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AutorenbildArmin Medic

The(G)net Review: Remnant from the Ashes

Dummheit kennt keine Grenzen! Hätten die Herren Wissenschaftler mal besser die Finger von den unbekannten Artefakten gelassen und nie das Portal geöffnet, dann stünden wir jetzt nicht kurz vor der Auslöschung. Diese verdammten Weisskittel! Jetzt haben wir den Salat und ich muss die ganze Sache ausbaden...



So die Kurzform der Story von Remnant from the Ashes. Bevor man sich in der Rebellenbasis wiederfindet und auf die wilde Monsterhatz begibt, erstellt man kurz im limitierten Charaktereditor seinen digitalen Pistolero, denn hier wird geballert bis der Kolben glüht. Als Rebellenneuling seid ihr willkommenes Kanonenfutter und natürlich seid genau ihr der oder die Auserkorene, um die Menscheit von interdimensionalen Invasoren zu befreien. Remnant vermischt dabei das Gunplay von Resident Evil 4 mit den Mechaniken von Darksouls und rundet es mit einer Priese Lootshooter ab.



Zu Beginn beschenken euch die Rebellenkollegen je nach gewählter Klasse (Scharfschütze, Kleriker oder Jäger) mit jeweils 2 Feuerwaffen. Schrotflinten, Pistolen, Gewehre... und als Zugabe gibt es noch passende Bekleidung und eine Nahkampfwaffe (Beil, Säbel, Knüppel) die sich gegen Entgelt aufleven lassen. Zudem rüstet ihr eure Waffen mit aufladbaren Spezial-Mods auf. Ob zusätzliche Kugeln mit Brandeffekt, Röntgenblick oder temporäre Heilung, die Entscheidung liegt bei euch und ihr könnt frei kombinieren mit welcher Schusswaffe ihr den Mod benutzt. Ist der Spezialeffekt aufgebraucht, füllt sich die Modanzeige erst wieder komplett auf, wenn ihr eine gewisse Anzahl an Feinden erledigt habt, dies aber auch nur, wenn ihr die Waffe aktiv nutzt.



Besiegte Feinde und deren Anführer hinterlassen beim Dahinscheiden wertvollen Schrott, Eisenteile (die als Währung für allerlei Verbesserungen von Waffen und Ausrüstung in der Rebellenbasis dienen) und Munition. Gelegentlich stösst ihr auf Holzkisten, die hilfreiche Heilungsitems beinhalten. Denn die Welt von Remnant ist nix für Warmduscher. Drachenherzen, von denen ihr zu Beginn eine handvoll ausgehändigt bekommt, ersetzen verlorengegangene Lebensenergie. Bandagen helfen euch gegen Blutungen, Antibiotika heilt eure Infektionen und Ammotaschen füllen euren Munitionsvorrat wieder auf. Diese sind auch bitter nötig, weil das feige Invasorenpack euch nie alleine bekämpft. Ständig materialisieren sich Infanterielakaien in den von Braunrot- und Grautönen dominierten Levels und stösst ihr auf einen Miniboss oder Levelendgegner, wird dieser konstant von seinen Untertanen unterstützt.



Geschossen wird aus der Schultersicht à la Resi 4, der Nahkampf orientiert sich an der Soulsborne Formel. Jedoch wird die Staminaleiste nur beim Ausweichen, Wegrollen und Rennen tangiert. Nahkampfwaffen lassen sich ohne Ausdauerverlust benutzen. Gelegentlich bekommt ihr Traitpunkte, mit denen ihr eure Statuswerte verbessert und die HP erhöht, die Ausdauer ausweitet und vieles mehr. Ihr metzelt und ballert euch von Checkpoint zu Checkpoint. Dort könnt ihr dann jeweils zurück in die sicheren Rebellenstützpunkte reisen und eure hart erschossenen Devisen für Upgrades und ähnliches verjubeln, falls euch die Gegnerschar zu hart an die Kandarre nimmt.



Remnant from the Ashes besitzt, bis auf den Heimathub und dessen Portal, wo ihr in die unterschiedlichen Bereiche reist, keine fixe Levelstruktur. Die Welten und Gegner werden in der Hauptkampagne zufällig generiert, bleiben aber erhalten, wenn ihr das Zeitliche segnet. Es ist nicht so, dass ihr jedesmal eine komplett neue Welt erforschen müsst, ausser ihr macht einen Kampagnen-Reset, womit ihr zwar den Levelprogress verliert, nicht aber euren Charakter mit all seinen erspielten Werten, Waffen und Fähigkeiten. Auch dürft ihr bei einem vorzeitigem Ableben sämtliche erspielten Goodies behalten. Fakt ist aber, dass ihr bereits ab dem ersten Level komplett andere Monster über den Haufen ballert und Bereiche erforscht, als z.B einer eurer Freunde oder Onlinemitstreiter. Laut Entwickler Gunfire Games werdet ihr in einem Durchlauf nie auf alle Waffen und die 120 verschiedene Gegnertypen treffen. Mehrmaliges Durchspielen ist für Komplettisten in dem Fall ein Muss.



