Laut Entwickler Blue Omega soll Damnation das Shooter Genre revolutionieren. Wie das heute noch funktionieren soll? Mit dem sogenannten "vertical combat"! Man kombiniert einfach weitläufige Kletterpassagen mit 3rd Person Ballereien. Innovativ? Top oder Flop? Unser Test schafft Klarheit.
Das Erstlingswerk der Blue Omega Studios hat seine Wurzeln im Indie-Game Sektor. Damnation war ursprünglich eine Mod zum Epic Shooter Unreal Tournament. Codemasters kam die Idee, das Teil auszubauen und als eigenständiges Spiel zu vermarkten, was wir der grossen Beliebtheit der Mod zu verdanken haben. Damnation kombiniert also rasante 3rd Person Action à la Gears of War mit aufreibenden Kämpfen in gigantisch grossen Arealen.
Das Setting: Eine mit ikonischen Elementen der amerikanischen Geschichte inspirierte, post-industrielle Steampunk-Welt. Hier wütet ein bereits 40 Jahre andauernder Krieg zwischen den Nationalisten und Kräften der Koalition. Die natürlichen Ressourcen sind vernichtet und der Industriemagnat W.D. Prescott, Anführer von Prescott Standard Industries, überrennt das von den Kämpfen verwüstete Land, um die Überbleibsel des Militärs zu vernichten, die Zivilbevölkerung zu unterwerfen und seine eigene Ordnung zu etablieren. Nazis im Wilden Westen. In der Rolle von Rourke, einem Mitglied der Peacemaker-Rebellen, macht sich der Spieler auf eine lange und gefahrvolle Reise, die düstere Wahrheit hinter Prescott Industries zu enthüllen, eine verlorene Liebe wieder zu finden und die Welt von Damnation zu retten.
Hört sich gut an, ist es aber nicht. Damnation tut so ziemlich alles, um dem Spieler das Erlebnis zu versauen. Bevor ich jetzt darauf eingehe, warum mir das Spiel trotzdem Spass gemacht hat, will ich zuerst auf die Probleme von Damnation eingehen. Zuerst einmal ist es unglaublich fehlerhaft. Alliierte NPC's bleiben plötzlich stehen, verschwinden und teleportieren sich dann zur nächsten, im Script vorgegebenen Location. Gegner drehen euch den Rücken zu, oder lassen sich in regelmässigen Abständen ein paar mal ins Gesicht schiessen bevor sie verdutzt "Oh, hallo!" sagen und tot umfallen. Die Schiessereien sind eine Qual. Kein gutes Zeugnis für einen Shooter. Das Zielen ist zu empfindlich, die Waffen fühlen sich leicht und schwach an, und lassen Bumms vermissen. Eine Covermechanik gibt es nicht, Nahkampfangriffe treffen meistens ins Leere, die Motorrad-Einlagen sind noch schlechter als die von Lara Croft und die Propaganda von Lord Prescott, die überall aus dutzenden von Lautsprechern schallt, treibt euch mit ihren 20 Sekunden Loops langsam in den Wahnsinn.
Der springende Punkt ist, dass Damnation trotz dieser vielen Mängel irgendwo immer noch Spass macht und zwar als halbwegs guter Platformer. Rourke hat eine Menge Kletter-Animationen und -Moves, die mich immer wieder an den persischen Prinzen oder Lara's Oberweite erinnert haben. Die Level sind riesig, clever designt, mit mehreren Routen zum Ziel und einem stets instinktiven, unsichtbaren roten Faden. Die Weitsicht ist phenomenal! Es ist ein fantastisches und sehr seltenes Erlebnis, wenn man nach 2 Stunden zurück blickt und ganz weit hinten in der Ferne den Startpunkt ausmachen kann. Kudos an Blue Omega dafür. Das ist gleichzeit auch der Hauptgrund, warum ihr immer wieder zum Spiel zurück kehrt, um den nächsten, enormen Level und die nächste lächerliche Cut-Scene zu sehen.
Damnation ist kein schönes Spiel. Da hilft es auch nicht, dass die Designer ihre Inspiration offensichtlich von Gears of War bekommen haben. Die zahlreichen low-res Texturen, häufige Ruckler, das mehr schlechte als rechte Aliasing und viele Clipping-Fehler trüben den an sich guten Ersteindruck. Blue Omega hat wie so viele Entwickler dieser Tage die Unreal Engine 3 im Einsatz, weiss damit aber offensichtlich nicht richtig umzugehen. Das einzig schöne am Spiel sind die Charaktere und das viel zu kleine Top der weiblichen Protagonistin.
Leider kann ich auch nichts Gutes vom Multiplayer Modus berichten. Damnation verfügt zwar über einen Co-Op Modus, dieser läuft aber nur im lokalen Splitscreen. Die anderen VS-Modi leiden unter den gleichen Problemen wie die Singleplayer Kampagne und sowieso wird es schwer sein, einen Server zu finden, da die meisten Gamer bereits gecheckt haben, dass Damnation keine Awards gewinnt. Wie schon so oft hätte man die Entwicklungs-Zeit und -Kosten lieber in die Singleplayer Kampagne stecken sollen, dann wäre zumindest theoretisch ein Teil des Spiels gelungen.
Fazit:
Das Setting und die Kletter-Einlagen in Damnation haben mir gefallen und ich hätte dem Erstlingswerk der Blue Omega Studios wirklich gerne eine gute Note gegeben. Respekt hat man sich mit den klever designten, riesigen Levels verdient. Alles andere ist aber leider ziemlich verbugt und nicht zeitgemäss. Speziell die langweiligen Shootouts, die lachhaften Dialoge, die unausgereifte Story und Cut-Scenes wie aus einem C-Movie wirken reichlich unprofessionell. Und sind wir mal ehrlich, "vertical combat" ist auch nicht besonders neu oder innovativ.
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