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The(G)net Review: Sekiro: Shadows Die Twice

FROM Software ist mittlerweile bekannt für ausgesprochen gute und ausgesprochen schwere Action-RPGs. Sekiro: Shadows Die Twice ist da keine Ausnahme. Es macht aber zwei wesentliche Dinge ganz anders. Zum Einen ist es noch einmal schwerer als alle FROM Software Spiele zusammen und zum Anderen reduziert es die RPG-Komponente auf ein Minimum.


Das feudale Japan, Ninjas, Samurais, eine Fülle an grässlich-schönen Bossen und das beliebte, knallharte Soulsborne-Gameplay, das sind die Zutaten, die mich bei der Ankündigung von Sekiro: Shadows Die Twice aufhorchen liessen. Genau mein Ding, dachte ich mir. Aber es ist nicht alles Gold was glänzt.


Sekiro: Shadows Die Twice Test, Review, Testbericht. Wertung und Fazit.

Wir übernehmen die Rolle des einarmigen Ninjas namens Wolf. Wie er seinen Arm verlor und wie er kurz darauf zu seiner Prothese kommt, wird uns in den ersten Spielminuten gezeigt. Die Ninja-Prothese ist aber nicht bloss ein Armersatz, sondern vielmehr das wichtigste Werkzeug unseres Shinobis. Das aus Holz geschnitzte Konstrukt lässt sich nämlich mit Upgrades ausbauen. Es birgt beispielweise ein Seil, mit dem wir uns auf Dächer katapultieren und welches wir sogar im Kampf einsetzen. Verschiedene Aufsätze wie Wurfstern-Automat, Spring-Beil oder Flammenwerfer können im Laufe des Abenteuers in der Spielewelt gefunden werden. Das ist essentiell, denn nur mit dem richtigen Aufsatz können gewisse Gegner und Bosse besiegt werden. Erklärt wird einem das jedoch nie. Es sind Erfahrungswerte, die wir uns durch hartes Ausprobieren aneignen. Dadurch stossen wir regelmässig an die Grenzen unseres Könnens, stehen vor einem vermeintlich unbesiegbaren Gegner und nerven uns ins Bodenlose. Dann ist es meist das Beste, eine andere Route zu wählen, die Welt zu erkunden und zu hoffen, dass wir irgendwo ein noch unentdecktes Upgrade finden, welches uns den entscheidenden Vorteil im Kampf verleiht.


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Die Erkundung der weitläufigen Areale ist alles andere als entspannend und nicht selten ein Spiessrutenlauf. Jeder noch so unscheinbar wirkende Gegner kann uns mit nur wenigen Hieben erledigen. Nur wer das diffizile Rhythmus-Spiel aus Parieren und Ablenken beherrscht hat eine Chance zu überleben. Dass dies jede Menge Bildschirmtode fordert, einen knallharten Durchhaltewillen und katzenartige Reflexe voraussetzt ist selbsterklärend.


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Der eklatante Schwierigkeitsgrad in Sekiro fordert schnell seinen Tribut. Ich habe buchstäblich unzählige Male das Joypad genervt in die Ecke geschleudert, nur um wenige Minute später einen erneuten Versuch zu starten. Frust und Glückseligkeit liegen dermassen nahe beieinander, dass ich mich öfters frage, warum ich mir das überhaupt an tue. Wer auf diese Art des beinahe schon masochistischen Gameplays steht, wird Sekiro zweifelsfrei lieben.


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Der Fokus von Sekiro liegt beim Schwertkampf und der ist so gut inszeniert wie noch nie in einem Videospiel zuvor. Es geht primär darum, die gegnerische Haltung zu durchbrechen, um anschliessend einen Todes-Stoss durchzuführen. Die Stärke der Haltung wird durch eine Ausdauer-Leiste dargestellt. Ist diese aufgebraucht, kann man einen sogenannten "Kill-Blow" einsetzen. Stärkere Gegnertypen benötigen mehrere Kill-Blows, bevor sie zu Boden gehen. Dieses Kampfsystem ist durchdacht, zwingt uns aber in ein spielerisches Korsett, das nicht jedem schmecken dürfte. Es verlangt jeden Schwerthieb zu planen, die Bewegungen und Attacken der Gegner akribisch auswendig zu lernen und auf jeden Angriff innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde auf eine ganz bestimmte Art zu reagieren.


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Es ist ein striktes Regelwerk von nur wenigen offensiven und defensiven Möglichkeiten und wer nicht nach diesem Regelwerk spielt, der stirbt. Punkt. In Dark Souls oder Bloodbourne hatte man deutlich mehr Möglichkeiten eine Situation zu kontrollieren, sei es nun mit Fernkampf-Builds oder durch Anwendung magischer Fähigkeiten. Solche Dinge habe ich in Sekiro schmerzlich vermisst. Gut ist, dass man seine Schwertkünste beim freundlichen Untoten zu Beginn des Spiels – oder auch später – jederzeit trainieren kann, ohne Konsequenzen.


