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The(G)net Review: The Falconeer

Was dabei heraus kommt, wenn ein fähiger Modder plötzlich zum Spiele-Entwickler mutiert, sehen wir Anhand des Beispiels von Tomas Sala. Mit seinem Skyrim-Mod «Moonpath to Elsweyr» wurde er weltbekannt. Heute arbeitet er als Creative Director beim niederländischen Indie-Studio Little Chicken Company und hat dort in den letzten Jahren praktisch im Alleingang an The Falconeer gewerkelt.



Auf dem Rücken eines riesigen Falken sitzend, steuern wir den majestätischen Vogel, gleiten durch Himmel und Wolken und kämpfen um Ruhm und Ehre für unseren Clan. The Falconeer ist ein Open-World Luftkampf Spiel, mit überraschend rasanten Kämpfen auf dem Rücken eines mächtigen "Warbirds". Dabei segeln wir nicht nur durch die Lüfte der beeindruckenden Fantasy-Welt, sondern bekämpfen unsere Feinde auch am Boden, ja sogar zwischen den Wellen der See und in den Tiefen des Ozeans. Das Ganze wird mit einem sehr kunstvollen, minimalistischen Look garniert, der mittlerweile sowas wie ein Markenzeichen der Little Chicken Company geworden ist, wenn man sich deren andere Projekte genauer ansieht.



Eine dazugehörige Story ist zwar vorhanden, aber nicht der Rede wert. Warum sich die verschiedenen Fraktionen und Clans in der mysteriösen Welt von Great Ursee bekämpfen, ist weder spannend inszeniert noch blieb mir irgend etwas davon in Erinnerung. The Falconeer will in erster Linie ein gechilltes Flugerlebnis sein, quasi ein «Ace Combat Light», nur eben mit Vögeln. Und nein, nur weil ein Typ auf einem Tier durch die Luft segelt, hat das nicht automatisch was mit SEGA’s Panzer Dragoon zu tun. Das hier ist ein echtes Open World Erlebnis und kein glorifizierter Rail-Shooter.



Zu Beginn wählen wir aus diversen Klassen einen Piloten nach unserem Gusto. Logisch, dass alle Reiter verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringen. Dann geht’s auch schon mit dem Tutorial los, wo wir die arcadelastige Steuerung anhand von ein paar kleinen Einsätzen beigebracht bekommen. Fliegen, Beschleunigen, Ausweichen, Schiessen, all das geht dank eingängiger und sehr direkter Steuerung flott in Fleisch und Blut über. Flugmanöver wie Dashes, Ausweichrollen oder Luftbremsen kosten dem gefiederten Freund immer etwas Ausdauer. Der Stamina-Balken regeneriert sich aber wieder von alleine. Je nach gewählter Klasse gibt’s etwa mehr Durchhaltevermögen, mehr Lebensenergie oder halt kraftvollere Munition.



Da so ein Federvieh keinen Motor besitzt, sind wir auf Böen und Luftströmungen angewiesen, die wir in den Kämpfen immer wieder mit einbeziehen sollten, um uns mit einem Geschwindigkeitsschub entscheidende Vorteile zu verschaffen. Feinde werden anvisiert und bleiben so stets im Sichtfeld. Unsere Energie-Kanone ist schneller leer, als es uns lieb ist, wird aber glücklicherweise mit Blitzen aufgeladen. Diese natürliche Ressource holen wir uns hoch oben in den Gewitterwolken, wo sie stets unbegrenzt zur Verfügung steht. Ein kurzer Ausflug durch die dunklen, zuckenden Wattebäuschchen und unser Energie-Tank ist wieder voll.



So fliegen wir von Insel zu Insel, sorgen für Ruhe und Ordnung, schmieden Freundschaften mit NPCs, für die wir natürlich kleinere Nebenjobs erledigen müssen und rüsten anschliessend mit den verdienten Erfahrungspunkten unseren Piepmatz zur waffenstarrenden Kampfmaschine auf. Eine gewisse Monotonie stellt sich speziell in den ersten Spielstunden ein, da wir immer wieder zwischen den gleichen Siedlungen hin und her fliegen müssen. Geduld und Durchaltevermögen werden im späteren Spielverlauf aber durchaus mit der einen oder anderen, spannenden Story-Mission und atemberaubenden Landschaftsbildern belohnt.



Fazit: Als Indie-Spiel macht sich The Falconeer eigentlich recht gut, auch wenn ich mich speziell zu Beginn echt überwinden musste, am Ball zu bleiben. Der Grund, warum ich das tat, war das tolle Fluggefühl und die befriedigende Action. Vielleicht war es aber auch der Fakt, dass ich für meine brandneue Xbox Series X nicht gerade viele, exklusive Spiele zum Launch zur Verfügung hatte, man weiss es nicht genau. Da verzeihe ich dem Spiel auch das viele Backtracking und Hin und Her zwischen den Siedlungen, was nur zur Streckung der Spielzeit dient. Auch dass es anfänglich einfach sauschwer war und ich mir erst mit viel mühsamem Grinding ein konkurrenzfähiges Federvieh erarbeiten musste, bis ich eine reale Chance hatte, hätte nicht sein müssen. Mir gefiel der Grafik-Stil aber ausgesprochen gut und im späteren Spielverlauf gibt’s auch richtig atemberaubende Szenarien zu bewundern, die stets in butterweichem 4k-60fps über meinen OLED huschten. Das hat schon was. Auch wenn ich Tomas Sala’s Solo-Projekt höchst beeindruckend finde, so reicht es letztendlich doch nicht ganz für eine Wertung, die dem hohen Arbeitsaufwand einer einzelnen Person angemessen wäre. Es geht hier aber schliesslich nicht um Charity, sondern um Spielspass (und eure Kohle) und da schneidet The Falconeer halt leider nur äusserst mittelmässig ab.




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