Hier kommt ein Spiel, dass mir mehr als einmal vor Augen hielt, wie alt ich eigentlich schon bin. Wer das Hobby Videospiele schon so lange verfolgt wie ich, hat das Original damals wahrscheinlich auch zu Hause in seinen vier Wänden, auf seinem Amiga 500 gespielt. Die Rede ist von Shadow of the Beast, das mich damals mehrfach zum Staunen brachte. Ob das bei diesem Remake wohl auch der Fall ist?
Zwischen 1989 und 1992 entwickelte Reflections Interactive unter dem Banner von Psygnosis drei Shadow of the Beast Spiele, wovon ich das erste wohl noch am besten in Erinnerung habe. Es war grafisch absolut atemberaubend und bockschwer! Die beiden Nachfolger gingen dann eher an mir vorbei, weil ich zu dieser Zeit bereits auf den Konsolen-Zug aufgesprungen war. Zum Glück orientiert sich die von Heavy Spectrums entwickelte Neuauflage am Original und bietet sogar eine ähnliche Geschichte: Auf einer ausserirdischen Welt wird die Bestie Aarbron von einem Lakaien des dunklen Lords Maletoth genötigt, eine menschliche Siedlung auszulöschen – was er wiederwillig tut. Bis ein sterbender Mann ihn berührt und er dadurch seine Erinnerung zurückerhält: Denn dieser Mann ist kein geringerer als Aarbrons Vater, der ihm seine wahre Vergangenheit zeigt, in der er einst ein Mensch war. Aarbron schwört natürlich Rache an Maletoth für das, was er ihn all die Jahre hat tun lassen. Alles Weitere bleibt dann vorerst noch im Dunkeln, denn die Dialoge und Texte im Spiel sind fürs erste unlesbar, weil in einer fiktiven, ausserirdischen Schrift gehalten. Wer die Texte verstehen will, muss erst ein entsprechendes Upgrade kaufen. Oh je, das fängt ja nicht besonders vielversprechend an.
Dabei ist dieser Ansatz durchaus löblich, weil motivierend. Shadow of the Beast bietet eine Menge zum Freischalten; Kampf-Upgrades, neue Moves, ja sogar alternative Soundtracks oder das Amiga-Original lassen sich – genügend ‚Mana‘ vorausgesetzt – freispielen. Mana ist die Währung in Shadow of the Beast, und je nachdem wie gut ihr euch schlägt, erhaltet ihr mal mehr, mal weniger davon. Nach jeder Kampfeinlage wird abgerechnet.
Das Kämpfen ist dann auch gleich die Hauptbeschäftigung im Spiel. Schade nur, dass das so umständlich und gewöhnungsbedürftig sein muss und viel, sehr viel Training und gutes Timing verlangt. Praktisch jeder Knopf auf dem Controller ist für eine Aktion verantwortlich, sogar das Touchpad, mit dem man seinen Super-Move benutzt. Noch dazu gibt es mehrere Tastenkombinationen für Spezialattacken, mit denen z.B. Lebensenergie regeneriert wird. Erst nach zwei Drittel des Spiels habe ich das vollends kapiert und dann sogar noch zufällig bemerkt, dass Aarbron eine Ausweichrolle beherrscht, die auf dem rechten Analogstick liegt.
Ausserhalb des Kampfes erinnert Shadow of the Beast an richtig alte Jump’n’Runs wie Prince of Persia, Flashback oder Another World. Aarbrons Weg führt ihn durch insgesamt acht ziemlich lange Level. Mit dabei ein gruseliger Wald, alte Höhlensysteme oder ein schmucker Palast in der Wüste. Grafisch ist das alles fein in Szene gesetzt, ziemlich bunt und vom Design her erstaunlich nahe am Amiga-Original. Die Hüpferei fühlt sich im Gegensatz zu den Kämpfen allerdings zu keiner Zeit wirklich gut an. An mehr als einer Stelle sprang ich ins Ungewisse oder verfehlte knapp einen Vorsprung, was mit Tod oder zumindest heftigem Energieverlust bestraft wird. Schade eigentlich, denn das Levellayout lädt zum Erkunden ein und belohnt Forscher unter Anderem mit wichtigen, permanenten Power-Ups. Ein Wermutstropfen ist zudem, dass man zum Einsammeln eben jener eine Special-Energie benötigt. Ist die Energie-Leiste gerade leer, muss man den Sammelgegenstand dummerweise einfach stehen lassen.
Grafisch hat mir Shadow of the Beast mit seinem 2,5D Stil und den kräftigen Farben sehr gut gefallen. Die Präsentation ist überaus gelungen, auch wenn Aarbrons Animationen immer etwas steif aussehen. Der melancholische Grundtenor wird gut getroffen und zusammen mit den tollen Lichteffekten kommt eine stimmungsvolle Atmosphäre auf. Nur die Musik ist noch besser und passt hervorragend zum Geschehen auf dem Bildschirm. Man kann sogar den original Amiga-Soundtrack feischalten und während des Spielens laufen lassen.
Fazit:
Shadow of the Beast ist ein hübsch präsentiertes Spiel, mit ansprechender Grafik, toller Musik, kräftigen Farben und einem Artstyle, dass dem Amiga-Original sehr, sehr nahe kommt. Der Fokus liegt klar auf den Kämpfen, darum ist das Kampfsystem auch so umfassend. Einziges Problem dabei; Die Steuerung ist hoffnungslos überladen und man benötigt viel Einarbeitungszeit, wenn man das volle Potential des Spiels erkennen, geschweige denn für sich nutzen will. Zudem ist es sauschwer, selbst auf der niedrigsten Stufe. Die Kämpfe verlangen stets Timing und gute Kenntnis gegnerischer Bewegungs-Muster. Eine gewisse Frustresistenz wird also vorausgesetzt, um mit Shadow of the Beast glücklich zu werden. Statt linearer Levels hätte ich mir lieber etwas mehr ‚Metrovania‘ gewünscht. Trotzdem ist das Level-Design gelungen, abwechslungsreich und lässt Freiraum für kleinere Erkundungstouren. Speziell gefallen hat mir der Soundtrack und die Tatsache, dass die Entwickler gleich das Amiga-Original dazu gepackt haben. Lernwillige Retro-Fans, die bestenfalls das Original kennen, werden mit Shadow of the Beast trotz aller Kritik dennoch ihren Spass haben. Alle anderen wohl eher weniger...
Comentarios