Mit The Last Guardian schenkt uns Sony zum Ende des Jahres ein Spiel, das zwischen ICO und Shadow of the Colossus seinen wohlverdienten Platz findet. Ich möchte nicht zu viel über dieses Spiel verraten, da jeder diese einzigartige Chance erhalten soll, etwas Wunderschönes erleben zu dürfen. Daher hier ein recht Spoiler-freies Review.
Zu Beginn des Spieles wird man ins kalte Wasser geworfen. Man wacht in Gestalt eines kleinen Jungen in einer Höhle auf. Man schaut sich um und bemerkt, dass man nicht alleine ist. Ein riesiges Fabelwesen namens Trico liegt angekettet in der Mitte der Höhle. Das Tier ist schwer verwundet und blutet stark. Schnell merkt man, das 'Monster' ist kein Freund. Trotzdem helfe ich, indem ich ihm Essen bringe, seine Wunden versorge und am Schluss von seinen Ketten befreie.
Und schon nach zehn Minuten bringe ich vor Faszination den Mund nicht mehr zu. Man verlässt alleine die Höhle und bemerkt, dass das Tier einem folgt. Eine solch grafische Umsetzung habe ich noch nie gesehen. Ich war von diesem Vieh total fasziniert. Wie es mich anschaut, mir nachläuft, seine Mimik, einfach alles. Man merkt, dass die Entwickler sehr viel Liebe allein in dieses Feature gesteckt haben. Und somit beginnt unsere gemeinsame Reise. Mit dem Ziel, so weit wie möglich nach Oben zu kommen und aus dem sogenannten „Nest“ zu fliehen. Wir befinden uns in einem riesigen Krater, der in der Mitte eine Art Stadt beinhaltet. Riesige Türme, grosse Dimensionen und eine bombastische Atmosphäre beschreiben diesen Ort am besten. 75 Prozent des Spiels wird von einer wohltuenden Ruhe beherrscht. Keine Dialoge, keine Explosionen, nur die Gedanken des Erzählers, die sehr spärlich aber genau richtig gesetzt sind. Man hört nur das Rauschen des Windes, des Wassers und die Laute des tierischen Begleiters. Die punktuell perfekt gesetzte und wunderschöne Musik bereitete mir einige Male Gänsehaut.
Je länger man spielt, umso vertrauter wird man mit der doch sehr gewöhnungsbedürftigen Steuerung. Ich musste mich zwingen, Ruhe zu bewahren. Das wahre Highlight des Spiels ist sicherlich die Interaktion mit Trico. Man steuert das Geschöpf nie selbst, sondern gibt ihm eine von vier Anweisungen. Komm, Sitz, Spring, geh Zurück. Wie einem kleinen Hund versuche ich meinem Begleiter die Anweisungen zu geben. Dies klappt nicht immer auf Anhieb, aber genau diese „Fehler“ machen das Spiel umso persönlicher. Es war ein Genuss, zusammen mit dem Tier die Befehle und die Geduld zu erlernen.
Action? Nein. Ich habe nicht ein einziges Lebewesen umgebracht. Die einzigen Feinde in diesem Nest sind Statuen, die versuchen einen zu packen und durch eine magische Tür zu tragen. Nur Trico kann diese Bedrohung eliminieren. Während dem Spiel erhält man einen magischen Spiegel, mit welchem man die einzige Waffe des Tieres einsetzen kann. Lenke ich ein magisches Licht auf einen Punkt, so schiesst mein Begleiter Feuerblitze aus seinem Schwanz. Das ist aber die einzig richtige Action in diesem Spiel. Und genau das ist auch gut so.
Was noch wichtig zu erwähnen ist: Der Titel ist nichts für ungeduldige oder gar unaufmerksame Personen. Ich kam oft an Punkte, an denen ich nicht weiter wusste. Gab ich meinem Begleiter falsche Anweisungen? Habe ich was übersehen? Bis ich gelernt habe, auf jedes Detail zu schauen. So sieht man plötzlich eine winzige Öffnung, in die man sich hineinzwängen kann. Viele der Umgebungspuzzles können nur über Umwege gelöst werden. Man muss quasi um-die-Ecke-denken! Da ich immer auf meinem grossen Freund rumklettern darf und mich auch an seinem Schwanz abseilen kann, ergeben sich oft Möglichkeiten, an die man am Anfang gar nicht denkt. Hat man die Tricks erst mal drauf, kann man das Spiel meistern.
Fazit:
Für mich präsentiert uns Sony mit The Last Guardian das Spiel des Jahres 2016. Selten habe ich eine so perfekte Kombination aus Story, Ruhe, Atmosphäre und Musik erfahren, wie in diesem einzigartigen Game. Nach zwei Tagen exzessiven Spielens und einigen der schönsten Augenblicke in meinem Gamer-Leben muss ich zu diesem Titel sagen: Hut ab Sony, das ist wirklich etwas Legendäres! Das einzig negative ist die leicht mühsame Steuerung und die nicht mehr zeitgemässe Grafik. Jene ist nicht gerade Next-Gen würdig und die hackelige Steuerung kann den Spieler ab und an den Rand der Verzweiflung bringen. Nichts desto trotz sind es genau diese Gegebenheiten, die das Spiel ausmachen. Die Einfachheit des Seins. Es unterstreicht den Faktor der Ruhe, der Atomsphäre und der Einzigartigkeit dieses Spiels. Sony zeigt eindrücklich, dass man ein Meisterwerk auch ohne Upgrade-Möglichkeiten, hunderten von Fähigkeiten und bombastischer Grafik bieten kann. The Last Guardian muss in eine ganz andere Ecke als viele andere Spiele gesteckt werden. Ich persönlich bin ein riesen Fan von The Last Guardian geworden und wahrlich glücklich, es gespielt zu haben. Für mich war es das Highlight dieses Jahres und gehört unter jeden Weihnachtsbaum.
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