Die Wii wird zur Recycling Konsole! Diese Aussage ist gar nicht mal so abwegig. Neben Sega, die mit diversen Remakes – die wirklich nicht schlecht waren – die Wii gefüttert haben, hat auch Capcom mit Okami sowie der Resident Evil 4 Wii-Version schon tolle Spiele für die Wii geliefert. Mit Dead Rising, wird nun erstmals ein Xbox 360 original Spiel auf die technisch schwächere Wii umgesetzt und das Resultat ist leider das erste Mal durchwachsen.
Doch fangen wir vorne an. Ihr schlüpft, wie im 360-Original in die Rolle des Fotojournalisten Frank West, der einer heissen Story in der Willamette Shoppingmall auf der Spur ist. Heiss ist die Story wirklich! Das Einkaufszentrum wurde nämlich von Zombies überrannt und die wenigen Überlebenden sind darin gefangen. Wer den Film Dawn of the Dead von George A. Romero kennt, wird die Story wohl wiedererkennen. Das Spiel parodiert diese nämlich gekonnt. Nicht das die Story von Dead Rising: Chop till you drop Blockbuster-Niveau hätte, ganz im Gegenteil, sie ist extrem trashig und harzig, gibt euch aber einen Grund warum ihr die Shoppingtour auf euch nehmt.
Ihr seid nun Frank und eure Aufgabe ist klar: Rettet die armen Zivilisten aus den gierigen Fängen der Zombies und kommt dem Ursprung der Zombies auf die Schliche, inklusive Verschwörungstheorien!
Eure Aufträge erhaltet ihr nun nicht mehr zufällig per Funkgerät, sondern immer schön im Saveroom direkt vom Hausmeister persönlich. Die Aufgaben denen des 360 Originals sehr ähnlich und laufen meistens nach dem selben Schema ab: Rennt durch die Mall, immer dem hilfreichen Pfeil am oberen Bildrand nach, erwehrt euch eurer Haut mit allem was euch in die Finger kommt und findet die oder den Zivilisten. Danach fängt der Frust an. Ihr müsst nun (meistens mehrere) Zivilisten Geleitschutz bieten. Klingt nicht schwierig? Wäre es auch nicht, wenn die KI der zu Rettenden nicht auf einer Ebene mit einem Stück Brot wäre! Wie in der 360-Version werdet ihr euch häufig, aufgrund derer Dummheit, die Haare ausreissen. Viele werden den Trip in den rettenden Speicherraum nicht überstehen was aber nicht extrem tragisch ist, da genügen Leute auf eure Rettung warten und das Spiel diverse Enden bietet.
Eines der imposantesten Elemente auf der Xbox 360 waren die unzähligen Zombies gleichzeitig auf dem Bildschirm. Diese waren echte Hindernisse, die euch im Weg standen und eliminiert werden mussten. Auf der nun schwächeren Wii-Hardware, mussten die Untoten leider gehörig Federn lassen. Anstatt Horden von Zombies, werdet ihr nun nur noch kleinere Grüppchen vorfinden, die keine echte Hürde mehr darstellen. Trotzdem macht es immer noch einen heiden Spass, die Zombies mit allem was im Einkaufszentrum herumliegt zu verdreschen und auszuprobieren wie sie auf verschiedene Gegenstände reagieren. Man merkt aber schnell, dass die Entwickler mehr auf Waffengewalt setzten als auf die individuellen Gegenstände, die gerne auch als Waffen zweckentfremdet werden können. Jeder eliminierte Zombie hinterlässt nach seinem Ableben Munition für eure Schusswaffen. Dies nimmt ein wenig die Spannung und das experimentieren mit Gegenständen aus dem Spiel.
Neben den Zombies, hat es noch diverse Irre in der Mall, die als Bossgegner fungieren. Diese Menschen (!) vertragen extrem viel Blei und lassen die Frage aufkommen, wieso diese mehr Wumms vertragen da sie ja nicht mutiert sind? Obwohl Capcom die Antwort nach wie vor schuldigt bleibt sind die Bossgegner gut inszeniert. Trotzdem bleibt den Bossgegnern eine gemeinsamkeit mit den Zombis.....sie sind alle Strohdumm.
