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The(G)net Review: Aliens Fireteam Elite

Kenner wissen, das beste Alien-Spiel ist immer noch Alien: Isolation. Während jenes den Stil und die Atmosphäre des aller ersten Alien Films perfekt einfängt, nimmt sich Aliens: Fireteam Elite ganz offensichtlich den actionlastigen zweiten Teil zur Brust.


Aliens Fireteam Elite Review Test Xbox Series

Als grosser Alien-Fan hab ich besonders hohe Ansprüche, wenn es um Spiele zu meinen Lieblingsausserirdischen geht. Ich muss nicht extra darauf hinweisen, wie schlecht Aliens: Colonial Marines damals war und welche tiefen Wunden die Software-Gurke von Gearbox bei mir hinterlassen hat. Darum ist es auch nicht erstaunlich, dass ich bei der Ankündigung von Aliens: Fireteam Elite eine gesunde Portion Skepsis an den Tag legte. Was nun folgt ist ein genauer Blick auf ein Spiel, das ich einerseits lieben möchte, andererseits aber auch gerade deswegen extra kritisch betrachte. Ich gehe hier mit tiefsten Erwartungen an den Start. Let's rock!


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Aliens: Fireteam Elite ist ein 3rd Person KoOp-Shooter, den man glücklicherweise auch solo spielen darf. Ihr stürzt euch entweder mit zwei Freunden oder KI Kameraden in die Schlacht. An Bord der USS Endeavor erstellen wir zuerst einen weiblichen oder männlichen Colonial Marine und kleiden uns ein. Danach bestimmen wir die Kampf-Klasse und wählen zwischen Schütze, Zerstörer, Techniker oder Arzt (die fünfte Klasse "Aufklärer" kommt später noch dazu). Jede verfügt über zwei besondere Fähigkeiten und diverse Charaktervorteile. Letztere dürfen kräftig ausgebaut werden, wenn man im Klassen-Level aufsteigt. Um die dazu nötigen Erfahrungspunkte zu sammeln, holen wir uns eine von 12 Missionen beim Sergeant ab und stürzen uns ins Gefecht.


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Auch die Schiesseisen lassen sich mit XP verbessern. Je öfter ihr eine Knarre nutzt, desto stärker wird sie mit der Zeit. Jede der 4 Waffen-Stufen bietet eine neue Verbesserung, wie höhere Durchschlagskraft, erhöhte Zielgenauigkeit oder weniger Rückstoss. 40 Waffen sind im Spiel enthalten, vom legendären M41A, über diverse Shotguns, Flammen- und Granatwerfer, bis hin zu DMRs, Raketenwerfern und Geschütztürmen. Zusätzlich finden wir in den Levels bei jeden Durchlauf versteckte Kisten mit zufälligen Inhalten wie Weapon-Attachements und anderem Schnickschnack (Kleidungsstücke, Bemalungen, Emotes oder Skins). Auch Story-Schnipsel sind in Form von "Collectables" in den Missionen versteckt. Gefundene Items dürfen aber erst nach Beenden der Mission im Hangar der Endeavor ausgerüstet werden. Der fungiert gleichzeitig als Hub fürs Match-Making und beherbergt einen Shop (Armory), den Schiessstand und ein paar gesprächsfreudige NPCs.


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Nach wenigen Minuten fällt auf; Aliens: Fireteam Elite ist nicht für Solospieler ausgelegt, weder vom Level-Design, noch vom Gameplay her. Ihr dürft zwar auch alleine losziehen, die KI-Bots sind aber leider dumm wie Bohnenstroh und verfügen auch nicht über die wichtigen Perks oder andere spezielle Fähigkeiten, die das Klassen-System ausmachen. Selbst wenn ihr sterbt, werdet ihr von den Pappkameraden eher selten wiederbelebt. Meist laufen sie sogar noch direkt in die Schusslinie oder versperren euch die Sicht. Immerhin können sie ganz gut auf sich selber aufpassen, werfen ab und zu eine Granate und heilen sich selbst. Ihr müsst also zum Glück nicht Babysitter spielen.


