The(G)net Review: A Pizza Delivery
- Sascha Böhme

- 16. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Wer schon mal eine Pizza quer durch die Stadt kutschiert hat, weiss: Der Job kann nerven. Fehlende Hausnummern Schilder, Treppenhäuser, die seit 1998 auf den Liftmonteur warten, Strassen ohne erkennbaren Namen, das volle Programm. Gegen die Odyssee, die die namenlose Lieferfahrerin dieses narrativen Abenteuers durchstehen muss, wirkt das aber wie ein gemütlicher Feierabendspaziergang.

Die Geschichte dreht sich um das Zustell-Mädchen „B“, die an ihrem letzten Arbeitstag durch eine seltsam entrückte Zwischenwelt streift. Ihre aller letzte Zustellung führt sie über steile Hügel, durch eine schummrige Stadt und sogar über einen düsteren Friedhof. Alles, um eine einzige Pizza rechtzeitig auszuliefern. Einsatz auf Endgegner-Niveau!

Ihr Chef, ein höflicher, leicht schusseliger Typ namens Earl, meldet sich sporadisch per Münztelefon, während „B“ auf ihrem knatternden Moped durch eine Welt fährt, die aussieht wie der Fiebertraum eines Leveldesigners: einsame Wolkenkratzer mitten in der Pampa, abstrakte Bauwerke ohne sichtbaren Zweck. Earl steckt ihr zwei Pizzen zu: eine fürs Ziel, eine für jene verlorenen Gestalten am Wegesrand, die ein Stück Trost und Teig gebrauchen können.

Kaum hat B ein malerisches Tal hinter sich gelassen, stoppt eine überflutete Ebene ihre Fahrt. Das ist der Auftakt für mehrere kleine Rätselpassagen, in denen sie zu Fuss Hebel sucht, Zäune überwindet und sich durch enge Spalten zwängt. Nebenbei liegen überall Sammelobjekte herum, meist in versteckten Räumen, die zum neugierigen Stöbern einladen.

Der Weg führt durch mehrere Gebiete, unterbrochen von kleinen Schalterrätseln und Begegnungen mit einsamen Seelen, denen B freiwillig ein Stück Pizza überlassen kann, während sie ihnen zuhört. Regnet es, muss die Ware ins Trockene gebracht werden, denn niemand mag aufgeweichten Käse. An einem See kommt es gar zu einem improvisierten Steinehüpfen-Duell, ein kurzer Geschicklichkeitsmoment zwischen all der Melancholie.

Das Spiel versteht sich als meditativer Trip, getragen von hübschen Kulissen und entspannten Marschstrecken hin zu entfernten Landmarken. Trotz der Weite bleibt der Pfad meist linear; manchmal muss man ein Stück zurücklaufen, um die richtige Lücke im Zaun oder den entscheidenden Hebel zu finden.

Wer direkt durchsprintet, ist in unter drei Stunden im Ziel. Die Rätsel sind überschaubar, aber wer alle Sammelstücke aufstöbern will, muss gründlich sein. Auch ein zweiter Durchgang bietet sich an: Es gibt Erfolge für jene, die keine Telefonate annehmen oder niemandem ein Stück der zweiten Pizza abgeben. Ein bisschen passiv-aggressive Energie inklusive.

Technisch ist das Abenteuer kein Schwergewicht. Manche Animationen wirken steif, gelegentlich flackert die Grafik – in meinem Fall verdarb ein nervös blinkender Wassereffekt das Finale etwas. Trotzdem gelingt es dem Spiel, eine seltsam beruhigende Atmosphäre aufzubauen, befeuert vom Rätselraten um das mysteriöse Ziel der Reise.
Fazit:
A Pizza Delivery ist ein stiller, oft melancholischer Trip, in dem B Schritt für Schritt erkennt, was sie festhält, was sie loslassen muss und wie man sich inmitten des Chaos wieder selbst zusammensetzt. In einer Zeit, in der Entertainment-Angebote wie wild um Aufmerksamkeit buhlen, wirkt A Pizza Delivery wie ein kleiner, unerwarteter Snack; nicht sättigend genug für ein Festmahl, aber genau richtig, um den Hunger zwischendurch zu stillen. Ein paar Wochen mehr Feinschliff hätten dem Spiel aber gut getan, doch nichts davon zerstört den Reiz dieses eigenwilligen Trips, der oft zum Innehalten und Nachdenken anregt.

A Pizza Delivery ist als Download für PS5, Xbox Series X|S und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf dem PC getestet. Das Test-Muster stammt von Dolores Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!










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