Die Wii Version hat natürlich auch einige exklusive Features spendiert bekommen. Diverse neue Waffen sowie Zombiearten haben sich ins Spiel eingeschlichen. Ihr könnt nun verschiedene Speicherstände anlegen und somit Fehler rückgängig machen. Die Pointerfunktion der Wii kommt bei Schusswaffen zum Einsatz und funktioniert (wer hätte es gedacht) genauso gut wie bei Resident Evil 4. Zu guter Letzt könnt ihr euch durch beherztes Schütteln der Wiimote eurer Haut erwehren und zum Teil sogar spezielle Moves vom Stapel lassen. Den genauso wie im 360 Original, erhaltet ihr für gerettete Menschen und getötete Zombies Erfahrungspunkte die in neue Moves investiert werden dürfen. Die Steuerung funktioniert auch auf der Wii tadellos. Fragwürdig ist aber warum man zwei Buttons zum aufheben von Gegenständen oder zum öffnen von Türen drücken muss
Den Rückschritt in der Zombie-Anzahl haben wir ja schon angesprochen. Der Rest der visuellen Umsetzung wurde aber interessanterweise gut auf die schwächere Hardware angepasst. Nicht dass die 360-Version ein optisches Highlight gewesen wäre, aber die Wii-Umsetzung ist toll gelungen. Das Spiel läuft sehr flüssig, hat aber einen andauernden Unscharffaktor sowie häufig aufpoppende Zombies. Viele Bereiche wurden ebenfalls zurückgestuft und es liegen weniger Gegenstände herum. Die häufigen Zwischensequenzen sind dafür sehr gut inszeniert und überzeugen durch eine gute Grafik. Kurz: nicht das schönste Wii Spiel da draussen, aber auch nicht das Hässlichste.
Die Story ist wie eingangs erwähnt, sehr weit von einem Oscar entfernt. Dies wird auch schnell bei der unglaublich trashigen Sprachausgabe klar. Alle Sprecher (bis auf die irren Bossgegner) sind austauschbar und lassen absolut keine Spannung oder Emotionen aufkommen. Die weitere akustische Untermalung Musik passt aber gut ins Konzept und vor allem die verschiedenen Geräusche der Gegenstände können überzeugen.
Nach gut zehn Stunden ist der Spuk auch schon vorbei und der Wiederspielwert genauso. Es bleibt die Frage, soll ich es mir holen, wenn ich schon das 3 Jahre alte Original besitze? Ganz klar nein. Aufgrund der technischen Rückschritte und den wenigen Neuerungen, muss man Dead Rising: Chop till you drop nicht haben. Ach und liebe Capcom-Entwickler. Wenn man schon einen Fotojournalisten ins Krisengebiet schickt und im Original Fotos schiessen kann, wieso nimmt man dieses tolle und essentielle Feature unverständlicherweise aus der Wii Version?
Fazit:
Ich wurde schon mit dem Original und dem völlig verhunzten Speichersystem nicht wirklich warm. Trotzdem hatte ich aber enorm viel Spass, die Horden von Zombies auf verschiedene Arten zu plätten denn sind wir ehrlich, wer killt nicht gerne Zombies?! Diese "Horden" sind nun Geschichte und die wenigen Zombies auf der Wii enttäuschen mich. Zum Teil fühlt man sich richtig alleine in der riesigen Mall. Was bleibt ist ein kurzweiliges sowie trashiges Zombiespiel mit haufenweise Beschützermissionen und einer doofen Story. Wer das Original verpasst hat, kann sicher einen Blick darauf werfen, wer das Original sein Eigen nennt, braucht die Wii Version definitiv nicht, auch aufgrund der technischen Rückschritte. Und was lernen wird daraus? Lieber eine original Entwicklung auf der Wii kreieren als ein schamlos und technisch minderwertiges Remake zu machen. Schade!
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