Als Red Faction im Jahr 2001 erchien, hat sich für mich ein kleiner Traum verwirklicht. Endlich kein endloses „Such-den-scheiss-Schlüssel-für-die-Tür“ Generve mehr. Tür geht nicht auf? Wegballern. Unterer Stock? Wo ist die Treppe? Boden wegballern! Hach – das waren noch Zeiten.
Die Geschichte hinter Red Faction Guerilla ist gleichermassen banal strukturiert sowie auch ziemlich öde erzählt. Alec Mason will Arbeit. Daher folgt er dem Ruf seines Bruders auf den kolonialisierten Mars, um dort als Schürfer seine Brötchen zu verdienen. Kaum angekommen muss Mason mitansehen, wie sein Bruder von den Besatzern erschossen wird – von Wut getrieben, nimmt er das Gesetzt selbst in die Hand, wird aber kurzerhand von den verbleibenden Soldaten in die Enge getrieben. Wie gut das Anhänger der Guerilla – der Red Faction – in der Nähe sind, um Mason aus seiner misslichen Lage zu befreien. Nicht nur aus reiner Dankbarkeit ist Mason nun gezwungen sich der Guerilla anzuschliessen, um fortan Aufgaben für die Wiederständler zu erledigen.
Nein, bei Red Faction Guerilla ist nicht alles komplett anders als in den Vorgängern. Zerstören kann man immernoch ziemlich viel. Aber eben nicht alles. Dumm nur, dass das Spiel mit seinem Sandbox-Gameplay mehr mit dem grossen Vorbild GTA gemeinsam hat, als warscheinlich von den Entwicklern beabsichtig. Denn spätestens nach der Befreiung der dritten Landparzelle, hat sich bei mir eine gewisse "Schon-wieder?"-Routine eingesetzt, die mich partout nicht mehr loslassen wollte und somit habe ich mich nach der anfänglichen Begeisterung mehr aufs sinnlose Zerstören konzentriert, als tatsächlich Aufträge zu erledigen, um die EDF endgültig vom roten Planeten zu vertreiben. Nach knapp zehn Stunden hat man einfach genug davon, jegliche Gebäude zusammenzudreschen, und sei das noch so spektakulär in Szene gsetzt. Für einen langzeitmotivator à la GTA IV bietet das Spiel schlicht und einfach eine zu banale, nur mässig interessant Erzählte Story sowie viel zu wenig Abwechslung bei den zu erledigenden Aufgaben. Da hätte man eindeutig mehr aus dem ansonsten tollen, unterhaltsamen Titel herausholen können.
Im Prinzip bestehen euren Aufgaben lediglich aus dem zerstören von EDF-Eigentum, als aus irgend etwas anderem. Selbst mir ist klar, dass das absichtlich darauf ausgelegt ist, aber so etwas ähnliches wie Abwechslung hab ich doch stark vermisst. Dass neben den "Hau-alles-zu-Klump"- Missionen noch andere Missionen eingebaut wurden scheint mehr aufgesetzt.. Denn ständig irgendwelche Wagen von Punkt A nach B zu fahren, dass kanns ja wohl auch nicht sein, oder? Leider doch! Doch das ist nicht alles. Zwar könnt ihr die meisten Fahrzeuge in Red Faction Guerilla selbst steuern um damit über die öde Marslandschaft zu donnern, aber die Flugvehikel sind leider der EDF vorbehalten und dürfen weder im Single- noch im Multiplayerpart gesteuert werden. Schade! Dafür steigt nach jedem erledigten Auftrag die Motivation der Unterdrückten in einer Zone und je höher der Motivationsgrad, desto eher greifen auch unbescholtene Zivilisten zu den Waffen und unterstützen euch, wenn ihr euch gerade in einer Rangelei mit der EDF befindet.
Falls ihr nun den Eindruck habt, dass Red Faction Guerilla ein schlechtes Spiel sei, muss ich das wiederlegen. Für alle destruktiven unter uns bietet Red Faction Guerilla nämlich genau das was erwartet wird. Der komplette Zerstörungswahn – 1A umgesetzt. Wenn Alec mit dem Hammer das tragende Element eines Bunkes zu Klump schlägt, fällt das mehr oder weniger schöne Bauwerk physikalisch korrekt in sich zusammen. Steht unser Held dummerweise noch darunter, wird er unter dem Schutt begraben und büst etwas HP ein, die sich aber dank der momentan so beliebten Health-Regeneration schnell wieder auffüllt. Der zurückbleibende Bauschrott kann unser Guerilla-Kämpfer aufsammeln und bei seiner Technikerin gegen neue Waffen oder Upgrades eintauschen. Das ist auch bitter nötig, denn selbst mit gekauftem Panzerungs-Upgrade, beisst man sich an Red Faction teilweise echt die Zähne aus. Nicht nur dass die KI der Gegner nicht ganz ohne ist, die Feindeshorden sind euch zahlenmässig sowas von überlegen, dass ihr den Game-Over Screen oft sehen werdet.
Speziell zu erwähnen: Das Jetpack! Hat man es einmal gefunden, macht es einen heiden Spass und bringt neben der Zerstörung noch ein weiteres spassiges Element ins Gefecht mit Schergen der EDF. Jetpacks gibt es übrigens auch im Multiplayer-Modus... und das ist gleich die perfekte Überleitung:
Wenn ihr zu denen gehört, die Sandbox-Gameplay schnell langweilgt, hält THQ's Zerstörungswahn noch einen Mehrspieler-Part bereit, der vieles wieder wett macht. Ob ihr die klassischen Deathmatch-Varianten (alleine oder im Team) auswählt, oder ob ihr euch für eine Art "King of the Hill" mit Zerstörungselementen entscheidet - Red Faction Guerilla entfaltet im Multiplayer mit menschlichen Mitstreitern meiner Meinung nach erst seine wahre Stärke. Neben dem motivierenend Punkte-System entfallen nervige Gegner, die einem in den Rücken spawnen und die GeoMod 2 Engine kann tatsächlich taktisch eingesetzt werden.
Im grafischen Bereich bewegt sich Red Faction in der oberen Mittelklasse. Die verwendete Engine würde bestimmt mehr hergeben, aber das langweilige „roter Planet“-Szenario leider nicht. Ausserdem sind die Gebäude aufgrund der Zerstörungsmöglichkeit etwas allzu steril geraten. Im Soundbereich gibt’s (ausser der grottigen deutschen Synchronisation - holt euch die UK Version!) nichts zu meckern. Wenn ein Gebäude in seine Einzelteile zerfällt, dröhnt der berstende Stahl auch toll aus den Lautsprechern und vermitteln euch das Gefühl eines Abbruchmeisters!
Fazit:
Obwohl sich nach ein paar Stunden die fehlende Abwechslung bemerkbar macht, ist Red Faction ein tolles Spiel geworden. Das Zusammendreschen von Gebäuden - sofern man nicht jeden Tag 4 Stunden mit dem Spiel verbringt - macht eine Menge Spass und auch der Multiplayer-Part ist Volition bestens gelungen. Action-Fans dürfen beruhigt zugreifen, sollten aber in puncto Abwechslung nicht allzuviel erwarten.
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