top of page

The(G)net Review: Hard Corps: Uprising

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

Contra! Allein beim Namen krieg ich ein wohlig warmes Gefühl in der Magengegend und ein paar sentimentale Freudentränen kullern meine Wangen runter. Mit Contra hatte ich anno 87 zum ersten Mal "Spielhallensex" - und das obwohl ich noch nicht mal 18 Jahre alt war. Der Konami-Automat hat mich damals um mein ganzes Taschengeld gebracht, bis ich es schliesslich schaffte, das Spiel mit nur einem Credit zu beenden.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Um das hinzukriegen, musste man praktisch jede Stelle, jede Gegnerwelle und jede Stufe der monströsen Boss-Gegner auswendig kennen. Und natürlich fast übermenschliche Reflexe haben. Der Name Contra steht jeher für qualitativ hochstehende aber eben auch schwere - oder vielmehr überschwere - Run-and-Gun Shooter Kost. Bis heute gibt es für fast alle Spielsysteme mindestens einen Contra-Ableger. Zu den besten der Serie zählen die SNES Version 'Contra: The Alien Wars' (aka 'Super Probotector' in Europa) und 'Contra Hard Corps' für das Mega Drive.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Als direktes Prequel zu Letzterem ist das brandneue 'Hard Corps: Uprising' zu verstehen. Der Held des Spiels hört auf den Namen 'Bahamut' und gehörte ursprünglich zu der bösen Commonwealth-Corporation Army des Diktators Tiberius, der im Jahre 2613 die Welt regiert. Angst, Unterdrückung und Gewalt beherrschen den Alltag der Menschen, weswegen Bahamut schon bald die Seiten wechselt und sich der rebellischen Widerstandsbewegung anschliesst. Dort trifft er auf die drei anderen Helden des Spiels. Krystal, die Kampfblondine mit Riesen-MG, Harley 'möchtegern Elvis' Daniels und Samurai-Girl Sayuri, die ganz traditionell Katana, Kimono und Sugegasa trägt.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Dem Spiel mag zwar der 'Contra' Zusatz im Namen fehlen, dennoch merkt man von der ersten Minute an, dass man es hier mit einem waschechten Contra zu tun hat. Das beginnt schon beim typischen Gitarren-Riff beim Start. Uprising ist voll von intensiven Momenten. Ihr kämpft euch durch eine Wüste, erledigt riesige Sandwürmer und müsst gleichzeitig darauf achten, nicht im Treibsand unter zu gehen. Im Dschungel bekommt ihr es mit Roboter-Krokodilen, anhänglichen Spinnen, Piranhas und gut versteckten Snipern zu tun. In den Ruinen einer alten Mayastadt machen euch Fledermäuse und versteckte, tödliche Fallen das Leben schwer. Hochgeschwindigkeits Highway-Abschnitte machen anspruchsvollen, mehrstufigen Bosskämpfen Platz und selbst einfachste Gegner können euch im Nu den Garaus machen.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Ja, das Spiel ist schwer, aber niemals unfair. Mit genügend Übung und Geduld meistert man jede Situation. Dazu trägt auch die punktgenaue Steuerung und die exakte und manchmal zum Glück recht gutmütige Kollisionsabfrage bei. Ausserdem wichtig ist es - und das ist ebenfalls typisch für ein Contra - die richtige Waffe am richtigen Ort dabei zu haben. Das ist nicht immer einfach, denn obwohl der Held mehr als 3 mal getroffen werden kann, bevor er ins Gras beisst, verliert er doch bei jedem Treffer die aktuelle Waffe. Zwei davon darf man bei sich tragen und jede lässt sich in vier Stufen verstärken, wenn man das entsprechende Power-Up mehr als einmal aufsammelt. Die Power-Ups fliegen wie gewohnt in Kapseln über den Bildschirm, die ihr zuerst treffen müsst, bevor sie ihr kostbares Inneres Preis geben. Zu altbekannten Waffen wie Schnellfeuer-MG, Streuschuss-Blaster oder Laser gesellen sich neue Wummen wie das aufladbare Plasmagewehr, das Reflect-Rifle (das Schüsse zum Gegner zurück schickt), Rocket-Launcher oder der Granatwerfer. Smart-Bombs gibt es keine.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Soweit, so bekannt. Die tolle Neuerung von Hard Corps: Uprising ist der RPG-ähnliche Rising Modus. Hier wird euer Score in Geld umgewandelt, mit dem man seinen Helden dann permanent verbessern kann. Mehr Lebensenergie, mehr Leben oder mehr Credits sind nur der Anfang. Mittels speziellen Chip-Upgrades erlernt man völlig neue Moves wie z.B. einen Triple-Jump oder den nützlichen 'Wall-Dash', kann die Laufgeschwindigkeit erhöhen oder die Kadenz der Schüsse verbessern. Jedes Upgrade beinflusst das Spielerlebnis erheblich und ihr werdet bis spät in die Nacht spielen, um 'nur noch ein' Upgrade zu ergattern. Ein verpatztes Spiel ist dahingehen auch nicht weiter schlimm, weil jedes Pünktchen - egal wie ihr es erspielt - in Upgrades investiert werden kann. Da spielt man auch gerne den ersten Level mehrmals hintereinander. Der Rising Modus speichert ausserdem euren Fortschritt. Ihr müsst also nicht jedesmal bei null anfangen, wenn ihr ein neues Spiel startet. Wem das zu wenig hardcore ist, der kann wie gewohnt auf den Arcade-Modus zurück greifen, wo Lebensenergie, Credits und Waffenpower auf ein Minimum reduziert sind.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Grafisch ist Hard Corps: Uprising eine Pracht. Die handgezeichneten und äusserst flüssig animierten Figuren und Background-Grafiken werden nur selten durch grobe und matschig texturierte Polygonobjekte oder -hintergründe verschandelt. Einzig die Bossgegner, und das ist ein Wermutstropfen, sind nicht handgezeichnet. Das ist äusserst schade, da sie in jedem Contra-Game die Highlights darstellen. Das soll jetzt nicht heissen, dass sie es hier nicht wären. Nach wie vor sind sie gross, fies und nur mit Taktik zu besiegen. Aber es ist halt einfach ein Stilbruch, der nicht hätte sein müssen. Arc System Works hat in anderen Spielen wie Guilty Gear oder BlazBlue gezeigt, dass sie auch grosse handgezeichnete Sprites hervorragend in HD hinbekommen.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

