Gentleman, start your engines! Es gibt wiedermal Nachschub im Race-Game-Genre! Race-Pro stammt vom Entwickler SimBin und ist PC-Zockern bestens bekannt durch erstklassige und vor allem knallhart realistische Rennspiele. Kann die Konsolenumsetzung hier Schritt halten? Spielt das Spiel in einer Liga mit GT oder Forza Motorsport?
Echte Hardcore-Simulationen unter den Rennspielen findet man hauptsächlich auf dem PC. Man denke nur an die beiden GTR-Teile, GT Legends, rFactor oder iRacing, die auch von einer eingefleischten Community, Motorsport-Enthusiasten und eifrigen Moddern am Leben gehalten werden. Es werden noch heute reelle Ligen nachgespielt, dort geht es um Präzision, Talent und Ehre. Hat dieses Prinzip eine echte Chance auf der eher Arcadelastigen Konsolenwelt? Hm..
Auf der Playstation hält lediglich Gran Turismo die Fahne hoch, während Microsoft mit Forza Motorsport die Lücke auf der Xbox füllt. Allerdings kommen beide Titel immer noch nicht an den hohen Simulationsgrad heran, wie man ihn auf dem PC findet. Kann das Race Pro ändern? Nein, denn dreht man zum Vergleich eine Runde mit GTR Evolution und setzt sich danach in das gleiche Fahrzeug in Race Pro, wird man sofort feststellen, dass die Kontrolle der Boliden am PC immer noch anspruchsvoller ausfällt als an der Konsole - sei es mit dem 360-Controller oder einem Force Feedback-Lenkrad. Das bedeutet nicht, dass die Fahrphysik von Race Pro schlecht ist. Ganz im Gegenteil: Trotz der leichten Abstriche gegenüber den PC-Vorbildern und dem dadurch geringeren Realismus-Anspruch zählt sie immer noch zu den ganz großen Stärken des Titels!
Es fühlt sich auch an der 360 halbwegs authentisch an, wenn Fronttriebler in Kurven zum Untersteuern neigen und die Boliden auf nasser Fahrbahn ins Schlingern geraten, während die von echten Wagen aufgenommenen Motoren herrlich aufheulen und bei krachenden Fehlzündungen Flammen aus dem Auspuff schießen. Mit einem Lenkrad fühlt man sich natürlich noch besser hinter das Steuer eines Rennwagens versetzt, obwohl ich an dieser Stelle wieder anfangen könnte, über das Microsoft-Wheel herzuziehen, das weder in Sachen Verarbeitung noch bei der Intensität des Force Feedack-Effects bei modernen PC-Lenkrädern mithalten kann. Wieso das G25 von Logitech noch immer nicht an einer XBOX 360 ist mir schleierhaft!
Wer auf realistisch angehauchten Fahrspaß in verschiedenen Rennserien vom Mini-Cup über die WTCC bis hin zu PS-starken GT-Monstern sowie Formel-Flitzern steht, wird hier ähnlich gut bedient wie in DTM Race Driver, jedoch mit anspruchsvollerer Fahrphysik! Einen Editor zum Anbringen eigener Logos und Sticker gibt es leider nicht. Während Künstler in die Röhre schauen, werden Mechaniker umso besser bedient: Die Einstellungsmöglichkeiten für das Wagen-Setup sind äußerst vielfältig und reichen von der Gangübersetzung über den Abtrieb bis hin zu Reifendruck, Sturz, Spur, Differential&Co. Die Anzahl der Möglichkeiten ist dermassen hoch, dass Anfänger total überfordert sind und die Setups am besten gleich weglassen. Damit man sich die ganze Arbeit nicht immer wieder aufs Neue machen muss, dürfen die Setups selbstverständlich auch abgespeichert werden. Darüber hinaus fallen technische Defekte im Gegensatz zu den PC-Versionen genau so unter den Tisch wie die Möglichkeit, Dinge wie die Bremsbalance in Echtzeit während des Rennens zu verstellen.
Ein motivierender Karriere-Modus ist nicht wirklich vorhanden. Mann darf zwar für verschiedene Rennställe diverse Rennen absolvieren aber eine Identifikation mit dem Charakter ist durch mangelnde Präsentation kaum möglich. Dies ist ein schweres Manko in Sachen Motivation. Racedriver GRID zeigt hier das es deutlich besser geht. Ein Forza Motorsport 2 lebt von seinen unzähligen Autos und dem Editor, beides fehlt Race Pro! Realismus allein macht kein gutes Spiel!
Auch technisch erinnert Race Pro mehr an eine Reise zurück in die Vergangenheit als an ein modernes Rennspiel. Schwache und mitunter sogar flackernde Texturen, starkes Tearing, und Pop-Ups erzeugen zusammen mit detailarmen Boliden nicht unbedingt viel Freude. Zusammen mit der überwiegend konstanten Framerate von 30 Bildern pro Sekunde kann Race Pro dem Konkurrenten Forza 2 nicht das Wasser reichen. Doch auch beim Umfang fährt man mit knapp 50 Autos, fehlendem Editor und ohne Tuning-Optionen (Teile-Kauf) hinterher, doch gibt es zumindest 13 lizenzierte Pisten wie Monza, Valencia, Brno oder den anspruchsvollen Stadtkurs Macau. Warum aber nicht auch die legendäre Nordschleife integriert wurde, nachdem sie bei GTR Evolution ihre SimBin-Premiere feierte, ist mir ein Rätsel.
Der Onlinemodus ist solide aber hat auch einige Schwächen gegenüber der Konkurrenz. Wieso gibt es keine Lobby im Ranked Modus? Wieso stürzen Spiele mit mehr als 8 Leuten regelmässig ab? Wieso muss vor dem eigentlichen Rennen immer eine Solo Qualifikation gefahren werden? Oft verlassen Spieler danach bereits wieder das Spiel und man fährt noch mit der Hälfte das eigentliche Rennen.
Die Bestzeiten sind ein Witz! Ich war in den ersten Wochen auf teils Strecken in Forza Motorsport 2 unter den Top 100 und hier fahre ich den Bestzeiten teils mit über 1 Minute hinterher, da stimmt doch was nicht. Gibt es da vielleicht Glitches? SimBin, ein Patch und ein Reset der Zeiten und dies bitte schnell, denn das ist der reinste Motivationskiller!
Fazit:
Race Pro ist kein schlechtes Spiel aber es hat viel Potential verschenkt! Hätte SimBin doch mehr bei der Konkurrenz abgeschaut, denn der Mix aus Realismus und dem Gesammtpaket eines Race Driver GRID und Forza Motorsport 2 hätte ein geniales Paket ergeben. So bleibt leider nur ein eher durchschnittliches Spiel übrig. Schade!
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