The(G)net Review: Thief VR: Legacy of Shadow
- Armin Medic
- vor 59 Minuten
- 5 Min. Lesezeit
Der Dieb geht wieder um! Nach ein paar Ausflügen mit dem männlichen Pendant auf stationären Konsolen schleicht sich eine neue Heldin ins VR-Genre. Per Headset übernehmen wir die Rolle von Magpie, die sich im düsteren Mittelalter auf eine abenteuerliche Diebes- und Rache-Tour begibt.

Baron Northcrest scheint ein ganz übler Charakter zu sein. Mit seinen Schergen stiftet er Unruhe, terrorisiert die Bevölkerung und schreckt auch vor kaltblütigem Mord nicht zurück. Wir haben zudem ein persönliches Problem mit dem Herrn Baron zu klären. In jungen Jahren wurden Magpies Eltern von Northcrest eiskalt hingerichtet, ihre Jugend verbrachte sie infolgedessen auf der Strasse und avancierte mit der Zeit zur Profi-Kleptomanin. Magpie fühlt sich nun endlich erwachsen und erfahren genug, um dem schurkischen Baron das Handwerk zu legen und nebenbei noch ein paar wertvolle Schätze einsacken.

Historisch siedelt sich Thief VR: Legacy of Shadow zwischen Deadly Shadows (2004) und dem 2014er-Reboot an. Magpie's Talente erlernen wir im ausgedehnten Tutorial, das sich als erste Mission tarnt. In der Hocke schleichen wir uns geräuschlos an Wachen vorbei, kriechen durch enge Kanalisationsschächte, überwinden Mauern mit einem behänden Sprung oder hangeln uns todesmutig durchs Gebälk, immer darauf bedacht, nicht den harten Pflastersteinboden zu küssen.

Einige Türen lassen sich mit einem Dietrich knacken, indem wir unsere beiden Handgelenke in die passende Richtung drehen, die uns angezeigt wird. Auf unserem rechten Handschuh wurde ein blauer Kristall und die Lebensleiste eingearbeitet. Sobald sich die Farbe des Edelsteins ins Rötliche wechselt, ist in unmittelbarer Umgebung Gefahr in Verzug. Fällt unsere Lebensleiste in den kritischen Bereich, suchen wir uns ein Stück Brot oder einen Apfel, führen ihn zum Mund und füllen so unsere Gesundheit wieder auf. Vorrätige Esswaren verstauen wir im Inventarbeutel.

Waffentechnisch sieht es bei Magpie zuerst eher mau aus. Ein handlicher Totschläger muss zu Beginn reichen, um die ersten paar Feinde aus dem Weg zu schaffen. Hiermit eröffnen sich ein paar Möglichkeiten. Wir schleichen uns geduckt von hinten an, hauen ihm kräftig in die Kniekehlen, damit er einsackt und fertigen ihn mit einem zweiten Schlag auf den Kopf ab. Wir können den Gegner aber auch direkt konfrontieren. Nachdem wir drei Schwertangriffe korrekt mit dem Totschläger pariert haben, taumelt unser Gegenüber und mit einem saftigen Hieb auf den Helm schicken wir ihn ins Land der Träume. Seid ihr eher pazifistisch unterwegs, schleicht ihr unentdeckt an den Wachen vorbei, werft mit Glasflaschen zur Ablenkung oder lockt die Ganoven mit der Diebespfeife von ihrer ursprünglichen Position weg. Sollten wir entdecken werden und wollen auf ein Scharmützel verzichten, suchen wir uns ein Versteck und warten, bis die Alarmanzeige über dem Kopf unseres Verfolgers verschwindet.

Jede Mission lässt sich wahlweise komplett ohne Feindkontakt durchspielen. Natürlich sackt Magpie bei ihrem Streifzug durch die mittelalterlichen Stadtgebiete alles ein, was sich beim Pfandleiher unseres Vertrauens zu Geld machen lässt. Zinnkrüge, Aschenbecher, Armreifen, Schatztruhen und teure Klunker wandern in unsere Tasche, die uns jeweils den aktuellen Goldwert anzeigt. Später tauschen wir die Beute beim örtlichen Dealer in Bares um. Dieser kommt in Form von Cassandra daher, die so etwas wie die Ziehmutter von Magpie darstellt und uns mit der jeweils nächsten Mission vertraut macht. Stets gilt es nach Cassandras Anfragen ein bestimmtes Objekt zu klauen und den Abschnitt durch einen speziellen Ausgang zu verlassen.

