Vierräderige Rennsimulationen gibts wohl wie Sand am Meer. Eine „realistischer“ als die andere. So stehts zumindest auf Rückseite, der nett aufgemachten Verpackung. Für die Zweiräder drängen sich dem Kenner aber nur zwei Produkte auf. Zum einen wäre das MotoGP oder das hier getestete SBK09.
Vornweg: Ich bin kein Motorradsport-Fan. Wenns in der Flimmerkiste grad nichts anderes gibt, schau ich schon ab und an rein, aber eher um mich über die Stürze der Fahrer zu amüsieren, nicht weil ich etwa mit den Marken der Bikes oder den Namen der Fahrer etwas anfangen könnte.
„Nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Spieletest!“, werden einige von euch wohl denken. Auf der einen Seite habt ihr recht. In punkto Atmosphäre auf dem Rundkurs kann ich wohl wirklich nicht so urteilen, wie das ein hart gesottener Rennfreak kann. Auf der anderen Seite ist das aber auch ein klarer Vorteil, denn so kann ich das Spiel als das bewerten was schlussendlich jedes Produkt aus dieser Sparte, ob Simualtion oder Arcade, sein will: nämlich als Spiel.
Der Einstig in die Welt der Motorräder ist mir aber doch überraschend schwer gefallen. Das Spiel gestartet (bitte installiert euch SBK erst auf die Festplatte, ansonsten sind die Ladezeiten unerträglich), ein „schnelles Rennen“ ausgewählt und als erstes mal kräftig auf die Fresse fallen. Denn schon im niedrigsten Realismusgrad ist SBK 09 kein Zuckerschlecken. Die Bikes steuern sich physikalisch korrekt und vor einer S-Kurve zu spät abgeremst endet unweigerlich mit einem Ausflug in den Sand. Nach gefühlten zehn Versuchen hab ichs dann geschafft, mein Bike mal einigermassen auf der Strecke zu halten und siehe da – das Erfolgserebniss hat den Frust über die vorherig gescheiterten Versuche weggewischt, als ob diese nie da gewesen wären. Da aber die Fahrer-KI in den niedrigen Schwierigkeitsstufen doch etwas gar „einfach“ ausfällt, rate ich euch, den Schwierigkeitsgrad und den Realismusgrad nach einer Eingewöhnungszeit, zwecks Herausforderung etwas höher zu stellen. Denn erst dann kann SBK 09 seine Muskeln spielen lassen.
Nicht nur dass ihr praktisch jede einzelne Schraube an eurem Bike selber drehen dürft, auch die Box mit der Mannschaft und den Tipps der Mechaniker lässt selbst bei mir als „Nicht-Fan“ ein tolles Renngefühl aufkommen. Obwohl – mein Bike hab' ich mir immer vom Mechaniker auf den aktuellen Rennkurs einstellen lassen – für solche Basteleien ist mein Wissen über Fliehkräfte, Bodenhaftungen und allgemeiner Mechanik doch zu minderwertig. Für Kenner&Könner ist die Box wohl aber ein toller Spielplatz um verschiedenste detailierte Einstellungen am Bike vorzunehmen, vorausgesetzt er kommt mit dem verschachtelten Menüs gut klar.
Mit der offiziellen Lizenz der Superbikes habt ihr alle Teams mit den dazugehörigen Fahrern der aktuellen Saison auf der Disc verewigt. Die dreizehn Strecken auf die Spielmodi, schnelles Rennen, Rennwochenende und Meisterschaft, bieten dem geneigten Rennfan lange und fordernde Unterhaltung. Rennwochenenden und Meisterschaften bringen dabei immer zwei freie Trainings, Qualifikationen und zwei Rennläufe mit sich. Wer die nicht fahren will, kann gut und gerne die Zeit etwas vorspulen, muss sich dann aber bei den eigentlichen Rennläufen mit der letzten Startposition zufrieden geben. Dies mag im einfachsten Schwierigkeitsgrad noch möglich sein, da man da so oder so die Hälfte des Fahrerfeldes bereits in der ersten Schikane überholen kann – auf den höheren Stufen ist dies aber bereits der Gutschein für den letzten Platz. Wer dann nach vielen Rennen, kleineren Zeit-Herausforderungen und Meisterschaften noch immer nicht genug hat, der darf sich gerne Online mit bis zu acht Kontrahenten ein Rennen um die ersten drei Plätze liefern.
Trotz all dieser positiven Aspekte hat mich bei SBK 09 die Grafik etwas enttäuscht. Klar sehen die Wettereffekte (die sich im übrigen auch aufs Gameplay auswirken) toll aus und die Animationen der Fahrer sind ebenfalls gut gelungen. Trotzdem wirkt SBK 09 für mich etwas zu steril. Warum Publisher Codemasters da nicht noch ein wenig Eigenwissen bei Entwickler Milestone eingebracht hat (man wüsste ja seit DiRT wie es geht) ist mir schleierhaft. Auch der etwas dünn geratene Sound der Boliden ist negativ ins Gewicht gefallen.
Fazit:
Obwohl ich kein Rennfan bin hatte ich meinen Spass mit SBK 09. Es ist definitiv kein Spiel für lange Zockernächte – jedenfalls für mich nicht, aber für die schnelle Runde zwischendurch sicherlich geeignet. Motorradsport-Fans sollten aber ohne mit der Wimper zu Zucken zugreifen.
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