas befremdlich wirkende Welt. Nicht dass sich Eddie darin nicht wohlfühlen würde, nein! Er ist vielmehr über die vielen bizarren Wesen erstaunt, die darin ihren Platz gefunden haben.


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Und schon seid ihr mitten im Spiel. Mit Jack Blacks unverkennbaren Stimme untermalt, prügelt ihr euch mit einer Gitarre und einer übergrossen Axt durch die Comic-Heavy-Metal-Welt, die aber auch jedes Klischeé, welches im Metal zu finden ist, aufgreift und sich auf seine ganz besondere Art darüber lustig macht. Und dabei gibt das ganze Spiel bereits in den ersten 30 Minuten Vollgas. Mittels Kombos zwischen Axt und Gitarre (die übrigens Elektroschocks auf die Gegner niederprasseln lässt, sobald Eddie in die Seite schlägt) mäht ihr eine Horde von bis dato unbekannten Angreifern über den haufen um danach Bekanntschaft mit der schönen Ophelia zu machen, die euch danach fast bis ans Ende des Spiels begleitet. Nach einem relativ witzigen ersten Bosskampf, Unterricht zum Thema Zungenküssen und den ersten rudimentären Erklärungen der Steuerung kehrt aber wieder Ruhe ein. Nachdem ihr mit Ophelias Mitstreitern in deren Camp Bekanntschaft geschlossen habt gilt es, eine Armee für die Menschen zu rekrutieren - und wer würde sich dafür besser eigenen als hirnlose, headbangende Kolosse? Und jetzt kommts. Durch die Demo und die ersten paar Spielminuten wird ein völlig falsches Licht auf Brütal Legend geworfen. Denn statt eines Metal-Abklatsches von Devil May Cry, versucht Brütal Legend etwas eigenes zu sein, indem es bekannte Komponenten zweier Genres ineinander vereint.


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Leider gelingt das wohl nicht so, wie es sich die Entwickler vorgestellt haben. Denn zwischen den coolen Zwischensequenzen, den Sidemissionen (die sich aber zu schnell und zu oft wiederholen) und den tausend genialen Anspielungen auf die Welt des Heavy-Metal (auch Death- und Black-Metal-Fans dürften voll auf ihre Kosten kommen) versucht sich Brütal Legend als Strategiespiel. Eddie (dem plötzlich Flügel wachsen) kommandiert Truppen von Nah- und Fernkämpfern auf der Karte und gibt ihnen rudimentäre Befehle wie „Greift alles in dieser Richtung an“ oder „Bleibt bei mir“ oder auch „Beschütz diesen Merchandise-Stand“. Ja – der Strategieteil ist atmosphärisch wirklich toll gelungen.


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Ressourcen sind Fans die sich an Eddies Merchandise-Stand mit Shirts eindecken, Bauhof ist eine gigantische Rockbühne und so weiter und sofort. Zusätzlich dürft ihr euch während der Schlacht eurer Flügel entledigen und in schöner Hack&Slay Manier mitmischen. Dabei stehen Eddie über die Schultertasten noch Gitarrensoli zur Verfügung, die beispielsweise eure Truppen buffen oder aus dem Nichts einen gigantischen Zeppelin auf eure aktuelle Position stürzen lässt. Leider ist das Gameplay in den Strategieparts trotz der Möglichkeit der Eigeneinwirkung ziemlich langweilig. Denn nach dem ersten Kampf habt ihr die gegnerische Taktik durchschaut und wisst was zu tun ist. Und - sehr zum Frust des Testers – sind diese Strategieteile als wichtiger Aspekt des Gameplays immer über die Hauptmissionen verteilt. *Argh*.


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Die Sandbox-Welt, mit den bereits angesprochenen Sidemissionen, die mit eurem Wagen erkundet werden kann, motiviert leider auch nur eine kurze Zeitspanne. Zwar werden im Spielverlauf immer mehr Arten der Sidemissionen freigeschaltet, aber wie bereits erwähnt, gibt es knapp 6 Arten von Sidequests, die sich ständig wiederholen. Trotzdem lohnt es sich, die Missionen zu meistern, denn dafür erhaltet ihr Götterflammen, welche es euch ermöglichen im Shop des Secret Guardian of Metal alias "Ozzy Osbourne Upgrades und Kombos" für Eddie zu kaufen. Auch weitere kleine Gags die in der Welt versteckt sind geben Eddie kleinere Upgrades. Wenn ihr zum Beispiel zehn Drachenstatuen („Oh no – I have to un-gag this dude“) von ihren SM-Gewändchen befreit habt, gewähren euch die Götter des Metals 10% mehr Lebenspunkte und so weiter und sofort!


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Im Gegenzug zum etwas durchwachsenen Gameplay ist dafür die Grafik erste Sahne. Klar kann Brütal Legend nicht mit einem Uncharted 2 mithalten, aber das will es auch gar nicht. Brütal Legend will nämlich den Heavy-Metal parodieren und das schafft das Spiel mit 100 von 100 möglichen Punkten. Die wunderschöne Welt im Comic-Look nimmt sich praktisch jedes optische Metalklischee vor! Auch der Soundtrack kann sich sehen lassen. Mit 107 Songs („…in the mouth of metal“) hat Schafer eine Plattform für praktisch alle Spielarten des Metals mit ihren Masterminds bereit gestellt. Und ich muss sagen, es gibt schon ein Gänsehaut-Feeling wenn im Kampf gegen Emo-Truppen plötzlich „Progenise of the great Apocalypse“ von Dimmu Borgir aus den Boxen dröhnt! Rock on!



Fazit:

Wer sich mit Brütal Legend auf ein Hack&Slay-Spiel à la Devil May Cry gefreut hat, sollte dringend die Finger davon lassen! Durch die langatmigen Strategieparts und den wenigen Kombomöglichkeiten mutiert Brütal Legend zu einem Zwitter. Die Gratwanderung zweier Genres ist auch Tim Schafer nicht ohne Schnitzer gelungen. Leider! Doch – und da spreche ich aus eigener Erfahrung – wer den Metal lebt und eine gehörige Portion Selbstironie mitbringt (ja ich gehöre auch zu denen welche nur schwarz tragen und böse gucken ^^) der wird mit Brütal Legend seine Freude haben. Weniger wegen des Gameplays, sondern mehr wegen der tollen Story, der Metal-Welt und dem genialen Humor! Übrigens: Heavy-Metal Fans dürfen bei der Gesamtwertung noch einen Punkt dazu addieren ;)


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