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Auf Stufe "Easy" ist Aliens: Fireteam Elite zwar relativ gut alleine spielbar, alles darüber sollte man aber unbedingt mit Freunden angehen. Das ausgeklügelte Zusammenspiel der verschiedenen Klassen-Fähigkeiten ist essentiell und ein wichtiger Eckpfeiler des Spiels. Einer, der unheimlich viel Spass macht, motiviert und Teamplay fördert. Mit Bots geht dieser Aspekt komplett flöten und ab Stufe "Normal" seht ihr in späteren Missionen kein Land mehr. Denn Aliens: Fireteam Elite ist fordernd, hektisch und mitunter ziemlich anstrengend. Die Viecher können aus allen Richtungen urplötzlich auftauchen und immer in Massen. Es gibt selten ruhige Passagen in denen ihr die Möglichkeit habt, die hübsche Grafik zu betrachten oder nach Sammelkram Ausschau zu halten.


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Die Szenarien sind durchaus gelungen, mit vielen kleinen Details, die wohl nur den grössten Alien-Fans auffallen. Kurze Verschnaufpausen gibt es meist nur vor einem gross angelegten Kampf. Beispiel: Der Motion-Tracker schweigt. Alles scheint friedlich. Wir sollen einen alten Reaktor aktivieren, was natürlich viel Lärm machen wird. Bevor wir nun auf den roten Knopf drücken haben wir ein paar Momente Zeit, um an strategischen Orten Minen, Stromfallen oder Geschütztürme aufzustellen. Aktivieren wir schliesslich den Reaktor, stürmen aus allen Himmelsrichtungen, aus Lüftungsschächten und hinter Wand-Panels die Aliens auf uns zu. Etwa die kleinen, flinken "Dogs", die meist in Gruppen auftreten, aber schnell erledigt sind. "Prowler" oder "Spitter" sind da schon gefährlicher, da sie immer aus dem Hinterhalt angreifen. Richtig problematisch wird es, wenn euch eine "Drohne" oder ein "Warrior" im Auge hat. Diese 2.5m grossen Hünen schlucken Unmengen an Munition und stürmen unaufhaltsam, wie ein Terminator, mit grossen Schritten auf euch zu. Dann ist Teamplay angesagt, denn sie können nur mit geballter Feuerkraft besiegt werden. Und wenn sie euch packen, müsst ihr auf die Hilfe eurer Freunde hoffen oder einen kurzen Quick-Time Event überstehen. So oder so ist eine Menge Lebenssaft flöten.


Im Spiel gibt es rund 20 verschiedene Gegner-Typen, die alle eine andere Herangehensweise erfordern. Dazu wechselt ihr z.B. von Standard-Munition auf Brand- oder Elektro-Geschosse. Ich will euch hier das Spiel nicht spoilern, darum lass ich weitere Erklärungen mal aussen vor. Seid aber gewiss, ihr werdet Blut schwitzen und ab und zu auch überrascht sein.


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Fireteam Elite ist im Kern ein reinrassiger Horde-Shooter, d.h. ihr werdet Levels mehr als einmal besuchen. Für Abwechslung und Langzeitmotivation sorgen Challenge Cards, die die Art, wie ihr einen Level spielt, komplett verändern. Ihr dürft die Karten jeweils vor einer Runde aktivieren. Sie haben verschiedene Effekte, die das Spiel manchmal leichter, manchmal aber auch schwerer machen und wer die Herausforderung meistert, kriegt mehr Erfahrungspunkte und/oder Kohle auf sein Konto. "Hauptwaffen deaktiviert - Sidearms only!", "Alle Gegner sind Warrior-Aliens", "eine Mission ohne Motion Tracker", "Waffen haben Ladehemmungen".... die Liste an unterschiedlichen Effekten ist lang und einfallsreich. Hinzu kommen tägliche und wöchentliche Herausforderungen wie z.B. "töte 300 Gegner mit SMGs", "spiele 1 Mission als Medic" oder "beende eine Mission unter 15 Minuten". Die Belohnungen hier sind unter anderem Rep-Points, die man für neue Kopfbedeckungen, Aufkleber, Skins oder Emotes ausgeben kann.