Wirklich geärgert hat mich nur eines: Beim Preis von 1200 MS-Punkten bekommt ihr nur zwei der vier Helden. Wer Harley-Fahrer Davis oder - noch viel wichtiger - Samurai-Girl Sayuri spielen will, muss diese beiden als DLC für 200 MS-Punkte nachkaufen. Das ist ziemlich dreist! Leider werden das die meisten Fans hinnehmen, denn Sayuri spielt sich komplett anders als alle anderen Charaktere, da sie nicht auf Schusswaffen, sondern lediglich auf ihr Katana setzt. Das ist definitiv ein Kaufgrund...



Fazit:

Nostalgiker mit Hang zum Masochismus kommen mit dem neuen Contra voll auf ihre Kosten. Wer sich am bockschweren Arcade-Modus nicht die Zähne ausbeissen will, kann auf einen etwas einfacheren Rising-Modus zurückgreifen, der mit Speicherfunktion und tonnenweise Upgrades zum exzessiven Spielen einlädt. Ein Zuckerschlecken wird das Spiel dadurch aber auch nicht, man sollte schon frustresistent und geduldig sein, wenn man sich mit diesem Spiel anlegt. Wer das tut, bekommt perfekte Spielbarkeit, wunderschöne, geschmeidig animierte 2D Grafiken und übergrosse 3D Bossgegner, die viel Taktik verlangen, bevor sie den Löffel abgeben. Ein lang ersehnter Energie-Schub für ein fast ausgestorbenes Genre, das ich so gerne wiederbelebt sähe. Kurzum: Hard Corps: Uprising hat alles, was das Contra-Herz begehrt, ausser den Namen vielleicht.


Hard Corps: Uprising Test, Review, Testbericht.

0 Kommentare

Ähnliche Beiträge

Alle ansehen

Comments


The(G)net ist Mitglied des

scn-logo-2024.png

Unterstütze The(G)net

paypal-donate-button-2024.png

SCN-Mitglieder:

powered by

Copyright © 1999 - 2025 The(G)net Schweiz

Das unabhängige Schweizer Spiele Magazin

bottom of page