Wie praktisch jeder computergenerierte Kinofilm bekommt auch Rango (mit Johnny Depp in der Haupt(sprech)rolle) ein Spiel zum Film. Im Gegensatz zu allen anderen Movie-Games sieht Rango aber wirklich toll aus und spielt sich auch so. Wir haben uns durch den kleinen Wilden Westen geballert und berichten über das etwas bessere Lizenzspiel.
Ich spare mir jetzt das Gesülze über schlechte Filmspiele. Wir alle wissen, dass die normalerweise keinen Penny wert sind. Umso erfreulicher, wenn wieder einmal eine Ausnahme die Regel bestätigt. Entwickler Behaviour Interactive hat sich mit ihrem Spiel zum Film Rango offensichtlich an der erfolgreichen 'Ratchet & Clank'-Serie orientiert und auch wenn es nicht ganz dessen Qualität oder Originalität erreicht, gibt es doch einiges am Spiel zu mögen. Angefangen von den liebenswerten Charakteren, über die abwechslungsreichen Levels, das motivierende Power-Up System bis hin zur tollen Steuerung.
Rango The Game erzählt dabei nicht die Geschichte des Filmes, sondern setzt diesen fort. Das gibt den Entwicklern mehr Freiheit. Man ist nicht länger an vorgegebene Sequenzen aus dem Film gebunden und kann seine eigenen (Spiel-)Szenen und Geschichten schaffen. Diese kreative Freiheit merkt man dem Spiel an. Rango versteht sich als Action-Adventure und tatsächlich gibt sich das kleine Cameleon äusserst vielseitig. Rango hüpft, klettert, prügelt, reitet, fliegt, golft und ballert sich durch die kleine Westernwelt, dass es eine wahre Freude ist. Und dabei macht das Ganze einen optisch äusserst ansprechenden Eindruck. Die Entwickler hatten die volle Unterstützung des Filmteams (Grafiker, Drehbuchautoren, Musiker) und somit Zugriff auf alle Assets. Daher sieht das Spiel wirklich äusserst hübsch aus. Auch technisch gibt man sich keine Blösse. Die Action läuft zu jeder Zeit flüssig, egal ob man gerade auf einer Fledermaus im Karacho durch einen Canyon fliegt oder es mit einer Horde hungriger Zombies zu tun hat.
Spielerisch wird altbekanntes geboten. Die meiste Zeit verbringt ihr mit eurem guten alten Schiesseisen und ballert die bösen Karnickel, Hamster und Stinktiere mit poppendem Korn ins digitale Nirwana. Kommt man euch zu Nahe, setzt ihr euch mit Fäusten zur Wehr. Rango beherrscht kleinere Combos und einen Street Fighter-ähnlichen Uppercut, der Air-Juggles ermöglicht. Während den Kämpfen treibt ihr einen Multiplikator nach oben, der euch mehr von den begehrten Sheriff-Sternen einbringt; die Währung des Spiels.
Diese Sheriffsterne findet ihr auch in allerlei zerstörbarem Level-Inventar wie Kisten oder Fässern. Die Kohle investiert ihr dann beim zwielichtigen Händler - der lustigerweise an Resident Evil 4 erinnert - in Upgrades für Held und Waffen. Erhöht die Schusskadenz, verkürzt die Nachladezeit, kauft einen Sheriffstern-Magneten, erhöht dessen Radius oder besorgt euch neue Moves, mehr Kraft und Lebensenergie. Die Fieslinge des Films wie Rattlesnake Jake oder oder Bad Bill sind natürlich die Bossgegner im Spiel, die es in mehreren, gross angelegten Shodowns zu besiegen gilt. Diese Bosskämpfe sind toll inszeniert, aber nicht sonderlich schwer. Die Taktiken der teils bildschirmgrossen Gegner sind schnell durchschaut.
Jäger und (Achievement-) Sammler freuen sich über versteckte Fische und Goldvorkommen, die ihr mit einer Spitzhacke freilegen müsst. In jedem Level gilt es eine bestimmt Anzahl davon zu finden. Neben den Reit- und Flugeinlagen gibt es sogar kurzweilige Schleichabschnitte und die zwei Mini-Games Golf und Golden-Bullet, die immer wieder in den Levels eure Geschicklichkeit beanspruchen. Beim Golfen bestimmt ihr den Abschusswinkel durch die Schlagstärke und versucht mit dem 'Ball' (in Wirklichkeit eine explosive Kellerassel) diverse Ziele zu treffen. Sogar einen Zombie-Angriff wehrt ihr mit euren Golfbällen ab. Das Golden-Bullet Mini-Game ist was für Scharfschützen. Ihr lenkt die Kugel in Zeitlupe von Zielscheibe zu Zielscheibe und müsst möglichst das 'Bullseye' treffen, um irgendwelche Schalter zu betätigen oder Objekte zu zerstören. Eure grauen Hirnzellen bekommen Arbeit, allerdings hält sich der Schwierigkeitsgrad der Puzzles in Grenzen. Schliesslich soll das Spiel auch - oder eben hauptsächlich - Kindern zugänglich sein. Darum ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Rango selbst auf der schwersten Spielstufe für erfahrene Spieler nicht wirklich eine Herausforderung darstellt.
Fazit:
Rango ist ein gelungener Genre-Mix, der nicht nur junge Videospieler ansprechen dürfte. Es spielt sich gut, sieht toll aus und wird zu keiner Zeit langweilig. Nach vier bis fünf Stunden ist der Spass allerdings auch schon wieder vorbei. Multiplayer- oder KoOp-Modi gibt es keine. Trotzdem gehört Rango zu den besseren Film-Spielen - und wer kleine Videospieler zufrieden stellen will, kann mit diesem Spiel eigentlich nichts falsch machen.
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