Die Meister der Twinstick-Shooter schlagen wieder zu! Die fleissigen Finnen von Housemarque veröffentlichen kurz nach Nex Machina bereits ihr nächstes Spiel. Dieses mal geht es nicht in der klassischen Draufsicht zur Sache, sondern in einer nicht weniger klassischen Seitenansicht.

Die Story in Matterfall ist vernachlässigbar und ziemlich klischeebehaftet: Der Held, oder besser gesagt die Heldin (ja, es ist eine Frau, Gruss an Samus!) ist ein sogenannter „Fixer“. Sie soll den Schaden, den ein böser Konzern dank gewissenloser Experimente mit ausserirdischer Materie angerichtet hat, wieder ausbügeln. Die roten Alien-Kristalle überwuchern mittlerweile die ganze Stadt und vernichten alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Also machen wir uns auf, die Quelle des Übels ausfindig zu machen, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

Dass sich die Entwickler von Housemarque von Klassikern wie Turrican oder Contra inspirieren liessen, wird bei deren neuestem Arcade-Twinstick-Shooter ziemlich schnell klar. Auch in Matterfall laufen und ballern wir in einer 2D Seitenansicht durch die ausladenden 3D Levels und knallen alles über den Haufen, was uns vor die Plasma-Knarre läuft. Mal geht es von links nach rechts, manchmal von oben nach unten, und manchmal sogar ohne Gravitation in 360 Grad zur Sache. Das Spiel ist schnell, hektisch und effektbeladen, spielt sich aber zu jeder Zeit ausgezeichnet und punktgenau. Soweit ist das alles altebekannte, traditionelle Housemarque-Ballerkost. Experimentierfreudiger zeigte man dieses Mal beim Gameplay.

Matterfalls grösste Herausforderung sind die waghalsigen Sprungpassagen mit pfeilschnellen Air-Dashes in Kombination mit dem "Bullet-Hell" Kugelhagel. Einige der Feinde können anfangs nicht vernichtet werden, da sie einen undurchdringbaren Schild besitzen. Dieser kann mit einem gezielten Dash durchbrochen werden, wonach sie eine Zeit lang verwundbar sind. Der Dash wird auch dazu eingesetzt, feindliche Projektile kurzzeitig unschädlich zu machen. Während man durchs Feindfeuer dasht ist man unverwundbar und neutralisiert gleichzeitig gegnerische Schüsse. Ausserdem erhalten wir mehr Punkte, wenn wir die Feine mittels Dash zuerst betäuben. Dazu kommen Materie-Plattformen und -Barrieren, die erst einmal begehbar gemacht werden müssen. Hierzu setzt man den sogenannten „Matter Jet“ ein, eine Art Plasma-Beam, der Objekte für kurze Zeit materialisiert. Timing ist in den Scharmützeln ein wesentlicher Faktor, was zu Beginn gerne mal für Frustmomente und ungewollte Treffer bzw. Stürze in den Abgrund sorgt.

Auch die Steuerung ist alles andere als einfach zu erlernen, sind doch alle Buttons des PS4 Controllers belegt. Wir feuern mit dem rechten Analog-Stick (Primärwaffe) und benutzen mit R2 die gerade ausgewählte Sekundärwaffe, während wir gleichzeitig mit R1 springen, mit L1 den Dash-Move aktivieren und mittels L2 den „Matter Jet“ einsetzen. Zweitwaffen wie Granatwerfer, Power-Shot oder Homing-Missiles oder Suit-Upgrades werden mittels Steuerkreuz gewechselt. Allerdings hat man nur drei Slots für Extrawaffen und Upgrades frei, es will also gut überlegt sein, welche wir in ein Level mitnehmen. Der „Matter Jet“ wird übrigens auch dazu verwendet, in Kristallen gefangene Zivilisten zu retten, Flugminen zu detonieren, Objekte mit Strom zu versorgen oder spezielle Materie-Kapseln einzusaugen. Hat man genügend blaue Energie-Orbs von getöteten Gegnern ergattert ist der Overcharge-Move aufgeladen. Im Overcharge-Modus sind wir für kurze Zeit unverwundbar und haben einen extra Starken Schuss zur Verfügung.

Ein gutes Highscore-System ist bei Arcade-Shootern sehr wichtig und Housemarque ist dafür bekannt, die Jagd nach dem ersten Platz in der Rangliste motivierend zu gestalten. Werden wir längere Zeit nicht getroffen erhalten wir einen Score-Multiplikator, der mit der Zeit immer grösser wird. Bei einem Treffer verliert man einen Teil dieses Multiplikators. Wer die Gegner vor dem Abschuss mit einem Dash angreift und trifft, erhält nach dessen Abschuss mehr Punkte. Ausserdem gilt es innerhalb der Levels Zivilisten zu befreien oder Bonus-Punkte in Form von umherfliegenden Orbs einzusammeln. Auch die Zeit, die man für einen Level benötigt, wird in den finalen Score mit einbezogen. Prinzipiell gilt: Je schneller, desto besser, so auch für die Bosskämpfe. Wer die grossen Brocken schnell eliminiert, erhält die meisten Punkte. Ihr merkt schon, einen gewissen „Stress-Faktor“ (und damit zusammenhängendes Frustpotential) kann man Matterfall nicht absprechen. Allerdings sei erwähnt, dass man die Levels auch ruhig und gemächlich angehen darf. Man wird nicht dazu gezwungen auf den Turbo zu drücken.

Technisch weiss Matterfall ebenfalls zu überzeugen. Die Ästhetik erinnert mit ihrem „cleanen“ Sci-Fi Look an Filme wie Oblivion. Klar dass Housemarque auch in diesem Spiel erneut ein brachiales Grafik Effekt-Feuerwerk auf den Bildschirm zaubert, welches zwar manchmal etwas der Übersicht schadet, aber einfach verdammt gut aussieht! Speziell die Animationen der ausserirdischen Kristall-Gegner sind schlicht atemberaubend; Voxel-Technik sei Dank! Dabei läuft das Geschehen stests wunderbar flüssig mit 60 Bildern pro Sekunde. Auf der PS4 Pro ist die Grafik etwas schärfer und bietet dank HDR-Support etwas kräftigere, natürlichere Farben.
Fazit:
Nach den fulminanten Resogun, Super Stardust und dem erst kürzlich veröffentlichten Nex Machina liefert Housemarque mit Matterfall bereits den nächsten Volltreffer ab. In meinen Augen ist dieses Spiel sogar noch ein klein wenig besser geworden als die vorherigen Werke. Die hübsche, butterweiche Grafik, die punktgenaue Steuerung, das motivierende Gameplay, das Highscore-System und der ordentliche Umfang haben mich überzeugt. Toll fand ich, dass man beim Gameplay etwas experimentierfreudiger war als in der Vergangenheit. Das Wechselspiel zwischen der roten und blauen Materie und die erstaunliche Bewegungsfreiheit der Heldin fühlen sich sehr frisch an. Da kann ich über die verhältnismässig schwere Zugänglichkeit hinwegsehen. Man braucht schon seine Zeit, um die Nuancen der Steuerung zu erlernen und diese in die Praxis umzusetzen. Solche Spiele sind aber bekanntlich dazu da, seine Leistungen zu perfektionieren. Und dazu bietet Matterfall sehr viel Gelegenheit.

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