Schon fast zwei Jahre ist es her, seit Naughty Dog uns mit Uncharted: Drakes Fortune auf eine Schatzsuche der Superlative entführte und uns einen Helden vorstellte, welcher Indiana Jones auch ohne Hut und Peitsche Paroli bieten konnte. Seit dem Abspann des ersten Teils wurde ein Nachfolger bereits sehnlichst erwartet und nun ist es endlich soweit: Vorhang auf für einen der heissesten Anwärter für den Game of the Year Award 2009!
Naughty Dog hat sich nicht auf den Lorbeeren ausgeruht und mit „Among Thieves“ einen waschechten Hit auf unsere Bildschirme gezaubert. Angefangen bei der Präsentation, weiter zum Voiceacting bis hin zur Story wirkt alles aus einem Guss. Sämtliche Bereiche des Spiels wurden mit einer Liebe zum Detail bearbeitet, welche seinesgleichen sucht. Hollywood pur! Die Optik des Spiels treibt einem die Freudentränen in die Augen. Anschauliche Texturen, luminöse Lichteffekte und lebensechte Charaktermodelle lassen Uncharted 2 zur neuen Grafikreferenz in der Konsolenwelt avancieren. Der Grad an Finesse ist beinahe erschreckend.
Beispielsweise hält sich Drake in der Nähe von Flammen die Hände schützend vors Gesicht und wo beim letzten Teil die Wassereffekte das Spiel auszeichneten, ist es dieses Jahr die wunderschöne Inszenierung von Schnee und Eis. Die Umgebungen sind umwerfend schön und strotzen nur so vor Lebendigkeit. Leider hat man teilweise nicht viel Zeit diesem Kunstwerk gebührend zu huldigen, da man oft in hitzigen Feuergefechten involviert sein wird. Eins ist jedoch klar: Es ist unmöglich, sich an diesem Game satt zu sehen.
Die Story soweit: Während sich unser Held Nate eine wohlverdiente Auszeit nach den Strapazen des ersten Abenteuers nimmt, wird er von Neil Flynn, einem ehemaligen Expeditionskollegen, aufgesucht. Dieser macht ihm ein Angebot, welches er unmöglich ablehnen kann. Sein Auftraggeber, ein weltweit aufgrund von Völkermord gesuchter Verbrecher aus Ex-Jugoslawien, hat es sich zum Ziel gesetzt, den wertvollen Cintamani Stein, von welchem bereits Marco Polo in seinen Logbüchern berichtet hat, im sagenumwobenen Shambala (Shangrila) zu finden. Diese tückische Reise führt euch von Istanbuls Museen über die Regenwälder von Borneo bis in die eisigen Höhen Tibets. Die unterhaltsame Story wird durch einige Twists und einen Schuss Romantik vorangetrieben. Auch das einzigartige Voiceacting hilft dabei mit, eine stimmungsgeladene Atmosphäre aufzubauen. Während den zahlreichen Cutscenes hat man eher das Gefühl, einen Film mitzuverfolgen, anstatt ein Videospiel zu spielen. Noch nie hat es so viel Spass gemacht den Controller zur Seite zu legen!
Auch bei der musikalischen Untermalung wurde geklotzt anstatt gekleckert. Pompöse Orchesterklänge lassen die Grenzen zwischen Hollywood und Videospiel verschwimmen. Ich habe mich oft dabei ertappt, mich lediglich umzusehen und gleichzeitig der musikalischen Komposition dieses Ausnahmetitels zu lauschen.
Mit dem Gameplay ist man dem Prinzip des Vorgängers grundsätzlich treu geblieben. Doch auch hier wurde der Titel um einige Noblessen bereichert. So geht Drake viel intuitiver in Deckung und bleibt nicht an vorstehenden Ecken hängen wie es in Drakes Fortune noch so oft der Fall war. Auch das Werfen von Granaten, welches man im Vorgänger noch mit Bewegungen des Six-Axis-Controllers ausführen musste, wurde generalüberholt. Das Spiel hat ein sehr hohes Tempo und wird nie langweilig. So wechseln sich intensive Schiessereien mit herausfordernden Kletterpartien ab. Auch einige Rätsel gilt es zu lösen, doch diese werden eure grauen Zellen kaum beanspruchen. Auf Quicktime-Events wie etwa in God of War oder Resident Evil 4 wurde fast ganz verzichtet. Bei solch genialen Cutscenes wären diese auch fehl am Platz gewesen.