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Gestorben wird in hier nämlich im Minutentakt und wer stirbt, muss bestraft werden. Die Strafe ist ebenso hart wie das Gameplay, denn wir verlieren beim Ableben nicht irgendwelche Seelen und können uns diese zurück holen. Hier verlieren wir mit jedem Tod unwiederbringlich rund die Hälfte der aktuell gesammelten Erfahrungspunkte, plus einen grossen Batzen unseres Geldes! Das Zeug ist weg, und zwar für immer! Wie bei FROM Software Spielen üblich, sind beim Respawn zwar alle Gegner wieder da (bis auf ein paar wenige Ausnahmen) und man kann sich insofern die XP und Kohle durch Grinding wieder zurück holen. Die Strafe ist aber bitter. Umso mehr, da durch vermehrtes Sterben auch die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wird. Es bricht eine mysteriöse Seuche aus, die NPCs und das Spielende beeinflusst, besonders dann, wenn man die Auferstehungsfunktion zu oft nutzt. Diese steht pro Leben einmal zur Verfügung, daher auch der Titel „Schatten sterben zweimal“. Einfacher macht dieser Gameplay-Kniff das Spiel aber nicht.


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Mit den hart erarbeiteten Erfahrungspunkten werden übrigens keine Charakter-Werte verbessert. Diese sind ausschliesslich dazu da die Shinobi-Skillz aka Special-Moves freizuschalten. Attribute wie Ausdauer und Kraft werden exklusiv mit Gebetsperlen verbessert. Diese gibt es wiederum nur von besiegten Bossen. Folglich kann man seine Werte auch nicht über-leveln und so das Spiel einfacher machen. Entscheidend für den Erfolg sind einzig und allein die Fähigkeiten des Spielers, sprich Timing, Rhythmusgefühl und Reflexe.


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Sekiro ist eines jener Spiele, die uns nicht an die Hand nehmen. Es erklärt nur wenige Mechaniken und entlässt uns in eine halb offene Spiele-Welt, mit derart vielen versteckten Routen und einem ausgeklügeltem Level-Design, das man öfters planlos durch die Gegend rennt. Es gibt keine Markierung zum nächsten Ziel, keine hilfreiche Karte, keine Hinweise, was als nächstes zu tun ist. Man weiss auch nie, ob man ein essentielles Power-Up übersehen hat, das beim nächsten Bosskampf unbedingt gebraucht wird. Daraus resultiert viel Trail-and-Error mit hohem Frustpotential. Für die Einen ist dies ein Segen, für die Anderen jedoch einfach nur mühsam. Mühsam ist dann auch das Stichwort, das mich während des gesamten Tests begleitete.


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Grafisch ist Sekiro ein Augenschmaus. Wunderschöne Levels, mit fantastischen Bauten, gefüllt mit toll animierten Gegnern – denen es oftmals aber an Diversität mangelt. Ein paar Gegner-Typen mehr hätte ich mir gewünscht. Leider läuft die Grafikengine nie ganz ruckelfrei, was am berühmt-berüchtigten "Frame-Pacing" liegt, eine bekannte FROM-Software Krankheit. Eine fixe Bildrate für 30 bzw. 60fps wäre besser gewesen, statt der Fluktuierenden. Es gibt auch keinen Performance-Modus für Xbox One X oder PS4 Pro. So richtig rund läuft Sekiro auf keiner der Konsolen, leider. Besonders gut gefallen hat mir der Soundtrack, der ist wirklich ein kleines Meisterwerk!



Fazit:

Was hab ich mich auf dieses Spiel gefreut. Im Nachhinein muss ich aber eingestehen, dass ich doch etwas enttäuscht bin. Hidetaka Miyazaki war wohl der Ansicht, dass er die Dark-Souls Formel für sein neuestes Werk nicht weiter verfeinern könnte. Also hat er diese kurzerhand zerlegt und beginnt von vorne. Viele der lieb gewonnenen Features und Elemente der spirituellen Vorgänger wurden wegrationalisiert. Verschiedene Waffen? Gibt es nicht. Rüstungen oder Waffen aufleveln? Gibt es nicht. Charakter-Builds mit Schwerpunkt auf Magie oder Fernkampf? Nope. Kampfstile anpassen? Fehlanzeige. Duelle mit anderen Spielern oder KoOp? Leider Nein! Sekiro ist knallharte, bare-bone Action ohne Firlefanz. Es gibt eine Haupt-Waffe, ein paar Special-Moves und ein paar hilfreiche Items, das war es auch schon. Der Schwerpunkt liegt beim Kampfsystem und selbst das wirkt vergleichsweise rudimentär, besteht es doch weitestgehend nur aus Parieren und Ablenken – mit einer gehörigen Portion Timing. Das spielt sich nicht wie ein Dark Souls, eher wie ein Ninja Gaiden. Es ist ein Spiel mit dem Rhythmus und wer den "Beat" nicht fühlt, beisst sofort ins Gras. Das Wort „schwer“ halte ich für eine Untertreibung. Absolute Frustration und selige Glücksgefühle liegen dermassen nahe bei einander, dass nur die wenigsten bis zum Ende durchhalten werden. So bleibt Sekiro wohl nur einem kleinen Bruchteil der sogenannten Hardcore-Gamer vorenthalten. Das ist schade, denn gerade inszenatorisch und grafisch ist Sekiro das bisher wohl beste FROM Software Spiel und hätte es verdient, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht zu werden. Es ist aber eben kein Spiel, dass man mal kurz nach Feierabend an wirft, um eine Runde zu entspannen. Jede Session ist ultra anstrengend. Und wer ein paar Tage Pause macht, wird vieles bereits wieder verlernt haben. Sekiro: Shadows Die Twice ist für die Knallharten, die Masochisten unter uns, denn nur allzu oft lässt es einen frustriert und komplett am Boden zerstört zurück.


Sekiro: Shadows Die Twice Test, Review, Testbericht. Wertung und Fazit.

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