Mit Sebastien Loeb Rally Evo kommt auf der PS4 die Erste Konkurrenz zu WRC und möchte Schritt halten mit der Dirt Reihe. Ob das gelungen ist und was genau hinter dem Titel von Milestone steht, verraten wir Euch in unserem Review.
Milestone hat grosse Erfahrung in der Videospiele-Rally Historie. Mit Sebastien Loeb Rally Evo versuchen sie einen Schritt weiter zu gehen. In erster Linie geht es darum, den bestehenden WRC Titel zu überholen und natürlich das bevorstehende DIRT im Kampf um den ersten Platz zu schlagen.
Zu Beginn wählen wir Name, Land, Team Name, Teamfarben, Rennnummer und nicht zuletzt selbst den Namen des Beifahrers. So steht es dann auch auf dem Fahrzeug und wird mit einer kleinen Landesflagge nochmals untermalt. Die Sahnehaube oben drauf: Es ist möglich ein Autokennzeichen zu wählen. Natürlich habe ich da gleich meine eigene Nummer verwendet, das sorgt im Spiel immer wieder für ein kleines Schmunzeln. Ist erst mal alles ausgewählt, darf man mit einem kleinen und untermotorisierten „Biest“ über die Strecke brettern. Als kleines Extra darf mit jedem Fahrzeug zuerst auch auf einer Teststrecke fahren gefahren werden. Es gibt sowohl eine asphaltierte- wie auch eine Schotter-Strasse. Auf jenen ist die Zeit der erbarmungslose Gegner und die Daten werden für zukünftige Verbesserungs-Versuche gespeichert.
Danach geht es mit dem ersten Fahrzeug los. Wir brettern in Finnland, Mexiko, Los Angeles, Australien und noch vielen anderen Orten über die Piste. Auf ganzen 300 Kilometern Strecke heizen die Boliden in wohlklingenden Renn-Modi wie Point-to-Point, Elimination oder Sector King über die Rennstrecken. Sehr gelungen ist hierbei der Co-Pilot. Dieser füttert den Fahrer immer mit allen notwendigen Strecken-Informationen, auch wenn hier schon mal ein falsches Kommando angekommen ist; wir schreiben das gutmütig dem Realitäts-Grad zu.
Nun werden Punkte gesammelt und langsam der Thron der Rally Fahrer bestiegen. Gute Rennleistungen geben das nötige Kleingeld, damit der Spieler sich weitere und vor allem stärkere Fahrzeuge kaufen kann. Hierbei wird in diversen Klassen und Typen unterschieden. Bei den über 50 Fahrzeugen ein Unterfangen, das sicherlich motiviert, aber auch seine Zeit braucht. Aber genau hier sticht man den Konkurrenten WRC um Längen aus. Die Loeb Experience ist gelungen und mit den Videos sowie der grossen Anzahl an Informationen über Loeb, ist dieser Teil vor allem für Fans ein „Must-Have“. Man spielt Loebs ganze Karriere durch und darf von seinen Anfängen bis zum Heute mit seinen bekannten Fahrzeugen die Höheunkte einer grossen Karriere nachspielen.
Leider muss ich jetzt meine durchwegs positive Berichterstattung beenden. Ein wesentlicher Punkt in allen Rallyspielen ist das Fahrverhalten. Und hierbei hätte ich mir ein bisschen mehr von Milestone gewünscht. Für Joypad-Spieler ist das Feedback praktisch gleich Null. Egal ob ich auf oder neben der Piste rumbrettere, es gibt keine anständige Rückmeldung. Ich brauche schon fast eine Frontalkollision, damit die Sony Hardware in den Händen vibriert. Auch wenn es über das Lenkrad mehr direktes Feedback gibt, ist es auch hier viel zu wenig. Das Fahrverhalten fühlt es sich phasenweise an wie auf Schienen, an anderer Stelle wiederum kann das Auto kaum noch auf der Strecke gehalten werden. Dies ist jedoch nicht mit dem Untergrund oder der den Pistenverhältnissen erklärbar, sondern fast schon zufällig. Auch wenn der Titel im Gegensatz zu WRC mit der Simulationseinstellung punktet, könnte man hier mehr erwarten.
Die Grafik zählt nicht zur Crème-de-la-Crème. Auch wenn das Spiel auf der PS4 mit fast immer stabilen 30 Frames läuft, fällt dem Rally-Fan immer wieder die teils lieblose, detailarme Grafik auf. Das Rally-Feeling wird zwar ausreichend vermittelt, dennoch sind gerade Rennspiele dafür bekannt, in der Grafik ein Ausrufezeichen zu setzen. Dies hat Milestone leider verpasst. Licht und Schatten passen nicht zu einander, Pfützen sehen aus wie eingesetzt und fügen sich nicht in die restliche Grafik ein. Das Schadensmodel ist teils sehr dürftig und hat im Übrigen auch keinen Einfluss auf das Fahrverhalten. So kann man in Bäume krachen, Gräben umwühlen und trotzdem ohne Probleme das Ziel erreichen.
Auch hätte ich mir gewünscht, wie in früheren Rally Titeln schon gesehen, dass die Karre zwischen den Etappen repariert werden muss. Da es jedoch keinen Einfluss auf die Fahrphysik hat, spielt dieser Punkt natürlich auch keine Rolle. Was dann wieder erstaunt ist, dass die Einstellungsmöglichkeiten sehr gross sind. Man kann sich an den Bremsen, der Federung und an anderen Bereichen austoben. Hierbei empfehle ich, vor allem am Bremsverhalten etwas zu verändern. Erschreckend sind leider auch die Ladezeiten für ein Rennen. In gewissen Etappen bin ich nach zehn Sekunden im Spiel und ein anderes Mal warte ich auf plötzlich vier Mal so lang, bis das Rennen endlich losgeht.
Fazit:
Milestone verpasst es, ein würdiger Gegner für DIRT zu werden. Wie schon in den Moto GP Titeln liefert man hier lediglich eine Art 'jährliches Update'. Klar, der Umfang und auch die Loeb Experience sind sehenswert und im Gegensatz zu WRC kann ich selber entscheiden, ob Arcade oder Simulation gespielt wird. Der Spielspass wird durch die Zurückspul-Option hochgehalten. Die Grafik ist allerdings durchwachsen, mehr als Genre-Standard sollte man nicht erwarten. Trotz dieser Mängel kann ich das Spiel Rally- und speziell Loeb-Anhängern empfehlen, zumal zwischenzeitlich einige Patches zum Download bereit stehen, welche die eine oder andere Ungereimtheit bereits beheben – so muss das sein, wenn es schon nicht zum Release klappt.
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