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Auch wenn das Level-Design ab und zu beeindruckende und erinnerungswürdige Szenarien offenbart, liegt hier doch der grösste Kritikpunkt begraben. Grafisch gefällt mir Aliens: Fireteam Elite eigentlich ausgesprochen gut, aber mehr als von A nach B zu laufen, ab und zu eine Tür aufzuschweissen oder einen Knopf zu drücken, gibt es nicht zu tun. Mit nur 3 unterschiedlichen Szenarien mangelt es auch etwas an optischer Abwechslung. Wir rennen durch metallische Korridore einer Raumstation, besuchen dunkle Höhlensysteme auf dem nahegelegenen Planeten LV-895 oder kämpfen uns durch typisch "gigersche" Alien-Nester. Diese "Hives" sind natürlich das optische Highlight von Aliens: Fireteam Elite.


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Mit nur 4 Missionen à jeweils 3 Abschnitten, die man in 15 bis 30 Minuten erledigt hat, ist das Spiel recht kurz geraten. Entwickler Coldiron hat bereits versprochen, dass DLC nachgeschoben wird. Da die DLCs kostenlos sein sollen denke ich aber nicht, dass das wirklich neue Missionen sind (die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt). Vermutlich kriegen wir einfach neue Waffen, Ausrüstung und Gameplay-Modifier. Da das Spiel keine 40.- Franken kostet, kann ich über den geringen Umfang hinweg sehen. Schliesslich sind die Levels fürs mehrmalige Durchspielen ausgelegt, da man immer wieder neuen Loot einheimst. Ich wäre aber ausnahmsweise absolut bereit, für einen Season-Pass mit neuen Levels einen kleinen Obolus liegen zu lassen.


Wer die Kampagne beendet, schaltet schlussendlich noch den Horde-Modus frei. Da wird das Rad zwar auch nicht neu erfunden, aber immerhin kann man sich damit gut und gern nochmal ein paar Stunden beschäftigen, nicht zuletzt um Waffen und Klassen vollständig aufzuleveln.



Fazit:

Geht mit Aliens: Fireteam Elite endlich einer meiner langersehnten Kindheitsträume in Erfüllung? Ja! Ist es das Überspiel, dass ich mir als Alien-Fan erhofft habe? Nein. Wie anfangs erwähnt gehe ich mit diesem Spiel besonders hart ins Gericht, aus Gründen... Aber was müsste es denn besser machen? Ich hätte mir mehr Einfallsreichtum im Missions-Design gewünscht. Essentiell ist es "nur" ein Horde-Shooter im Stile eines World War Z oder Zombie Army, einfach im Alien-Universum. Ihr lauft von A nach B, drückt einen Knopf und versucht anschliessend mehrere Gegner-Wellen zu überstehen. Auf dem Weg dahin gilt die Devise "Ballern bis der Arzt kommt". Verschnaufpausen oder ruhige Momente, wo man mit Motion-Tracker und gezücktem Pulse-Rifle durch dunkle Gänge schleicht und total angespannt ist, gibt es viel zu wenige. Ein Spannungsbogen oder gar so etwas wie Angst wird selten erzeugt. Eher Panik, angesichts der enormen Masse an Gegnern. Zugegeben, die Idee mit den Challenge Cards ist nett, wie auch das durchdachte Klassen-System, das sich hervorragend ergänzt und überraschend viel Tiefe bietet. Gerade deswegen macht das Spiel im KoOp auch sehr viel Spass. Solo hingegen weniger. Überzeugt hat mich das vorzügliche Gunplay und die hübsche Grafik. Die Waffen haben richtig Bumms, die Sound-Effekte knallen gut rein und der Soundtrack ist sogar sensationell! Leider ist der Spass mit nur 4 Missionen nicht von langer Dauer. Nach der Kampagne bestimmt nur noch Grinding und Repetition den Alltag der Colonial Marines, um noch die letzten Klassen Upgrades freizuschalten und die (vielen) Waffen aufzuleveln. Verbindungsprobleme haben das Vergnügen auch etwas getrübt, trotz Day-1 Patch. Wer 2021 ein Spiel für Online-KoOp auslegt, muss einfach sicherstellen, dass dieser Aspekt reibungslos funktioniert! Falls Entwickler Coldiron das noch in den Griff kriegt und das Spiel über die nächsten Monate regelmässig mit neuen Inhalten füttert (vor allem neue Missionen bitte!!!), dann könnte daraus durchaus noch ein Klassiker werden. Das solide Fundament dafür steht.



Wir haben Aliens: Fireteam Elite selbst gekauft und auf einer Xbox Series X getestet. Das Spiel ist auch für PS4, PS5, Xbox One und PC erhältlich.



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