Zu der Hauptmissionen drückt euch Cassandra auch gerne noch ein paar optionale Side Quests auf, die euch mit zusätzlichen Buffs belohnen. Als Bonus dürfen wir je nach Performance mindestens einmal, wenn nicht sogar mehr, aus drei unterschiedlichen Bonus Angeboten einen auswählen. Wir bewegen uns in geduckter Haltung schneller voran, erhöhen unsere Lebensenergie oder schaffen bewusstlose Gegner effizienter weg.
Wer jetzt denkt, da fehlt doch was, liegt richtig. Sobald wir im ersten Level nach der Einführung Pfeil und Bogen zugesteckt bekommen, nimmt auch das Gameplay an Fahrt auf. Mit einem Griff hinter die linke Schulter holen wir uns den Bogen hervor, mit der rechten Hand platzieren wir den Pfeil. Nun müssen wir nur noch die Sehne spannen und sicherstellen, dass unser kleines Zielfernrohr den Gegner im Visier behält. Mit einem sauberen Kopfschuss wünschen wir unserem Widersacher Goodbye. Nebst dem Standard-Projektil beinhaltet unser Inventar auch Wasser, Feuer und Seilpfeile, die sich in unterschiedlichen Situationen einsetzen lassen und per simplem Knopfdruck gewechselt werden. So stehen wir am oberen Ende des Kamins, während unter uns das Feuer vor sich hin lodert. Ein gezielter Schuss mit dem Wasserpfeil löscht die Flammen und wir zweckentfremden den Kamin als Shortcut.

In einer Kapelle entdecken wir im Giebel ein paar funkelnde Schätze. Per Seilpfeil befestigen wir eine Kletterhilfe und holen uns danach den wertvollen Loot. Wir nutzten die Feuerpfeile bei axtschwingenden Wachen, die mit extrastarker Rüstung auffahren.
Im späteren Verlauf treffen wir auf den Geist unseres Thief-Vorgängers Garret. Dieser überlässt uns ein Siegel, das als altertümlicher Scan funktioniert. Halten wir den linken Controller an unsere Schläfe, wechselt die Optik in einen Grünfilter und lokalisiert in Sichtweite sämtliche Gegner, Loot und Kostbarkeiten sowie knackbare Schlösser und den nächsten Missionspunkt. Zudem quatsch uns Garret regelmässig mit mehr oder weniger brauchbaren Infos voll. Da die einzelnen Levels ziemlich komplex aufgebaut sind und euch ab und zu ein Umgebungsrätsel in den Weg gestellt wird, kann es schon mal passieren, dass man sich im Kreis bewegt. Unser Tipp, schaut euch überall um und nutzt euer Inventar regelmässig.
Fazit:
Es ist mittlerweile knapp ein Jahr her, seit ich die mittlerweile leicht angestaubte PSVR 2 das letzte Mal getragen habe. Und es war es absolut wert, nach einer kurzen Putzaktion Sonys Kopfkiste mit Thief VR zu füttern. Magpie's Diebestour fängt zwar wenig vielversprechend an, mauserte sich aber von Minute zu Minute zum fantastischen Schleichabenteuer. Wie bei jedem immersiven VR-Titel dauert es ein paar Momente, bis ich die vielen Einsatzmöglichkeiten verinnerlicht habe. Danach bewege ich aber mich wie ein Geist durch die Szenerie und fühle mich tatsächlich wie ein Meisterdieb im tiefsten Mittelalter. Komplett abgeholt wurde ich von der Architektur. Cleveres Leveldesign, das unterschiedliche Herangehensweisen erlaubt, eingestreut mit dem einen oder anderen Puzzle und solid platzierten Gegnern. Grundsätzlich lief Thief VR ohne Probleme. Einzig eine etwas unsaubere Programmierung bei Kollisionen mit Gebäuden, die den Bildschirm in ein komplettes Schwarz verwandeln, wenn wir frontal reinlaufen, kann irritierend wirken. Besonders wenn man ein paar Meter über dem Boden an einem Rohr hängt und der ungünstige Kamerawinkel diesen Effekt hervorruft. Solche Momente sind zum Glück jedoch selten und das Problem lässt sich meistens durch Bewegung des linken Analogsticks beheben. Rein optisch kann sich Thief VR sehen lassen, wenn auch die Gesichtstexturen der NPCs und Feinde etwas lebensechter hätten sein dürfen. Ich wurde jedenfalls mit Magpie's Diebestour sehr gut unterhalten und werde das Spiel sicherlich noch ein zweites Mal als Pazifist durchspielen.

Thief VR: Legacy of Shadow ist als Download für PlayStation VR2, Meta Quest und Steam VR erhältlich. Wir haben das Spiel auf PSVR2 getestet. Das Test-Muster stammt von Eidos, wofür wir uns herzlich bedanken!







