Prototype kam, wurde von einigen Wenigen gespielt und ging wieder ohne Eindruck zu hinterlassen. Simple Action-Adventures gab es schon damals mit weitaus hübscherer Optik und besser funktionierender Steuerung. Trotzdem, Radical Entertainment wagt mit Protoype 2 einen zweiten Versuch und will alles besser zu machen. Gelingt dies?
James Heller. Ein bisschen leichtgläubig, mag keine Computer, ist aber ein ebenso guter Soldat wie liebender Vater. Doch seine Rückkehr aus dem Einsatz könnte schmerzlicher kaum sein: Frau und Kind gestorben, halb New York vom tödlichen Mercer-Virus infiziert. Die Wut, der Hass, sie brodeln in ihm stärker als der Vesuv. Als er seine Chance sieht, dem Namensgeber des Virus' (und Held von Teil Eins) sein mächtiges Jagdmesser zwischen die Rippen zu treiben, zögert er keinen Augenblick. Ärgerlich für ihn: Mercer trägt nicht mal einen Kratzer davon. Mercer könnte Heller auf der Stelle mit seinen Mutantenkräften zu Hackfleisch verarbeiten, doch er infiziert ihn, wodurch er einen Teil seiner Kräfte erhält. Was soll der Scheiss? Alex klärt auf: Er hat nichts mit der Plage zu tun, er ist nur Opfer einer gigantischen Verschwörung des Militärs. Sagt der Vermummte die Wahrheit? Oder spielt er nur ein dreckiges Spiel?
Diesen Fragen jagt man etwa zwölf Stunden lang nach. Die Handlung ist interessant und stilistisch gut erzählt; die Videos erinnern in Farbgebung und Brutalitätsgrad stark an Filme wie Sin City. Okay, nach Logiklöchern sollte man besser nicht zu genau Ausschau halten, denn sonst kommt man aus dem Stolpern nicht raus, dies gilt jedoch auch für oben genannte Filme. Aber die Geschichte ist erwachsen und wirklich cool erzählt.
Das Spieldesign ist genretypisch offen: Man kann ruhigen Gewissens nur der Handlung folgen, dadurch wird das Spiel zwar durch das fehlende Grinden etwas anspruchsvoller, aber man kommt recht schnell durch. Interessanter wird das Ganze aber erheblich durch die Tatsache, dass es rechts und links vom Hauptpfad auch jede Menge Sekundäraufgaben gibt. Man kann Aufzeichnungen suchen, die etwas mehr Licht in die Aktivitäten von Blackwatch und Gentek bringen. Blacknet-Missionspakete warten darauf, abgeschlossen zu werden - doch Gegner mit neuen DNS-Mustern rücken diese erst nach einer mächtigen Tracht Prügel heraus. Bis zum Bersten mit Infizierten und Mutanten gefüllte Höhlen müssen ausgeräuchert werden.
Ab und zu wird’s auch zeitkritisch, etwa wenn man von einem abstürzenden Hubschrauber fallen gelassene Pakete schnell aufsammeln muss. All diese Aufgaben geben nicht nur Erfahrungspunkte, sondern auch neue Mutationen, mit denen man Hellers Kampffähigkeiten weiter ausbauen kann: Stärkere Angriffe mit höherer Reichweite, mehr Biomasse oder stärkere Klingen. Das Hautproblem mit den Nebenmissionen ist allerdings der eklatante Mangel an Abwechslung. Fast jede Sekundäraufgabe ist gleich aufgebaut: Gehe dort hin, sammle Infos, gehe danach dort hin und töte Person A, gehe danach dort hin und töte Person B. Das macht man ein Mal, zwei Mal, drei Mal, zehn Mal. Irgendwann bin ich eingeschlafen. Die Story-Aufgaben sind grundsätzlich etwas kreativer, beschränken sich im Wesentlichen aber auch auf Varianten von „gehe von A nach B und töte dabei Person X, Y und Z“.
Lustig ist das Feature der Personen Absorbtion. Ihr könnt fast alle Personen in euch aufsaugen, das gibt wichtige Lebensenergie zurück und hinterlässt sogenannte Biomasse. Diese Biomasse ist notwendig um gewisse Spezialkräfte wie die „Biobombe“ zu aktivieren. Das absorbieren Fremder hat auch den Effekt der Tarnung, denn gewisse Bereiche lassen sich nur so erreichen. Nun gibt es zwei Lösungen für das Dilemma: Entweder kaut man sich von hinten nach vorne durch, vom letzten Beobachter zur eigentlichen Zielperson. Oder man pfeift auf diese Pseudo-Stealth-Geschichte, packt die Klingenarme aus (man kann jederzeit zwischen Heller- und Tarnform wechseln), erledigt alle Beobachter und schnappt sich das bedauernswerte Opfer. Wie schon im ersten Spiel ist die KI grundsätzlich strohdumm und stört sich nicht daran, wenn die eigene Gruppe im Sekundentakt dezimiert wird.
Technisch ist auch mit Prototype 2 kein Referenztitel gelungen. Texturen kommen matschig daher, es herrscht überall Farbarmut. Manches dreijähriges Spiel sieht definitiv besser aus. Cool ist jedoch, dass auf den Strassen sehr viel los ist, dutzende Gegner, Zivilisten, überall Feuer und Explosionen, es ist immer reichlich was los.
Fazit:
Ihr mögt brutale und überzeichnete Action ohne viel Anspruch? Kauft Prototype 2! Hier könnt ihr 'Gott' spielen und euren niederen Instinkten freien Lauf lassen. Alle anderen: Finger weg!
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