Es wird zwar nicht explizit erwähnt, aber Remnant from the Ashes ist auf Multiplayer ausgelegt. Mit bis zu drei anderen Mitstreitern schiesst ihr euch durch die Endzeit. Ihr könnt entweder in ein öffentliches Spiel einsteigen oder nur mit Gleichgesinnten aus eurer Freundesliste die nichtirdische Monsterbrut aufs Korn nehmen. Wer keinen Bock auf geselliges Rumgeballere hat, schaltet den Onlinemodus komplett aus und kämpft sich alleine durch die prozedual generierten Levels.


Fazit: Eins gleich vornweg, der Singleplayer Modus ist eine absolute Katastrophe. Hat man sich zum Endboss durchgekämpft, wird einem schnell klar, dass selbst erfahrenen Spieleveteranen kaum eine faire Chance gegeben wird. Will man den Oberfiesling aufs Korn nehmen, kommt von hinten aus dem nichts irgend so ein Helfeshelfer und zwickt euch ins Bein oder versetzt euch den finalen Todesstoss. Kümmert man sich hingegen zuerst um die Mondsterbrut, schiesst der Levelchef euch in Stücke. Will man sich heilen und hechtet wild in der Gegend rum, um sich ein sicheres Örtchen zu suchen und die Wunden zu lecken, dauert die Heilungsanimation so lang, das ihr mittendrin, trotz trügerischer Sicherheit, erschlagen werdet. Zusätzlich stösst mir das zufällig generierte Leveldesign sauer auf. Für mich ist das einfach programmiertechnische Faulheit und die generischen Bereiche, plus die ständig wechselnden Gegner bei einem Neustart, erinnern einfach an einen unkreativen Setzbaukasten. Wer sich eine Strategie aufbauen will, kann es gleich vergessen. Zwar bleibt der Levelaufbau beim Neustart der gleiche aber die Gegner wechseln von Continue zu Continue. Es kann sogar vorkommen, dass ihr auf einen Levelboss mitten in einem normalen Bereich stösst. Killt er euch aber, kann es gut sein, dass er bei einem erneuten Versuch gar nicht auftaucht. Was soll das? Komplett Banane. Wer hat sich sowas ausgedacht?



Besser wird es jedoch in Mehrspielerpartien, wo ihr euch gegenseitig Feuerschutz und Rückendeckung gebt und so ein viel interessanteres Spielerlebnis serviert bekommt. Denn das Coregameplay ist absolute Spitzenklasse. Das Ballern macht einen Heidenspass und fühlt sich richtig satt an. Durch die Waffenmods, Meleeattacken und das vielfältige Waffenarsenal kommt so schnell keine Langweile auf, aber leider erlaubt sich Gunfire Games zuviele Schnitzer. Schon beim Spielanfang irre ich eine gefühlte halbe Stunde in der viel zu verschachtelten Heimbasis rum, bis irgendwann endlich das Portal aktiviert ist und die Action losgeht. Da gehören dem Herrn Leveldesigner nochmals gehörig die Leviten gelesen. Auch das andauernde Rumreisen zurück in die Basis, geht einem früher oder später gehörig auf den Sack. Warum ich zigmal durch die gleichen Räume latschen muss, um meine Knarre aufzuwerten oder Hilfsmittel käuflich erwerben zu können, bleibt mir ein Rätsel. Hier wurde soviel Potential verschenkt, es ist traurig. Denn mir gefällt die Idee und das Setting von Remnant from the Ashes. Aber dank den obengenannten Gründen kann ich das Spiel nur beschränkt empfehlen.



Optimal ist das Spiel nur, wenn man es mit Freunden durchspielt, denn auch der Public Modus hat seine Macken. Zwar helft ihr unbekannten Mitspielern beim Weiterkommen, aber euer Fortschritt kommt nicht voran, wenn ihr nicht in eurer eigenen Welt spielt. Auch kommt es dank dem Level Zufallsgenerator zu unfreiwilliger Situationskomik. Wartet ihr z.B. vor einem neuen Levelabschnitt auf eure Mitspieler kann es vorkommen, dass ihr die anderen nicht mehr erreichen könnt, weil z.B. eine schulterhohe Abbruchkante euch den Weg versperrt und ihr somit das Spiel abbrechen müsst.


Grafisch ist Remnant solides Mittelmass, nicht mehr, nicht weniger. Ich würde gern ein bis zwei Augen zudrücken und es besser bewerten, weil ich persönlich mag das Spiel. Aber unter den erwähnten Gesichtspunkten liegt mehr leider nicht drin. Wäre das ganze Drumherum so klasse wie das Gunplay, dann wäre es locker im mittleren 8er Bereich, doch die Realität ist leider eine Andere.



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