Wenn es ein Genre gibt, das auf den HD-Konsolen übermässig viel vertreten ist, dann dasjenige der Egoshooter. Fast jedes zweite veröffentlichte Spiel gehört dieser beliebten Gattung an, so auch Bodycount. Es wird zunehmend schwieriger, die Spieler in diesem Segment noch zu überraschen. Als spiritueller Nachfolger von Black sollte Bodycount dennoch gute Karten haben.
Black war ein geiles Spiel, oder? 'Gunporno' haben wir es liebevoll genannt. In gewisser Weise ist Bodycount der spirituelle Nachfolger zu Criterions Black – oder zumindest sollte er das mal sein. Kein Wunder, schliesslich steckt(e) ja auch der Black-Schöpfer Stuart Black hinter dem Projekt, der das Entwicklerstudio Codemasters Guildford aber mitten im Entwicklungsprozess des Spiels verlassen hat, um einen neuen Titel für City Interactive zu entwickeln. Laut Codemasters sollte man sich keine Sorgen über die Fertigstellung von Bodycount machen, es würde auch ohne Stuart funktionieren. Gute Vorzeichen sehen wohl etwas anders aus. Unsere Ängste und Zweifel wurden jetzt bestätigt...
In Bodycount verkörpert ihr einen namen- und seelenlosen Soldaten einer Regierungs-Organisation mit dem ominösen wie einfallslosen Namen 'The Network'. Ihr seid verpflichtet, angespannte Situationen in Krisengebieten dieser Erde aufzulösen, wenn die Diplomatie mal wieder versagt hat. Diese Aufgabe führt euch vor allem nach Afrika und Asien. Ihr kämpft euch durch gelb-braun-blaue Slums und futuristische Militäranlagen. Eine Story gibt es so gut wie keine. 'Seek-and-Destroy' lautet die Devise. Und wenn wir mal ein paar Storyfetzen oder Dialoge zu hören bekommen, verstehen wir nur Bahnhof. Highlights von Bodycount sollen die Waffen und die zerstörbare Umgebung sein. Während die Waffen noch eine gute Figur machen, hält es sich mit der Zerstörung arg in Grenzen. Wer ein Red Faction erwartet, wird enttäuscht.
Die ersten Meter im Spiel werden zur Qual. Wie um Himmels Willen kann man im Jahr 2011 die Steuerung eines Egoshooters dermassen versauen? Die Abfrage ist ungenau und das Fadenkreuz bewegt sich extrem langsam. Man hat ständig das Gefühl, durch ein Meer aus Honig zu laufen. Skillshots - und die sind ein wichtiges Gameplay-Element - lassen sich so gut wie gar nicht ausführen. Die automatische Zielhilfe visiert immer den Torso eines Gegners an. Leichte Korrekturen in Richtung Kopf sind Glückssache. So ballert man meist volle Pulle aus der Hüfte, wenn sich das Fadenkreuz rot färbt. Zielen über Kimme und Korn (ADS) gibt es sowieso nicht. Statt dessen gibt es einen Zoom. Man kann noch so lang im Optionsmenü herumschrauben, eine gut spielbare Konfiguration gibt es einfach nicht.
Das Gameplay erinnent demzufolge an Ultra-Klassiker des Genres. Ballert einen Haufen Soldaten nach dem anderen nieder und sucht den Level-Ausgang. Wenigstens sind die Waffen und Gun-Sounds gelungen und ein paar der Explosionseffekte sind hübsch anzusehen. So kommt für ein paar kurze Minuten doch noch so etwas wie Spass auf. Der Spass endet, wenn mal wieder eine der vielen Handgranaten neben euch landet, und ihr das in der Hitze des Gefechts und mangels Anzeige im HUD nicht bemerkt und folglich ins Gras beisst.
Bodycount bietet ein Cover-System, das aber mehr schlecht als recht funktioniert, denn es ist mit der Zielfunktion gekoppelt. So funktionierts: Drückt ihr den L-Trigger nur leicht wird gezielt und ihr könnt euch noch bewegen, drückt ihr den Trigger hingegen ganz durch, bleibt ihr stehen und könnt mit dem Stick in Deckung gehen, bzw. links und rechts Lehnen. Dieses Setup ist arg gewöhnungsbedürftig und kann auch nicht geändert werden.
Bodycount ist ein recht einfaches Spiel. Solltet ihr trotzdem überfordert sein, stehen euch eine Reihe Spezialfähigkeiten zur Verfügung, d.h. 4 Stück sind es genaugenommen. Macht euch kurzzeitig unverwundbar, setzt Brandmunition ein, lässt euch die Position der Feinde anzeigen oder werdet unsichtbar. Der Einsatz dieser Gadgets benötigt logischerweise Energie, die ihr in Form von Orbs von erledigten Gegnern bekommt. Aktiviert werden die Fähigkeiten dann mit dem Digipad. So könnt ihr eventuell ein paar Kills zu Kill-Combos verknüpfen und Punkte kassieren. Um die geht es im Endeffekt auch, denn Bodycount ist ein Score-Shooter wie schon Bulletstorm vor ihm.
Gut gefallen hat mir das Level-Design, das euch nicht durch Schläuche schickt, sondern mit vielen Wegen zum Erkunden einlädt. Auch wenn es abseits der Ziel-Markierung nichts zu finden gibt, können die Gefechte doch von verschiedenen Seiten angegangen werden. Am Ende endet alles in einem halben Dutzend Stunden mit einem faden Nachgeschmack von den immer gleichen Feinden und den recycelten Levels.
Wer die Kampagne durch hat (die übrigens auch online im KoOp-Modus bestritten werden kann), darf sich am Bodycount-Modus (Story mit Punktejagd) oder den Multiplayer-Modi versuchen. Leider gibt es so gut wie keine Online-Matches. Die Fangemeinde lässt sich wohl an zwei Händen abzählen. Immerhin stehen Deathmatch, Team-Deathmatch und ein Survival Modus zur Verfügung.
Fazit:
Was ist denn da passiert? Liebe Freunde bei Codemasters: Wenn ihr schon langweilige Levels designt und nur wenige Gegnertypen serviert, dann muss wenigstens die Steuerung stimmen, sonst endet das in einer Katastrophe! Jetzt habt ihr den Salat. Bodycount hätte ein richtig guter Score-Shooter werden können, wenn ihr den Entwicklern noch ein Jahr mehr Zeit gegeben hättet. Aber so macht das Ganze nun wirklich keine Laune, nicht einmal für Egoshooter Fans. (G)net-Leser, die mit Bodycount liebäugeln, sollten sich die Demoversion auf dem Marktplatz besorgen. Es wird dem Geldbeutel gut tun.
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