Schon wieder zwei Jahre sind vergangen seit dem ersten Project Cars. Ob die nicht immer über jeden Zweifel erhabene KI des Erstlings verbessert wurde und was den angehenden Rennfahrer sonst noch so zu erwarten hat, haben wir mittels ausgiebigem Spiel heraus kristallisiert.
Project Cars ist ein Spiel für die Spieler. Mit „Projekt C.A.R.S.“ (Community Assisted Racing Simulation) erschuf Slightly Mad Studios etwas, dass sich gänzlich nach den Wünschen der Community richtet. Mittels Crowdfunding-Plattform "World of Mass Development" wurden die nötigen Mittel für das erste Project Cars bereitgestellt. Aber nicht nur das, auch das Feedback und die Wünsche der Crowdfunder und der Spieler wurden berücksichtigt und so ein Spiel in die Welt gesetzt, das es so noch nicht gab. Die Konkurrenz ist stark in diesem Genre. Sei es ein F1 für die Rennfahrpuristen, ein Need for Speed für die Mainstream Spieler, oder ein Gran Turismo für die Hardcore Gamer. Auf der PS4 gab es hingegen schon länger kein starkes Racing-Game mehr. Mit Asseto Corsa wurde zwar eine Rennsimulationsspiel entwickelt, welche dem Racing-Fan alles, aber auch wirklich alles abverlangt. Doch fehlte dem Spiel eine gewisse Seele. Mit Project Cars 2 wollte Slightly Mad Studios ohne Publisher im Rücken erneut ein Erlebnis schaffen, dass es bis anhin nicht gegeben hat.
Das wirklich schöne an Project Cars ist, dass ich gleich einsteigen und losfahren kann. Keine Autos die freigeschalten werden müssen, keine Rennstrecken, die mir nicht von Beginn weg zur Verfügung steht. Gesagt getan, als erstes geht es los im Karriere-Modus. Dabei wählt der Spieler aus, ob er gleich in seiner Lieblingsklasse losfahren, oder von der Pike starten möchte und erstmal in einem Kart losfährt. Ich wählte natürlich den schwierigeren Weg und lege in der Kart-Serie los. Und gleich war auch die Hölle los. Die Steuerung ist sehr direkt und das Gaspedal perfekt an den Pad angepasst. In den meisten Rennspielen macht es keinen Unterschied wie fest der Button gedrückt wird, kaum berührt fährt das Auto Vollgas. Bei Project Cars 2 entspricht jeder gedrückte Millimeter einem echten Gaspedal, genauso bei den Bremsen. So wird dem Spieler sofort ein echtes Fahrgefühl vermittelt. Natürlich wollte ich die volle Rennsimulation und stellte jegliche Fahrhilfen aus. Es ist wahrlich die pure Simulation und es fühlt sich verdammt echt an. Wer einfach nur den Hebel nach unten drückt und meint, in der ersten Kurve ohne ABS auf die Klötze gehen zu können, ist noch nie ohne ABS gefahren. Nach der ersten Runde und 20 Sekunden Rückstand entschied ich mich für den anderen Weg und benutze zumindest das ABS.
Der Karrieren Modus, wenn man ihn so nennen darf, ist etwas karg. Es geht einfach darum, sich in der Rennserie nach vorne zu fahren. Keine Geschichte, keine Filmsequenzen, nichts. Auch wenn das etwas schade wirken mag, haben sich hier die Entwickler an den Plan gehalten. Die perfekte Rennsimulation für den Spieler zu entwickeln. Ein weiteres Highlight ist die Helmkamera. Wer wissen möchte, wie es sich als echter Rennfahrer im Cockpit anfühlt, sollte unbedingt mit dieser spielen. Hierbei kann ich selbst entscheiden, ob ich mit dem linken Stick den Kopf manuell drehen möchte, oder die KI entscheiden lassen. Und zu meinem Erstaunen funktioniert dies sehr gut. Bei hoher Geschwindigkeit verschwimmen die Ränder, bei Bodenwellen ruckelt das Visier, das Renn-Feeling ist einfach atemberaubend.
So kam es dann zu meinem ersten Regenrennen. Was sag ich, dem ersten sintflutartigen Gewitterrennen. Die Sicht gleich Null, wieder sehr realistisch, die Blitze waren beeindruckend. Schade an dieser Situation war, dass die Gegner anscheinend ohne Boxen-Stopp, plötzlich Regenreifen auf den Autos hatten. Während ich zweimal das Kiesbett besuchte, fuhren meine Gegner wie auf Schienen über die Strassen. Allgemein ist bei der Gegner-KI noch etwas Handlungsbedarf vonnöten. Die Zusammenstösse fühlen sich generell zu steif an. Zudem scheint auch hier die KI ab und an von Design-Entscheidungen zu profitieren: So wurde ich nur leicht berührt und hatte danach keine Chance mein Fahrzeug unter Kontrolle zu halten, während die computergesteuerten Fahrzeuge fasst ohne Probleme weiter fuhren.
Der Multiplayer ist leider noch nicht wirklich ausgereift. Auch wenn sich die lange Wartezeit zwischen den Rennen etwas verbessert hat. Es fahren immer noch zu viele Chaoten im Rennen mit, die leider das ganze Rennfeeling zunichte machen. Leider ist hier noch kein gutes Strafen System vorhanden, welches das Rennen etwas in Ordnung halten würde. So sind private Rennen dem seriösen Rennfahrer ans Herz zu legen. Um zu wissen wo man mit den eigenen Fahrkünsten steht, sieht man sowohl die Zeit der besten der Welt, wie auch die der eigenen Freunde. Hoffen wir diesbezüglich, dass sich Slightly Mad Studios beim Multiplayer noch etwas überlegt und möglicherweise nach-patcht.
Was auch erwähnt werden muss, sind die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten. Ich spreche hier nicht einmal vom Auto selbst. Selbst für die Strecke, dass Rennen wie auch den HUD. Mir sind gänzlich alle Freiheiten zur Verfügung gestellt und ich kann mich auf meine Wünsche vollkommen einlassen. Egal wie viele Runden ich fahren möchte, egal was für Assistenten ich nutzen möchte und auch beim Auto lassen sich die Änderungen jeweils nachvollziehen. Diese wirken sich logisch auf das Fahrverhalten aus. Schade ist nur, dass keinerlei Tuning betrieben werden kann. Weder Motor noch Lackierung lassen sich ändern. Auch keine neuen Spoiler oder andere Felgen können montiert werden. Dieser Aspekt wurde leider ganz weggelassen.
Fazit:
Project Cars 2 hat nicht den selben Simulations-Anspruch wie ein Asseto Corsa, es fehlt auch eine Geschichte wie beim angekündigten Need for Speed oder dem zuletzt erschienen F1. Der Multiplayer in Ubisoft's „The Crew“ ist sicher unterhaltsamer. Doch was Slightly Mad Studios hier geschaffen hat ist etwas eigenes. Man nehme das Beste von der Konkurrenz und hört auf die Wünsche der Community und erschaffe dann das perfekte Rennspiel; ohne Story Schnick-Schnack. Wer sich als Rennfahrer ausbilden möchte, das Feeling eines echten Rennens erleben möchte und eine echte Challenge sucht, der findet das ganz sicher in Project Cars 2. Die Grafik der Sound, einfach himmlisch. Das Dynamische Wettersystem eine Augenweide. Ganz klar eine Kaufempfehlung von mir.
Comments