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The(G)net Review: Age of Empires III Definitive Edition

Nach dem Titel-Song und sobald das Nostalgiegefühl aus der Einführung nachlässt, bekommen wir eine erste, kleine Überraschung: Eine Notiz, die zugibt, dass man sich bei der Darstellung der indigenen Zivilisationen und der amerikanischen Geschichte in der ursprünglichen Veröffentlichung des Spiels anno 2005 "einige Freiheiten" genommen hätte... Oha!



Früher als Irokesen und Sioux bezeichnet, wurden ihnen spezifischere und "kulturell angemessenere" Namen gegeben, als jene, die sie tatsächlich hatten: Die Haudenosaunee und die Lakota. Eine Nachricht beim ersten Laden des Spiels zeigt an, dass sie "ungenaue oder stereotype Darstellungen" beseitigt und neue Voice-Over-Funktionen mit Muttersprachlern erstellt haben, mit Hilfe lebender Mitglieder dieser beiden Nationen. Soweit, so gut.



Im Hauptmenü haben wir die Wahl zwischen einer, an die klassische Benutzeroberfläche der vorherigen Spiele gehaltene Variante oder eine sauberere, modernere Version davon.

Unabhängig von der Wahl bietet das Menü einige neue Optionen. Der "Art of War"-Modus kehrt aus der Definitive Edition von Age of Empires II zurück und hilft neuen Spielern durch eine Reihe unterhaltsamer Herausforderungen, die Grundlagen von RTS-Spielen und speziell von Age III zu vermitteln. "Art of War" gefiel den Fans, daher ist seine Rückkehr in Age III natürlich willkommen. Für erfahrene Spieler ist es auch praktisch, da man sich hier wieder mit fortgeschrittenen Techniken vertraut machen und auf den Mehrspielermodus vorbereiten kann.



Ebenfalls zurückgekehrt ist der Modus "Historische Schlachten". Dieser sollte all jenen gefallen, denen der Ansatz der fiktiven Geschichte, den das ursprüngliche Spiel mit seiner Kampagne verfolgte, nie zufrieden gestellt hat. Eine kleine Textvorschau mit Sprachausgabe hilft dabei, die Stimmung und den historischen Kontext festzulegen, bevor sich jedes Szenario selbst entfaltet. Der Versuch, berühmte Siege aus vergangenen Jahrhunderten nachzubilden ist jedoch schwierig, und einige dieser Schlachten tatsächlich zu gewinnen, ist selbst auf mässigem Schwierigkeitsgrad eine ziemliche Herausforderung. Oder vielleicht bin ich einfach nur ausser Übung...



Age of Empires III: Definitive Edition fügt zwei neue Nationen hinzu: Die Schweden und die Inka. Die einzigartigen Merkmale der Schweden konzentrieren sich auf das, was Age III von Age I und II unterscheidet, wie Schiesspulver und Söldnereinheiten. Grundsätzlich fühlen sie sich jedoch weniger ausgeprägt als die Inka an, die mir am meisten Spass gemacht haben. Um es in einem Wort zusammenzufassen: Lamas. Alles für das Lama! Ästhetisch sind ihre Einheiten und insbesondere ihre Gebäude voller filigraner Details und sehen so, verglichen mit den anderen Zivilisationen des Spiels, einzigartig aus.



Während sich jede Kampagnen-Mission in Bezug auf die Handlung sehr unterschiedlich spielt, haben die Ziele in jedem Kapitel ein ziemlich konsistentes Thema. Die meisten stellen uns vor bestimmte Herausforderungen, z.B. die Zerstörung von Versorgungscaches oder einer feindlichen Stadt, den Bau eines bestimmten Gebäudes oder Ressourcenzentrums. Die jenigen, die einen reineren Empire-Builder suchen, finden diesen in den alternativen Spiel-Modi. Die Hauptkampagnen von Age of Empires III ist auf andere Ziele ausgerichtet. Es gibt jetzt auch mehr davon. Zusammen mit den Erweiterungen "Asian Dynasties" und "The War Chiefs", enthält die Definitive Edition noch eine brandneue Erweiterung, die die Gesamtzahl der Kampagnen-Missionen auf 16 erhöht. Selbstredend für ein Remake wurden alle Szenarios des Hauptspiels und sämtlicher DLCs mit verbesserter Grafik und Sound vollständig überarbeitet. Die Entwickler haben sogar volle Mod-Unterstützung hinzugefügt.



