Lasse dich in die Welt eines tapferen Wikingers versetzen und erlebe dabei ein aufregendes, abwechslungsreiches Abenteuer. Verhindere das bevorstehende Ragnarök, welches durch den Fimbulwinter eingeleitet wird und rette so das Leben vieler anderer Wikinger-Krieger.
Beim Entwickler von Fimbul handelt es sich um Zaxis, ein kleines, dänisches Unternehmen. Bisher veröffentlichten die nur kleinere, weniger populäre Spiele. Im Jahre 2016 investierte Zaxis beispielsweise in ein Strategiespiel von Playwood Project, nämlich Wartile. Als erstes "grosses" Projekt steht nun das Wikinger-Märchen Fimbul in den Startlöchern.
Die Handlung dieses brandneuen Indie-Games beschreibt sich darin, das bevorstehende Ragnarök aufzuhalten. Der Spieler wird in die Rolle des Wikingers "Kveldulver" gesteckt. Der Fimbulwinter ist in vollem Gange. Was das ist? Der Fimbulwinter ist laut nordischer Mythologie die erste von vier Katastrophen, welche dem Ragnarök, dem Untergang der Götter, voran geht. Durch Comic-Sequenzen erhält man während des spielens immer wieder interessante Informationen zur Mythologie des Nordens, welche beim Verständnis des Spiels und der Hintergrundgeschichte enorm helfen.
Kveldulver findet sich zu Beginn des Abenteuers in einem brennenden Haus wieder, aus welchem es zu flüchten gilt. Gelingt dies, kommt es zu den ersten Kämpfen, welche ein schreckliches, tiefgreifendes Familiendrama offenbaren. Eine der ersten Aufgaben besteht nun darin, Kveldulvers Bruder Knut zu finden. Auf dieser abenteuerreichen und gefährlichen Reise begegnet man einerseits menschlichen Gegnern, aber auch vielen Fabelwesen, wie zum Beispiel Trollen. Während die Kämpfe anfangs leicht zu gewinnen sind, werden sie im Laufe der Geschichte immer anspruchsvoller. Bald ist Taktik, wie auch Durchhaltevermögen gefragt. Die Gefechte erfordern zunehmend mehr Zeit und Konzentration, was dem Spieler an den Kräften zehren kann.
Fimbul lässt einen an vielen Stellen Entscheidungen treffen, welche das Schicksal des Abenteurers massiv beeinflussen. Um ein Beispiel zu nennen; nach dem ersten grossen Kampf gegen einen Troll müssen wir uns entscheiden, ob wir dessen Leben verschonen oder ob wir ihm ein Ende bereiten. Wer eine falsche Entscheidung trifft oder eine Getroffene rückgängig machen will, kann mit Hilfe des "Lebensfadens" in der Geschichte zurück reisen und diese neu schreiben.
Die Handhabung des Spiels ist überaus angenehm. Mit wenigen Tasten, wie auch Tastenkombinationen lässt sich eine reichliche Anzahl an Angriffen ausüben. Ebenfalls lobenswert finde ich die Tatsache, dass der Spieler am unteren Bildschirmrand die einzelnen Befehle für alle möglichen Handlungen angezeigt bekommt. Während die Geschichte von Kveldulver ihren Lauf nimmt, er immer mehr Gegner besiegt und mehr Aufgaben erledigt, erlernt er immer wieder neue Spezialangriffe. Eine motivierende Belohnung, die uns bei der weiteren Reise unterstützt. Ich persönlich finde das eine gute Möglichkeit, den Spielspass über weite Teile des Spiels hoch zu halten.
Zu den technischen Aspekten gibt es durchaus positives, aber leider auch weniger befriedigenderes zu berichten. Die Grafik ist grundsätzlich schlicht gehalten. Der Spieler streift durch schneebedeckte Wälder und verlassene Dörfer. Die Streifzüge durch diese hübschen Szenarien erinnern an sorglose Zeiten. Während mich die Grafik der Landschaft positiv beeindruckt hat, bin ich vom Rest eher enttäuscht. Dies liegt daran, dass alle Charaktere nur wenige Details besitzen und kaum zu erkennen sind. Während den Schlachten fällt es zu dem schwer, den Spieler selbst von den Gegnern zu unterscheiden. Oft entsteht ein Knäuel aus menschenähnlichen Wesen. Ärgerlich ist diese Situation dann, wenn ein Kampf aufgrund dieses Problems als Niederlage endet.
Begleitet wird das Ganze durch klassische Musik, welche dem Geschehen und der Geschichte eine passende Note verleiht. Während den Wanderungen durch die Wälder wird man von Klavier-, Cello- und Violinenklängen begleitet. Dabei fühlt der Spieler sich direkt nach Midgrad, in den Fimbulwinter versetzt. Die begleitende Musik lädt zu langen, gemütlichen Erkundungstouren ein, welche Ruhe, Gelassenheit und Entspannung mit sich bringen. Sobald ein Kampf androht, wird dies durch aufkommende Trommelschläge deutlich gemacht. Im direkten Gefecht wird der Abenteurer von wilden Schlägen auf Trommeln und Pauken begleitet. Dies macht die Schlacht aufregender und bringt Kampflust mit sich.
Fimbul läuft grundsätzlich durchgehend flüssig, jedoch habe ich in einigen Kampfszenen, wie auch während den Übergängen zu den «Video-Sequenzen» kleinere Ruckler festgestellt. Diese bringen hässliche Tonunterbrüche mit sich und müssten nicht sein.
Fazit:
Mir persönlich hat das Spiel mehrere schöne Stunden beschert. Die Geschichte von Kveldulver ist tiefgreifend, tragisch und packend. Während sie viel über den kalten Norden erzählt, muss ich gestehen, dass es ohne Vorwissen zu dessen Mythologie eher schwer zu verstehen ist. Jedoch wird die Wissensgier zu diesem Thema deutlich verstärkt. Für mich ist Fimbul das perfekte Spiel, um an einem gemütlichen, freien Tag die Couch mit Kuscheldecke, Controller und heisser Schokolade zu belagern. Der zunehmend hohe Schwierigkeitsgrad der Kämpfe sorgt jedoch dafür, dass Fimbul schon mal frustrierend werden kann. Aus einem starken Gegner werden gegen Ende des Spiels vier davon, welche zur gleichen Zeit auftauchen. Für mich war das schon eine Herausforderung. Solche Spiele wecken aber den Ehrgeiz in mir, was mich dazu bringt nicht aufzuhören, bevor ich die Aufgabe gemeistert habe. Die stilisierte Grafik hat mich aber nicht so recht überzeugt. Fimbul gleicht das jedoch durch die wunderschöne Begleitmusik wieder aus. Diese war für mich nämlich ein Grund dafür, auch einige Zeit nur im Wald zu stehen und der Musik zu lauschen. Die Geschichte von Kveldulver und seiner Familie ist auf jeden Fall einige Spielstunden wert. Jedoch denke ich, sie hätte noch Potential für deutlich mehr. Angesichts des fairen Preises und mit dem Gedanken, dass dies das erste grössere Projekt von Zaxis ist, darf man Fimbul trotz allem loben.
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