Das Jahr 1942. Der 2. Weltkrieg läuft immer noch auf Hochtouren und die Aliierten versuchen verzweifelt den Achsenmächten Herr zu werden. Unser Held Karl Fairburne soll hinter den Linien in Nordafrika aufräumen, um so den Kameraden den Vorstoss zu erleichtern. Volltreffer oder knapp vorbei?
Neuesten Informationen des US-Geheimdienstes zu Folge arbeiten die Deutschen in der Wüste Afrikas an einer neuen Wunderwaffe, mit der der Krieg eine für die Alliierten unerwünschte Wendung nehmen könnte. Es handelt sich dabei um einen neuartigen Panzer, einen Super-Panzer sozusagen! Als elitärer Scharfschütze versuchen wir in den acht umfangreichen Missionen an Informationen zu gelangen, wo sich die Fertigungs-Anlage dieses Über-Panzers befindet.
Ganz nebenbei sprengen wir Flak-Geschütze, killen ein paar deutsche Generäle oder räumen auf andere, vielfältige Weise unter den Nazis auf. Wie wir vorgehen wollen bleibt dabei stets uns überlassen, und das ist zugleich auch die grosse Stärke von Sniper Elite 3. Auf den grosszügigen, offen designten Maps ist es uns erlaubt, nach eigenem Gusto vorzugehen. Heimlich, still und leise ist dabei stets die beste Lösung. Aber auch die brachiale Methode, wo wir alles umnieten, was uns vor die Flinte läuft, bringt Erfolge. Bemerkenswert dabei ist, wie gut die einzelnen Spielweisen ausbalanciert wurden.
Jede Mission besteht aus ein paar sekundären Zielen und einem Haupt-Ziel. Die Reihenfolge, wie wir diese Ziele abarbeiten, bleibt uns freigestellt. Dabei weiss auch die Variation der Aufgaben zu gefallen. Es gilt Offiziere zu eliminieren, Dörfer auszukundschaften und Intel zu suchen und sicherzustellen. Bonus-Ziele wie das Finden von Briefen, Post- oder Spiel-Karten bringen zusätzliche Erfahrungspunkte. Mit diesen verbessern wir unsere Ausrüstung oder schalten gar komplett neue Ausrüstungs-Gegenstände frei. Objektive, Läufe, Mündungs-Bremsen, Land-Minen oder Spreng-Fallen, das Angebot ist so gross wie vielfältig.
Lob verdient auch die Spielmechanik. Bremste bei den ersten beiden Teilen der Serie noch die hackelige Steuerung den Spielspass, lässt sich der Held dieses Mal sehr gut kontrollieren. Man hat stets das erhabene Gefühl, ein tödlicher Jäger zu sein, der seine Beute am liebsten aus der Ferne erledigt. Toll gemacht sind auch wieder die Kill-Cams, durch die die Serie ja Bekanntheit erreicht hat. Wer einen tödlichen Treffer landet, darf die Flugbahn der Kugel bis zum brutalen Einschlag in Zeitlupe mitverfolgen. Dann setzt eine Art Röntgenblick ein und wir sehen, welchen Schaden die Kugel im menschlichen Körper anrichtet. Das ist zwar vollkommen unnötig und gewaltverherrlichend, sieht aber ungemein cool aus. Wer sich dadurch gestört fühlt, kann die Kill-Cam auch deaktivieren oder auf eine Einstellung wechseln, die keine X-Ray Bilder zeigt.
Grafisch ist Sniper Elite 3 richtig gut gelungen und macht einiges her. Die von uns getestete PS4 Version lief mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde und in knackscharfen 1080p über die Mattscheibe. Die dichte Vegetation der afrikanischen Steppen, die scharfen Texturen, frischen Farben und die beeindruckende Weitsicht machen das Spiel zum Schönsten der Serie. Gleiches gilt auch für den Sound. Mit Surround-Anlage kracht und knallt es in allen Ecken. Wenn wir Schleichen können wir dank gut abgemischten Sounds orten, wo sich was in den Levels bewegt. Vor allem die kernigen Sounds der Waffen sind hervorzuheben.
