Milestone ist wieder mit einem neuen Ableger der MotoGP am Start und versucht so die Motorrad-Begeisterten an die Konsole zu locken. Wir sind dem Ruf gefolgt.
Auch wenn sie dieses Jahr nicht mit der persönlichen Edition von Valentino Rossi auffahren, kann MotoGP 17 erneut mit allen Lizenzen und Klassen auftrumpfen. Ebenso wurden die neuen Regeln angepasst und erfrischend auch die Red Bull Rookies Cup-Meisterschaft hinzugefügt.
Im ersten Augenblick habe ich aufgeatmet als ich erfuhr, dass MotoGP 17 wieder ein reines Motorrad-Rennspiel werden wird. Vorbei sind die Zeiten in welchen der Spieler genötigt wird, Drift Herausforderungen mit einem Mustang zu erledigen oder mit einem Rally-Wagen über die Piste zu brettern. Milestone hat wohl erkannt, dass es sich nicht gut macht, in einem Motorrad-Spiel zu viele Experimente zu wagen. So bleibt MotoGP in diesem Jahr auf zwei Rädern und verzichtet gänzlich auf deren vier.
Gleich am Anfang und wie gewohnt erstellt der Spieler einen Fahrer und gibt diesem eine persönliche Note. Leider wurde hier offenbar irgendein Amateur ans Werk gelassen. So sind die Gesichter emotionslos und wirken durch den Helmschlitz wie das Antlitz eines Toten. Selbst die Wahl eines weiblichen Charakters bringt keine Verbesserung. Man kann kaum erkennen, welches Geschlecht sich unter dem Helm bzw. im Lederanzug versteckt.
Auch im Jahr 2017 können wir in MotoGP alle Klassen fahren, sowohl in einer Karriere wie auch in Einzel- oder Onlinerennen. Gerade die Videosequenzen machen einen guten Eindruck und vermitteln schöne Bilder über die Stadt des Rennens. Trotzdem hätte hier Milestone etwas mehr in die Qualität investieren können, schliesslich befinden wir uns im 4K Zeitalter und die Bilder bleiben weit dahinter zurück.
Erwähnenswert ist ebenfalls die Boxendarstellung. So kann ich wie in einem F1 Spiel in die Boxen sehen und so mein Bike wie auch den Fahrer betrachten. Obwohl das Weglassen des Letztgenannten kein grosser Verlust gewesen wäre, denn auch hier wirkt das Gesicht wie das eines Zombies und der Mechaniker im Bild, als hätte er eine schlimme Hautkrankheit.
Sobald dann endlich die ersten Meter auf dem Asphalt gefahren werden, folgt der zweite ungewollte Schock-Moment: Das Motorrad der Kontrahenten wirkt, als würden sie über die Piste schweben. Auch wenn es von Rennen zu Rennen einen besseren Eindruck machte (an den Anblick des Schreckens gewöhnt man sich wohl schneller, als man das annehmen würde), so blieb bei genauer Betrachtung immer ein fader Beigeschmack. So bleibt die Stimmung meist auf dem 0-Punkt, sofern man kein WipEout auf Motorrädern erwartet. Die ganze Strecke wurde kalt und emotionslos erschaffen und vermittelt nur selten ein gelungenes Gefühl für angehende Rennfahrer.
Sehr erfrischend gestaltet sich aber der Manager Modus. So darf von der Pike bis zum Schluss ein ganzes Team erstellt werden. Ich suche mir die Sponsoren, wähle selbst meine Farben und kann sogar eine Frau mit meinem Bike fahren lassen. Ebenfalls wähle ich ein Teammitglied und kann über Techniker und Bike selbst entscheiden. Am Anfang stehen natürlich noch wenig Optionen zur Verfügung, jene können aber durch den Erfolg auf der Rennstrecke erweitert werden. Gerade bei diesem Modus hätte ich mir jedoch einen Ghost gewünscht, so dass ich auch ohne längeren Aufwand zu schnellerem Erfolg kommen kann. Vermutlich werden sich die Meisten Motorrad-Fans gleich für den Manager Modus entscheiden, da der Spieler hier mehr erreichen kann und ebenfalls zuerst durch alle Klassen fahren muss.
Fazit:
Wer das jährliche Update der Fahrer braucht, sich mit den neuen Regeln auseinander setzen oder beim Red Bull Rookies Cup mitfahren möchte und sich nicht mit den Drift und Rally Kapiteln im letztjährigen MotoGP anfreunden konnte, der sollte sich MotoGP 17 holen. Leider ist das Spiel selbst einmal mehr nur ein Update und die 1440dpi und 60fps finden sich nur auf der PS4 Pro. Der Manager Modus ist sehr erfrischend und gibt dem Karrieremodus einen "Hauch von Neu". Reicht das zur Kauf-Entscheidung? Diese Frage darf nun jeder MotoGP Fan für sich selbst beantworten. Das Spiel macht Spass, bietet aber im Kern wenig Neues – eine Glaubensfrage, die sich Sportspiel-Jünger seit Jahrzehnten in einjährigen Abständen stellen.
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