Habt ihr schon immer davon geträumt, einen Ferrari zu fahren? Ist Michael Schumacher euer grosses Idol? Zieht ihr euch jede Folge von Top Gear rein und beneidet Jeremy Clarkson, wie er Ferrari über Ferrari mit Highspeed über die Rennstrecken hetzt? Wenn ihr nur eine dieser Fragen mit Ja beantworten könnt, dürftet ihr mit Ferrari Challenge eine Menge Spass haben.
System 3's Ferrari Challenge Trofeo Pirelli ist visuell nicht so spektakular wie GT5: Prologue und es ist auch nicht so "deep" wie Forza 2, oder so wahnwitzig schnell wie GRID. Trotzdem ist Ferrari Challenge äusserst kompetent und mit klarem Fokus: Ferraris! Wenn ihr also Ferraris nicht vergöttert und es neben diesem Hersteller für euch noch andere gibt, die tolle Sportwagen fabrizieren, dann könnt ihr hier eigentlich schon fast aufhören zu lesen. Dieses Spiel ist für Ferrari Enthusiasten, angefangen beim Menü, über die klassische Musik bis hin zum Art-Museum und dem virtuellen "Quartett" Kartenspiel mit Ferrari-Statistiken.
Wer also zu Hause die Wände nicht mindestens rot gestrichen hat, wird sich hier ein bisschen Fehl am Platz fühlen. Glücklicherweise hat es Entwickler Eutechnyx geschafft, mehr als nur ein paar schöne Ferrari-Modelle ins Spiel zu integrieren. Der Schlüssel zum Erfolg eines jeden Rennspiels ist die Fahrphysik. Arcade oder Simulation? Hier liegt der Schwerpunkt ganz klar auf "Simulation". Die Wagen verhalten sich realistisch und so wie man es erwartet, wenn man mit Höchstgeschwindigkeit über die Rennstrecke fetzt. Vom Handling her stellt sich Ferrari Challenge neben Gran Turismo, was gleichzeitig Segen aber auch Fluch ist. Ferrari Challenge ist nämlich ein Spiel, das man nicht mal eben kurz rein schiebt, um ein paar Runden zu drehen. Man findet nur sehr schwer Zugang.
Von daher ist der Tutorial-Modus die erste Anlaufstelle, auch wenn es nicht die Fahrschule ist, die ich mir erhofft habe. Ihr kurvt zwei Runden über die Ferrari Test-Strecke und erhaltet anschliessend eine Auswertung damit ihr sehen könnt, in welchen Bereichen eure Fahrkünste noch Arbeit benötigen. Ihr bekommt zwar einige Tipps, aber es ist eben mehr Trial-and-Error als richtige Schulung. Das Fleisch am Knochen ist der namensgebende "Ferrari Challenge" Modus. Mit 16 zähen Kontrahenten und genügend Kies für Dreher und Rutscher begegnet ihr jeder Kurve mit Angst. Die Chancen stehen gut, dass euer erstes Rennen ein völliger Reinfall wird und das trotz der eingeblendeten Ideallinie die euch anzeigt, wann ihr besser bremsen und wann Gas geben solltet. Standardmässig dauert ein Rennen gute 15 Minuten, was für Neulinge schweisstreibende und harte Konzentrations-Arbeit bedeutet. Ihr dürft die Rundenzahl im Optionsmenü aber runter schrauben... oder erhöhen, falls ihr hardcoremässig drauf seid.
Die Challenge findet in drei Regionen statt: Italien, Europa (als wäre Italien nicht Europa! LOL) und Nord Amerika. In jedem Territorium gilt es 7 Rennen zu gewinnen, die an 7 Rennwochenenden statt finden. So ein Rennwochenende besteht aus freiem Training, dem Qualifying und 2 Rennen, in denen ihr maximal 60 Punkte einfahren könnt. Mit allen Fahrhilfen aktiv gewinnt man relativ schnell mal ein Rennen. Schaltet ihr aber die Fahrhilfen aus, braucht ihr für die gleiche Leistung gerne mal ein paar Tage mehr. Neben dem Challenge-Modus dürft ihr euch noch in einem Trophy-Modus, dem Quick-Race oder dem Time-Trial versuchen. Im Trophy-Modus fährt ihr Rennen mit selbst gekauften Wagen, die ihr mit Punkten aus dem Challenge Modus bezahlt.
Zu guter Letzt gibt es noch einen Arcade-Modus, der aber recht enttäuschend ausgefallen ist, da er komischerweise kein alternatives, actionlastigeres Driving-Model bietet. Apropos: Tuning Freaks dürfen mit diversen Einstellungen und Setups experimentieren. Ihr verstellt Wagenhöhe, Stossdämpfer, Federung, Überrollbügel und vieles mehr. Mit dem "Decal Customization Tool" dürft ihr schlussendlich eigene Designs und Paint-Jobs für eure Ferraris erstellen. Ein grosses Plus ist der Multiplayer Modus für bis zu 16 Rennfahrer, der die PS3-Ferraristi dieser Welt sicherlich in einer grossen Community vereinen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich zwar noch etwas Mühe eine volle Lobby zu finden, dafür schien das Renngeschehen lagfrei zu sein.
Was allerdings fehlt sind downloadbare "Ghosts" und ausführliche Online-Bestenlisten, also etwas, das andere Rennspiele schon länger offerieren. Als exklusives Playstation 3 Next-Gen Rennspiel war meine Erwartungshaltung in Sachen Grafik natürlich entsprechend hoch. Ferrari Challenge sieht zwar schön aus, erreicht aber nicht das grafische Niveau eines GT5: Prologue oder Race Driver GRID. Auch die Framerate dürfte besser sein. Die meiste Zeit läuft das Spiel ruckelfrei, während starkem Regen (der als solche atemberaubend aussieht) oder bei "Stau" auf der Strecke kommt es nicht selten zu längeren Ruckelanfällen. Die überaus gute Soundkulisse rettet die Präsentation knapp über den Durchschnitt.
Fazit:
Ferrari Challenge ist ein solider, schön präsentierter Racer mit gutem Online-Modus. Ein wahr gewordener Traum für alle Ferraristi. Die wichtigste Frage in diesem Fazit lautet aber: Solltet ihr aufhören GT5 Prologue, Forza 2 oder GRID zu spielen, um im Sitz dieses Ferraris Platz zu nehmen? Antwort: Fans ja, alle anderen finden aber wo anders definitiv Besseres.
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