Ninja Theory präsentiert uns mit Hellblade: Senua’s Sacrifice eine Perle auf dem Silbertablett. Lange war das Warten, oft wurde es ruhig und plötzlich war es da. Ein Spiel, das so speziell ist, dass es einer normalen Bewertung nicht gerecht werden würde.
Ninja Theory tastet sich an ein Tabu-Thema heran und sie haben es mit Bravour umgesetzt. Mit Hellblade: Senua’s Sacrifice kann man für ca. 8-10 Stunden in eine Welt mit einer exzellenten Geschichte eintauchen, die man so schnell nicht mehr vergisst und noch lange für nachdenkliche Momente sorgt. Senua’s Gesicht erhellt den Bildschirm. Eine ansehnliche Frau, der man ansehen kann, dass sie viel erlebt hat. Kein Supermodel, sondern einfach ein Mensch.
Senua gehört zum Stamm der Pikten und der Spieler begleitet sie auf ihrer Reise in die dunkle Welt Hel, das Pendant zur christlichen Hölle. Wikinger-Spiele an sich sind eher selten. Nun befasst sich Ninja Theory aber nicht nur mit dem Thema „Wikinger“, sondern noch mit deren Hölle und dem Tabuthema psychischer Erkrankungen. Diese Kombination ist etwas noch nie dagewesenes. Alleine die Themen sind äusserst faszinierend. Diese einzigartige Erfahrung wird umso beeindruckender wenn man weiss, dass Ninja Theory eng mit psychisch erkrankten Patienten und deren Ärzte zusammengearbeitet hat, um das Leiden der Betroffenen akkurat im Spiel darzustellen.
Sobald der Spieler auf „Neues Spiel“ drückt und (unbedingt!) das Headset aufsetzt, findet er sich in der kalten, düsteren Welt von Hel wieder. Hellblade ist eine Mischung aus Orpheus und Eurydike, gepaart mit Dante’s Inferno und der Einzigartigkeit von „The Last Guardian“.
**ACHTUNG: Kleiner Spoiler zur Geschichte:**
Senua ist eine gemarterte junge Piktin. Verstossen von Ihrem Stamm der glaubte, dass sie die Pest über ihn brachte. Sie verlor ihren Geliebten, als die Nordmänner (Wikinger) ihr Dorf abbrannten. Wäre das nicht schon genug, wurde ihr Geliebter mit der Foltermethode „Blutadler“ hingerichtet. Dies war für sie zu viel und die Psychose (im Spiel symbolisch durch eine sich alles einverleibende Dunkelheit dargestellt) beginnt in ihr zu keimen.
**SPOILER ENDE**
Weil sie nichts mehr zu verlieren hat beschliesst sie, ihren Geliebten in Hel von der Göttin der Toten zurückzufordern. Die Orte und die Geschichten sind alle nicht von den Entwicklern erfunden sondern stehen in den Überlieferungen der Wikinger Mythen. Jeder Spielabschnitt und der dazugehörige Endgegner entsprechen einer reellen psychischen Erkrankungen. Senua kämpft nicht nur gegen die Gegner im Spiel, sondern auch gegen sich selbst und ihre Ängste.
Das Gameplay setzt sich aus drei Sparten zusammen. Laufen, Rätseln und Kämpfen. Überhaupt kein Aufleveln und keine Taktiken. Dies kann ein wenig repetitiv wirken, nichts desto trotz macht es dank der tollen Geschichte einfach Spass und den Controller aus der Hand zu legen fällt mit fortlaufendem Spielen immer schwerer. Die Stimmen in Senuas Kopf sind ein wichtiges Element. Ohne Headset ist das Spiel nur halb so gut. Der Spieler muss die Stimmen selbst im Kopf haben um diese beklemmende Einsamkeit am eigenen Leib erfahren zu können. Senua’s Schauspielerin hat ihren Job so gut gemacht, dass dieses kleine Pikten-Mädchen einem einfach ans Herz wächst und man mit ihr die Leidensgeschichte durchleben will.
Grafisch ist Hellblade auf höchstem Niveau umgesetzt. Die Details, das Schimmern, Senua selbst sind enorm gut getroffen. Einige Kritiker behaupten, dass die Welt ein bisschen öde und langweilig wirken wurde. Aber Hel ist in den Wikingermythen eben genau so beschrieben.
Fazit:
Die Programmierer bei Ninja Theory haben eine Perle im Gaming-Bereich entwickelt. Und das für einen Preis von gerade mal 29 Franken. Hellblade hat mich von Anfang an mitgerissen. Den Controller aus der Hand legen? Fehlanzeige. Wer gerne Mythen und finstere Geschichten anderer Kulturen mag, wird sich in Hellblade verlieben. Das Kampfsystem mag repetitiv sein, aber die Atmosphäre während der Kämpfe garniert mit der spitzen Grafik machen unheimlich Spass. Die Rätsel sind nicht übermässig schwer, aber eine gute Ablenkung. Ob man nach acht Toden wirklich von neuem anfangen muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich hatte sieben Tode zu verzeichnen. Trotzdem gibt es dem Spiel einen besonderen Kick, nicht zu versagen und sich Mühe in den Kämpfen zu geben. Die Musik passt wunderbar zum Spiel und in den Endszenen und Kämpfen sind Gänsehaut-Momente vorprogrammiert. Für mich ist Hellblade Anwärter für das "Nischen-Spiel" des Jahres. Aber ich kann Kritiker bezüglich "repetitiv", "wenig herausfordernd" und "keine Skills" verstehen. Dennoch: Top gemacht Ninja Theory!
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