Als alter Shmup-Fan bin ich immer auf der Suche nach versteckten Perlen. Auf Konsolen ist das Angebot recht überschaubar, aber gerade auf Steam kann man sich vor Angeboten kaum retten. Leider sind die meisten Vertreter von fragwürdiger Qualität und nur auf den schnell Cash-Grab aus. Von Zeit zu Zeit stösst man aber auf ein Juwel, wie jetzt geschehen, mit Devil Blade Reboot.
Devil Blade Reboot ist ein fesselndes pseudo 3D Shoot'em Up, das "die Grenzen der Pixelkunst sprengt" (O-Ton der Entwickler) und dabei glatt als reine Japan-Veröffentlichung für den SEGA Saturn durchgehen könnte. Es gibt auch einen guten Grund, warum sich das Spiel derart "retro" anfühlt, als stamme es aus der 32-Bit-Ära. Es handelt sich nämlich um einen Reboot des 1996 veröffentlichten Originals Devil Blade, einem kleinen Indie-Projekt, das mit dem 2D-Editor Dezaemon Plus erstellt wurde und nur in Japan erschien. Ich gebs zu, ich kannte das Original nicht! Der Schöpfer dahinter ist aber kein Unbekannter. Shigatake (auch bekannt als Takehiro Shiga) kennt man vielleicht von Vanillaware-Spielen wie Unicorn Overlord und Dragon's Crown. Hier liefert der Gute aber nicht bloss wunderschöne Artworks ab, sondern einen sorgfältig gemalten Pixel-Look, der die obige Behauptung wahrlich unterstreicht.
Selten habe ich ein derartiges Pixel-Fest gesehen! Der Bildschirm ist gefüllt mit Schiffen, wunderschön gerenderten Hintergründen und höllischen Kugelhageln. Obwohl das Spiel in 2D-Pixelgrafik gerendert wird, sorgen Techniken wie Tiefenunschärfe, Parallax Scrolling, Zooming und mehrschichtige Hintergründe für ein greifbares Raumgefühl, das sogar spielerischen Einfluss hat.
Trotz der komplexen Grafik und der rasanten Action ist das Konzept hinter Devil Blade Reboot ziemlich einfach. Das Motto: Ausweichen, schiessen und zerstören, ohne unnötigen Ballast. Das versteckte Gimmick besteht darin, möglichst gefährlich zu spielen. Devil Blade setzt auf ein simples aber effektives Risk-Reward System, ähnlich wie damals Ikaruga oder Radiant Silvergun. Je näher man an Feinde heranfliegt, bevor man sie vernichtet, desto höher steigt der Punktemultiplikator. Der maximale Multiplikator wird nur vergeben, wenn man sich nur wenige Pixel von seinem Ziel entfernt befindet.
Natürlich besteht bei Kämpfen aus nächster Nähe ständig die Gefahr, von einem feindlichen Schiff oder einem Schuss getroffen zu werden, folglich tragen schnelle Reflexe und eine gute Schussmuster Erkennung nicht nur zum Überleben bei, sondern auch zur Maximierung der Punktzahl. Und gerade hier hilft der visuelle Stil, die Geschosse sowie deren Richtung und die Bewegungen der Feinde gut zu erkennen, was das Erlebnis weiter verbessert.
Dazu kommen noch ein paar weitere Kniffe. Das Schiff hat zwei Schussmodi: einen engen und einen breiten. Ersterer verlangsamt die Bewegung leicht. Obendrauf kann man einen Boost aktivieren, um die Anzahl der Punkte zu erhöhen, die man für das Abschiessen der Gegner erhält. Ein Schild-Pick Up und Smart-Bombs runden das Angebot ab.
Devil Blade Reboot ist - im Gegensatz zu den oben erwähnten Kollegen - erfrischend unkompliziert und nachsichtig. Die Schwierigkeitsgrade sind ausgeglichen und stets fair. Es gibt einen super einfachen Modus, wo man sich in Ruhe durch Hunderte von feindlichen Schiffen ballern kann. Ideal für Anfänger und jene, die einfach nur mal das Ende sehen möchten. Und für die Hardcore-Spieler gibts mit „Inferno“ das genaue Gegenteil. Hier werden Hilfen wie das Schild oder die Smart-Bombs gleich ganz eliminiert. Ausserdem explodiert das Schiff, wenn man den Punktemultiplikator nicht ständig am Laufen hält. Eine schweisstreibende Angelegenheit!
Shigatake hat fast ein Jahrzehnt lang am Devil Blade Reboot gearbeitet und das sieht man an allen Ecken und Enden! Die Schiffsbewegungen und die Art und Weise, wie die Gegner feuern, sind meisterhaft gestaltet und überraschten mich in den fünf Levels immer wieder. Obwohl es sich um ein 2D-Spiel handelt, spielt Devil Blade Reboot auf äusserst kreative Weise mit der Perspektive; Shigatake hat einige unglaublich clevere grafische Tricks auf Lager, die man einfach in Bewegung gesehen haben muss!
Neben dem „Reboot“ enthält das Spiel auch einen „Retro-Modus“, der das Original von Devil Blade aus dem Jahr 1996 originalgetreu nachbildet und das moderne Berserk-Punktesystem integriert. Ihr bekommt also eigentlich gleich zwei Spiele zum Preis für eines! Für Langzeitmotivation sorgen ausserdem zusätzliche freischaltbare Inhalte und Anpassungsoptionen, die engagierte Spieler mit neuen Herausforderungen belohnen und Anreize bieten, um immer wieder zum Spiel zurückzukehren. Das ist gut, denn ein Durchgang dauert Genre-üblich nur rund 25 Minuten.
Fazit:
Boah, ich hab schon Jahrzehnte lang nicht mehr solche Bauklötze bei einem Shoot'em Up gestaunt! Shigatake und sein Team holen einfach alles aus dem Baukasten heraus, was der STG Builder hergibt. Der wunderschönen Pixel-Optik, den wahnsinns Effekten und dem Killer-Soundtrack, der das Blut so richtig in Wallung bringt, liegt zudem ein extrem durchdachtes Gameplay-Gerüst zu Grunde, das jeden Durchgang von Devil Blade zum Leckerbissen macht. Selten war das gegnerische Feuer so dicht und gleichzeitig so gut "lesbar" wie hier. Und selbt beim grössten Chaos auf dem Schirm läuft die Action stets butterweich und lagfrei. Ich darf und muss Devil Blade Reboot einfach jedem Shmup-Fan ans Herz legen. Schade, dass es nur für den PC erhältlich ist.
Devil Blade Reboot ist nur digital und zum Zeitpunkt dieses Tests nur für den PC (via Steam) erhältlich. Wir haben uns das Spiel selbst gekauft.
Comentarios