Interessant ist auch der Modus "Heimatstadt". Zuerst habe ich den als Kuriosität abgetan, aber es ist tatsächlich eine interessante Mischung aus Kartensammeln und Basisbildung. Wir erstellen Kartendecks, mit denen wir unsere Stadt verbessern und anpassen. Früher musste man Karten freischalten, indem wir bestimmte Meilensteine im Spiel erreichte. In der Definitive Edition wurde dies jedoch geändert. Alle verfügbaren Karten und Funktionen werden einfach beim Spielen freigeschaltet.



Insbesondere die neuen Physikfunktionen machen viel Spass. Eine Kanonenkugel, die durch eine Infanterieformation pflügt, lässt die armen Soldaten spektakulär durch die Luft fliegen. Einzelne Dach- und Querträger brechen und fallen realistisch, durchbrechen Wände und andere Strukturen. Die Beleuchtung, Reflektionen, Partikeleffekte und Geländetexturen gefallen ebenfalls, speziell in voller 4K-Auflösung. Es ist auch alles sehr hell und farbenfroh, mit wunderschönen, detaillierten Umgebungen und neu gezeichneten Sprites. Die Animatoren haben aber nicht so gute Arbeit geleistet. Bei einer solchen Vielfalt an Gebietsschemas, Gebäudetypen, Zeiträumen und Einheiten in den verfügbaren Kampagnen ist gerade die visuelle Darstellung trotzdem eine beachtliche Leistung. Es hat etwas Kathartisches zu sehen, wie die eigene, massive Armee über die Karte fegt und nichts als rauchende Überreste der Siedlungen hinterlässt. Die Zerstörung, speziell in grösseren Schlachten, ist wirklich beeindruckend.



Fazit:

Gleich zu Beginn muss ich festhalten, dass man Age III sein Alter anmerkt. An manchen Stellen wirkt es sehr entschleunigt, um nicht zu sagen träge. Die Benutzeroberfläche ist im Vergleich zu anderen 4X-Titeln ziemlich spartanisch, wirkt aber aufgeräumter und moderner und auf jeden Fall fokussierter, als bei Spielen wie Age of Wonders: Planetfall oder Crusader Kings. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich mich an einen Grossteil der Originalversion erinnere, aber ich muss sagen, dass ich diese neue Version an manchen Stellen etwas seltsam fand, gerade bei der Bedienung. Ebenso habe ich ziemlich viel Zeit damit verschwendet nach einer Möglichkeit zu suchen, um das Spiel zu beschleunigen, konnte aber keine finden, was ärgerlich ist, weil sich die Einheiten manchmal einfach schmerzhaft langsam bewegen und dann auch noch ziemlich schnell sterben. Die KI steckt also noch im Jahre 2005 fest. Ein ungewollter Klick an der falschen Stelle schickt meine kleinen Truppen fast immer auf ein fröhliches - und tödliches - Abenteuer.



Die CG-Zwischensequenzen sehen dafür grossartig aus, aber wenn es um Einheitenanimationen während In-Engine-Szenen oder Schlachten geht, war ich ziemlich enttäuscht. Ich weiss, dass eine detaillierte Cinematographie wahrscheinlich keine Priorität hatte, aber ich hätte gehofft, mehr natürliche Bewegungen der einzelnen Einheiten zu sehen. Es ist nicht so, dass sie schlecht sind, aber eben auch nicht zeitgemäss.


In Bezug auf das Gameplay haben die Entwickler viele Verbesserungen vorgenommen, die die Community im Laufe der Jahre gefordert hatte. Aber anderswo konnte ich nicht wirklich so viele Veränderungen sehen. Die KI ist immer wieder das Hauptproblem; wenn man beispielsweise seinen Einheiten nicht direkt befiehlt anzugreifen, kommen die einfach nicht aus den Puschen. Die Soldaten an der Front greifen zwar an, wenn Feinde in Sicht sind, aber die weiter hinten stehen einfach still - selbst wenn sie sich im Angriffsmodus befinden. Da es Optionen für defensivere und offensivere Formationen gibt, würde man erwarten, dass sie auch ohne mein Zutun entsprechend reagieren. Davon abgesehen ist Age of Empires III Definitive Edition ein schönes Remake geworden. Ein Remaster für Fans sozusagen.




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