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The(G)net Review: Maneater

Mutter tot, umzingelt von Feinden und kaum ein paar Minuten am Leben. Als neugeborener Bullenhai hat man es nicht leicht, denn der Ozean ist kein Streichelzoo. Durchbeissen heisst bei Maneater die Devise.



Maneater versetzt euch anfangs in die Rolle eines Baby Hais. In einem sumpfigen Areal schnappt ihr euch die ersten Speisefische und müsst euch bald vor angrifflustigen Barracudas und Alligatoren in acht nehmen. Glücklicherweise verfügt unser Held über ein Set an gesunden Zähnen. Die Beisserchen zerpflücken kleinere Specimen in sekundenschnelle, zerdeppern Kanalisationsgitter, um in versteckte Abschnitte zu gelangen und bieten eine hervorragende Angriffsoption gegen grössere Feinde.



Verspeiste Meeresbewohner hinterlassen Erfahrungspunkte und Mineralien. Erstere dienen dem Wachstum. Erreicht unser fischiger Held einen gewissen Level, wird der Hai automatisch ein paar Jahre älter und sein Aussehen ändert sich. Dies erhöht nicht nur eure Grundwerte wie Sprunghöhe, Lungenkapazität etc., sondern lässt euch zuvor mit Gittern versperrte, neue Bereiche erkunden. Die aufgeschnappten Mineralien investiert ihr in das Aufleveln der unterschiedlichen Upgrades.



An gewissen Schlüsselpunkten oder nach erledigten Nebenmissionen beschenkt euch Maneater mit hilfreichen Zusätzen. Ein Knochenkiefer verstärkt z B. die Beisskraft, die Elektroflosse macht uns agiler und ein Shattenkörper versprüht konstant Gift und schädigt jeden Feind in einem gewissen Umkreis. Per Elektrosonar scannt ihr die Umgebung und entdeckt so Opferfische, Gegner und versteckte Schätze. Letztere sind überall in den 9 tropischen Küstenabschnitten verteilt. Gefundene Truhen, Nummernschilder und Sehenswürdigkeiten erhöhen ebenfalls euer Mineralienkonto und die Erfahrungswerte. In jedem Abschnitt dient uns eine Unterwassergrotte als Heimbasis und Rücksetzpunkt. Denn nur hier dürfen wir die Upgrades auswechseln oder die Skills verbessern.



Zum Speiseplan gehören in Maneater nicht nur Schildkröten, Robben, Barsche usw. auch den Homo Sapiens gibt's im Angebot. Ahnungslose Schnorchler werden ebenso verspeist, wie Hobbyfischer, Jetskifahrer, Sporttaucher und selbst Strandbesucher sind nicht vor dem beissfreudigen Protagonisten sicher. Denn wir dürfen uns auch kurzzeitig ausserhalb des Wassers aufhalten. Wie ein fettes Walross pflanschen wir durch die Gegend und verbreiten Schrecken und Horror. Fällt die Sauerstoffanzeige auf Null, heisst es schnell wieder ins kühle Nass, ansonsten droht der Erstickungstod. Sollten wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben erscheinen Haijägerboote, die wir entweder komplett auseinander nehmen, oder wir machen sprichwörtlich den Fisch und retten uns in die sichere Tiefe.



Am Ende jedes der thematisch unterschiedlichen Küstenbereiche gibt's Action. Habt ihr alle Hauptmissionen erledigt, liefert ihr euch eine wilde Beissorgie mit dem Levelboss, der meistens eine aufgemotzte Variante eines grösseren Raubfisches ist. Damit unser stummer Bullenhai auch akustisch unterhalten wird, ertönt alle paar Minuten ein spassiger Kommentator aus dem Off und versorgt uns mit wissenschaftlichen Fischfakten oder bewertet unsere Performance.



Fazit:

Wenn ich nicht ins Meer darf, dann kommt das Meer zu mir. Hauptberuflich bin ich ja Tauchlehrer und brachte bis zur Pandemie wöchentlich Taucher zum Haie kucken. Über die überrissene Darstellung des Elasmobranch (lat. fuer Knorpellose Fische) hab ich gelacht, und zwar im positiven Sinne. Denn Maneater ist Trash, aber fabelhafter Trash. Das Game vereint Arcadefeeling mit RPG Elementen und schmeckt das Ganze mit einer deftigen Prise Wahnsinn ab. Ich habe mich in den 15 Stunden bis zum Ende köstlich amüsiert. Gut, am Anfang zieht es sich ein wenig, sobald man aber anständig aufgelevelt hat, entfaltet sich das ganze Potential von Maneater. Ich springe, ich schwimme, ich fresse, ich kämpfe und alles macht Spass und steuert sich fantastisch. Die Unterwasserwelt ist liebevoll ausgearbeitet und vermittelt ein absolut realistisches Bild vom sub-aquatischen Leben. Gewisse Spieler würden die fehlende Lock-On Funktion und die daraus resultierende, wirre Kameraführung bei den Bosskämpfen bemängeln. Aber genau das macht die Unterwasserkeilerei actionreicher und anspruchsvoller. Alles andere wäre zu einfach und würde komplett das Kampfsystem ad absurdum führen. Passt so!



Kleinere Designfehler wie eine fehlende Minimap oder mangelnde Kreativität in den Haupt- und Nebenmissionen ("esse 10 Fische") hinterlassen am Schluss einen etwas salzigen Nachgeschmack. Wir haben die Standard PS4 Version getestet. Besonders bei den Schlachten gegen die Fischhunter an der Oberfläche fällt die Bildrate kurzeitig in den einstelligen Bereich, was bei der stärkeren Xbox One X- oder PS4 Pro-Version nicht der Fall ist. Mehrmals schmierte auch das Game ab, ein kompletter Neustart war nötig. Beim ersten Durchlauf hatten wir drei Missionen vor dem finalen Fischboss einen kompletten Save-Reset. Dies wurde aber glücklicherweise jetzt gepatcht. Das ist - bis auf den letzten Punkt - nicht wirklich tragisch und ändert nicht viel am durchaus positiven Gesamteindruck. Ich persönlich kann Maneater als kleinen Leckerbissen absolut empfehlen. Preislich mit 40.- Franken absolut fair und für noch mehr menschenfressende Abenteuer ist ein kostenloser DLC bereits angekündigt.




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