Für Spieler die nicht gerne alleine unterwegs sind ist auch gesorgt. Ein umfangreicher Multiplayer-Modus hält euch nach dem Durchspielen der Hauptmission bei der Stange. Typische Modi wie Capture the Flag (beziehungsweise Capture the Artifact), Deathmatch und Team-Deathmatch warten darauf, von euch gemeistert zu werden. Hier haben sich die klugen Köpfe von Naughty Dog einiges abgekupfert. Genau wie im beliebten Multiplayer von Call of Duty 4 könnt ihr eure Fähigkeiten mit Extras ausbauen und euch so einen Vorteil gegenüber anderen Spielern verschaffen. Diese Zusatzfähigkeiten sind jedoch beschränkt auf zwei Slots, was euch die Qual der Wahl überlässt. Ebenfalls wie im grossen Mehrspieler-Vorbild von Infinity Ward bekommt ihr nach jedem Spiel Erfahrungspunkte aber auch Geld. Wie hoch dieser Erfahrungs-, bzw. Geldzuwachs ausfällt, hängt ganz von euren Leistungen ab. Während man mit der gewonnenen Erfahrung Level aufsteigt, ermöglicht das gesparte Geld den Kauf von neuen Extras und Spielermodellen.
Wie im Spiel handelt es sich auch Online nicht nur um ein blindes Geballere. Es ist sehr wichtig sich an die besten Positionen zu begeben, um sich einen Vorteil gegenüber den Gegenspielern zu verschaffen. Anders als in Egoshootern müsst ihr in Uncharted 2 aber erst mal an diese Orte hinaufklettern, wobei man teilweise ein geschicktes Händchen unter Beweis stellen muss. Die Integration dieser Klettereien verleihen den Duellen eine besondere und vor allem neuartige Note. Es lohnt sich also wirklich den Multiplayer-Modus genauer unter die Lupe zu nehmen, denn anders wie bei den meisten Spielen, setzte Naughty Dog viel daran, sämtliche Bereiche des Spiels auf Hochglanz zu polieren. Die Online-Wettkämpfe von Uncharted 2 können sich durch diese erstaunliche Hingabe der Entwickler durchaus mit den besten Konkurrenten und auch mit dem grossen Vorbild, Call of Duty: Modern Warfare, messen.
Wer lieber gemeinsam gegen den Computer spielen will kann dies auch. Im Online-Co-Op Modus messt ihr euch mit der KI. Dabei gilt es, ähnlich wie beim Gears of War Horde-Modus, eine Gegnerwelle nach der anderen in die ewigen Jagdgründe zu senden. Diese Spielvariante ist ziemlich herausfordernd und bietet euch die Möglichkeit, das Spiel auch nach einer abgeschlossenen Singleplayer-Kampagne bis in die Vollen auszukosten.
Fazit:
Sony hat endlich ihr Vorzeigespiel für die PS3 erhalten. Was Killzone 2 hätte sein sollen ist nun Uncharted 2 geworden- und zwar ein nahezu perfektes Spiel. Es ist schwierig einen Negativpunkt zu finden, denn Naughty Dog hat sich selbst übertroffen und mit diesem Meisterstück gezeigt, zu was die Hardware der Playstation 3 fähig ist. Ich kann wirklich nicht genug Lob für dieses Game aussprechen. Nachdem ich das Spiel das erste mal durch hatte, habe ich den Schwierigkeitsgrad höher eingestellt und sofort noch einmal angefangen. Xbox-Fanboys werden sich grün und blau ärgern darüber, dass ihnen einer der besten Titel dieser Konsolengeneration durch die Lappen geht. Meiner Meinung nach gehört Uncharted 2 sogar zu den besten Spielen überhaupt. Wer eine PS3 besitzt und dieses Spiel nicht kauft, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen, denn Uncharted 2: Among Thieves ist zweifellos unumgänglich.
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