Mit Battlefield Hardline beschreitet Visceral erstmals neue Wege. Statt amerikanische, russische und chinesische Armeen aufeinander loszulassen, spielen wir Räuber und Gendarm in Miami. Funktioniert dieser neue Weg?
Bislang glänzte die Battlefield Reihe nicht gerade durch den Single Player Part. Mit Hardline will man hier neue Wege einschlagen und der Einzelspieler-Erfahrung mehr Gewichtung geben.
Das Szenario bewegt sich irgendwo zwischen Hawaii Five-O und CSI Miami. Dafür wurden namhafte Autoren und Schauspieler wie Nicholas Rodriguez (CSI: NY) oder Alexandra Daddario (True Detective) verpflichtet. Die Stars versuchen den Charakteren einiges an Tiefgang mitzugeben. Was in den ersten paar Episoden auch fast gelingt, wird allerdings im Laufe der knapp acht Stunden Spielzeit zu einem absurden Wirrwarr aus Verrat und Gegenverrat, dem man nur schwer folgen kann. Der Einstieg ist dabei durchaus gelungen, einige neue Spielelemente haben hier den Weg in die Battlefield Reihe gefunden. Anstatt einfach alle Feinde umzulegen, könnt ihr diese auch verhaften. Bösewichte die bereits per Haftbefehl gesucht werden, geben satte Bonuspunkte bei deren Verhaftung. Mit dem „nicht-tödlichen Überwältigen“ der Verdächtigen sammelt man „Experten“-Punkte, die neue Waffen und Gadgets in der Kampagne freischalten.
Weiterhin stehen überall Waffenkisten herum, an denen ihr euch gemütlich aufmunitionieren und neu ausrüsten könnt; auch mitten im Gefecht. Zwar bleibt man bei Dialogen fast immer auf flachem TV-Serien Niveau, geht aber dank einiger lustiger Sprüche und viel Smalltalk-Geplänkel während der Missionen deutlich besser mit seinen Protagonisten um als noch in Battlefield 4. Es ist zwar löblich, dass man einen Grossteil der Missionen schleichend absolvieren kann, das Verhalten der Verbrecher ist es aber nicht. So bekommen die Feinde nämlich oft nicht mit, wenn ich nur wenige Meter hinter ihnen lautstark einen Kollegen verhafte. Ich schleiche mich in geduckter Haltung wenige Meter vor einem Bösewicht durch, selbstverständlich sieht er mich nicht. Ebenfalls blöd: Ist einmal der Alarm ausgelöst, wissen die Wachen meist sofort, wo ich bin und lassen sich auch nicht mehr abschütteln. Da hilft dann nur noch rohe Gewalt.
Erst wissen die neuen und Battlefield untypischen Schauplätze zu gefallen. Büros, Hinterhöfe und Miami bei Nacht. Aber schon nach kurzer Zeit vermisst man die riesigen Schlachtfelder eines Battlefield 4. Gerade aus den angenehm weitläufigen Everglades und der sengenden Wüste Kaliforniens hätte man deutlich mehr machen können, zumal es an dramatischen Zerstörungsorgien fehlt. Zerfetzte Holzwände kommen eben doch nicht ganz an versinkende Flugzeugträger oder einstürzende Wolkenkratzer heran.
Ein Punkt hat mich extrem gestört: Die Soundabmischung ist wirklich unterer Durchschnitt und das ist für ein Battlefield schlichtweg miserabel. Die Dialoge der deutschen Version sind teils viel zu leise, nur um 2 Szenen weiter viel zu laut aus den Boxen zu dröhnen. Da sind wir uns einfach einen anderen Standard der Franchise gewöhnt.
Für die meisten Spieler wird bei einem Battlefield nach wie vor der Mehrspieler Modus das einzig Wahre sein. Auch hier setzt man auf das Cop-gegen-Gangster-Szenario und führt mit „Blood Money“, „Überfall“ und „Hotwire“ gleich drei neue Spielmodi ein. Der seit Bad Company sehr beliebte „Rush“ Modus wurde gestrichen, wieso weiss wohl niemand so genau.
Das äusserst unterhaltsame Hotwire ist eine mobile Variante der klassischen Eroberung: Beide Fraktionen müssen Autos klauen und durch das Erreichen einer bestimmten Geschwindigkeit übernehmen. Dann heizt man mit den Karren über die Karte und versucht so lange wie möglich am Steuer zu bleiben. Bleibt man stehen oder wird das Fahrzeug zerstört verliert man den Punkt. Dieser Modus provoziert die schönsten Verfolgungsjagden und macht entsprechend Laune.
Nicht ganz so cool ist Blood Money, denn hier müssen beide Teams Geld von einem zentralen Stapel klauen und im eigenen Tresor bunkern. Das Feuergefecht konzentriert sich dadurch meist auf einen einzigen Punkt, ist total unübersichtlich und ohne jeglichen taktischen Anspruch.
Ebenfalls recht chaotisch ist Überfall, eine hektische Mischung aus Capture The Flag und Rush. Die Gangster müssen zwei Taschen entwenden und zu ihren Zielpunkten bringen, die Polizei gewinnt, wenn die Tickets der Verbrecher aufgebraucht sind. Abgesehen von Hotwire sind die neuen Modi zu chaotisch und einfallslos. In allen drei Spielmodi treten nur 32 Spieler gegeneinander an, was zwar angesichts der ohnehin meist engen Karten nicht zu Leerlauf führt, insgesamt aber ernüchtert. Schwere Waffen wie RPG’s, Stinger etc. wollen erst auf der Map als „Battle Pickups“ aufgenommen werden. Die Hubschrauber sind dafür klar zu stark, das wird wohl bald gepatcht werden. Auch die Maps können mich nicht wirklich überzeugen, Levolution sieht meist wie eine abgespeckte Version von Battlefield 4 aus. Hinterhöfe, Slums und Villen haben einfach nicht den gleichen Reiz wie Inselwelten alla Paracel oder hügelige Landschaften à la Golmud.
Fazit:
Irgendwie hinterlässt Battlefield Hardline einen faden Nachgeschmack bei mir. Die Bugs sind noch da; sogar der gleiche Soundbug, welcher uns seit dem Releasetag von BF 4 nervt. Gleichzeitig wurden diverse Dinge nicht verbessert, sondern verschlechtert. Die Soundkulisse und Abmischung ist für Battlefield Verhältnisse richtig schwach, die neuen Maps sind mehr als durchwachsen, die Story im Singleplayer zu wirr. Für mich das schwächste Battlefield aller Zeiten. Auf eine richtige Perle, wie dazumals Bad Company, müssen wir wohl weiter warten. Schade, aber dieses Battlefield wird mich keine 50 Stunden an die Mattscheibe fesseln.
Comentarios