Bei Schleich-Spielen ist eine gute KI Voraussetzung und glücklicherweise - obwohl nicht perfekt - gibt es auch hier wenig Grund zur Beanstandung. Zwar folgen die Gegner stets festgelegten Routen und haben ein Kurzzeitgedächtnis eines Steins, sie sind aber äusserst wachsam, rufen Verstärkung und überraschen auch mal mit einem unerwarteten Routen-Wechsel. Sollten sie euch entdeckt haben ist es Zeit die Beine in die Hand zu nehmen. Meist habt ihr bei der direkten Konfrontationen wenig Chancen, was euch dazu zwingt, stets mit Bedacht vorzugehen. Gut so! Wer den lautlosen Killer mimen will sucht sich am besten eine Stelle mit lauter Geräuschquelle (z.b. neben einem Strom-Generator) und feuert nur dann, wenn das Spiel anzeigt, dass die Geräusche das eigene Schussgeräusch übertönen.
Neu im Programm von Sniper Elite ist ein Co-Op Modus mit Überwachungs- und Überlebens-Missionen. Hier übernimmt ein Spieler die Rolle eines Sturm-Soldaten bzw. Spotters, der andere spielt den Scharfschützen. Zusammen gilt es möglichst lange zu überleben oder ein paar kleinere Missions-Ziele zu erreichen. Die Kampagne selbst bleibt Solo-Spielern vorbehalten. Daneben gibt es klassische Multiplayer-Gefechte, wo jeder auf sich allein gestellt ist. Entwickler Rebellion hat es sogar geschafft, das Problem des Campens zu umgehen; Munition ist in den MP-Schlachten relativ rar, weswegen ihr nicht länger an einer Stelle ausharren könnt und euch auf die Suche nach Munition machen müsst.
Sniper Elite 3 hat aber auch seine Macken. Zum Einen wiederholen sich die Aufgaben innerhalb der Missionen etwas zu oft. Zum Anderen können die langen Laufwege auf den enorm grossen Maps nerven. Man ist ja stets zu Fuss unterwegs und dies auch meist in gebückter Haltung, um weniger aufzufallen. Checkpoints sind teilweise unfair gesetzt oder zu weit auseinander, was zum manuellen Speichern zwingt. Es gibt auch immer wieder Stellen wo - trotz verbesserter Bewegungsfreiheit - knöchelhohe Objekte unüberwindbare Hürden darstellen. Natürlich gibt es bei einer derart offenen Spielewelt auch immer wieder Clipping-Fehler. Die Präsentation der Geschichte und der Charaktere fällt ebenfalls etwas flach aus. Das sind aber alles glücklicherweise keine Game-Breaker und werden vom tollen Gameplay wett gemacht.
Fazit:
Überraschung! Sniper Elite 3 ist diesmal ein richtig guter Shooter geworden. Dem altbewährten Spielprinzip ist man natürlich treu geblieben, aber in Sachen Gameplay erscheint nun alles runder und ausgewogener als zuvor. Optisches Highlight ist mit Sicherheit die makabre Killcam. Die ist zwar völlig unnötig, jedoch irgendwie auch motivierend. Klar gibt es auch diesmal wieder einige technische und spielerische Unschönheiten wie Clipping-Fehler, unsichtbare Wände oder schlecht gesetzte Checkpoints. Trotzdem ist Sniper Elite 3 nicht nur das bisher beste Spiel der Reihe, sondern auch ganz allgemein ein überzeugender Shooter, der sich allein durch das Spielprinzip klar von der Masse abheben kann. Anfänger kommen übrigens dank guten Spielhilfen genau so auf ihre Kosten, wie die hartgesottenen Scharfschützen, die Distanz und Wind vor jedem Schuss einberechnen wollen.
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