Burnout Paradise war (oder ist) der fünfte Teil der High-Speed Renn-Serie von Criterion Games und führte anno 2008 erstmals eine offene Spielewelt ein. Was heute praktisch Gang und Gebe ist, war damals ein Novum und nicht jeder fand diese Neuausrichtung gelungen. Trotzdem wurde "Paradise" zum Hit und ein kommerzieller Erfolg für EA, was schlussendlich zu diesem Remake führte.
Die meisten Burnout Fans haben sich wohl eher einen Remaster von Burnout 3: Takedown (dem in Fan-Kreisen "besten Burnout") oder vielleicht von Burnout Revenge gewünscht. EA fand aber, dass sich Burnout Paradise besser für eine Neuauflage eignet. Das liegt eventuell einfach daran, dass Burnout Paradise bereits seit einiger Zeit für den PC erhältlich ist. Folglich sind viele Assets bereits in hoher Auflösung vorhanden, der Programmieraufwand für eine Konsolen-Umsetzung entsprechend gering. Bei einem Remaster älterer Teile hätte man wohl mehr Aufwand betreiben müssen. Schnelles Cash-In? Mitnichten, denn Paradise gehört nach wie vor zu den besten Arcade-Racern überhaupt und es gibt wohl ebenso viele Spieler, die den Titel noch nicht kennen oder liebend gerne noch einmal spielen würden. Vergleichbares gibt es nämlich wenig.
Die Burnout-Serie steht für schier grenzenlose Geschwindigkeit, spektakuläre Unfälle und eine unkomplizierte "Pick-Up-and-Play" Arcade-Mentalität. Dabei führte Criterion Games während ihrer fünf Burnout-Spiele so einige innovative Ideen und Neuerungen im Genre ein, die lustigerweise bei "Paradise" fast alle wieder wegrationalisiert wurden. Bekannte und liebgewonnene Spielmechaniken wie den Aftertouch, die Crashbreaker oder Crash-Kreuzungen gibt es hier nicht mehr, ebenso wenig Rundstrecken. Dafür eine umfang- und abwechslungsreiche Open-World mit haufenweise versteckter Routen, Challenges und Sammelobjekten (in diesem Fall Werbetafeln, die später von Forza Horizon kopiert wurden).
Burnout Paradise Remastered liefert alle sieben kostenpflichtigen Inhalte aka "Add-On-Packs" gleich mit. So erhaltet ihr Zugriff auf einen komplett neuen Bereich der Karte (Big Surf Island) mit dutzenden neuen Rennen, liefert euch Verfolgungsjagden mit oder als Polizei (Cops and Robbers) oder brettert mit Spielzeug-Autos und Motorrädern durch die Pampa. All das entweder alleine oder online mit bis zu sieben anderen Mitspielern. Eine wirklich gigantische Racing-Sandbox, die euch gut und gerne 30 Stunden vor der Glotze hält und gänzlich ohne Lootboxen und anderen Zusatzkosten auskommt.
Das Spielprinzip bleibt unverändert: Ihr liefert euch halsbrecherische Hochgeschwindigkeits-Rennen und führt Takedowns und waghalsige Manöver aus um kostbare Boost-Energie zu bekommen. Wer viele Fehler macht und zu oft crasht, kann seinen demolierten Wagen in voller Fahrt reparieren, indem man durch (und nicht in!) eine der vielen Tankstellen rast. Hier kann man sich auch gleich mit Boost-Energie versorgen. Dabei pfeift das Spiel auf eine realistische Fahrphysik, fordert dafür aber pfeilschnelle Reflexe und stets höchste Konzentration. An Rennen bietet Burnout Paradise die üblichen Verdächtigen wie Road Rage, Burning Route oder Zeitrennen.
Neu dazu gesellen sich Marked Man und Stunt Race. Beim Marked Man steht man quasi auf der Abschussliste der Gegner und muss lediglich heil das Ziel erreichen, was gar nicht so einfach ist. Beim Stunt Race könnt ihr ähnlich den Crashkreuzungen des Vorgängers für Unheil auf den Strassen sorgen. Immer mit dabei die spektakulären Unfälle mit ihren Slow-Motion Aufnahmen, die nach wie vor ein Highlight des Spiels darstellen. Die Carrosserie verformt sich realitätsnah je nach Einschlagswinkel, Scheiben zerbersten und Einzelteile fliegen durch die Luft. Einfach faszinierend! Und dann noch der gelungene Motoren-Sound der Wagen, das fetzt einfach! Grafisch war Burnout schon immer ein Brett. Burnout Paradise Remastered ist optisch zwar nicht mehr ganz so frisch wie damals, sieht aber in 4k und dank butterweichen 60fps immernoch sehr lecker aus.
Es gibt aber auch Schattenseiten, damals wie heute. Durch die Wegrationalisierung eines Menüs werden euch längere Anfahrtswege zu einem Rennen bevorstehen. Meistens startet ihr an irgend einer Kreuzung der Stadt und euer Ziel befindet sich irgendwo in den Bergregionen. Den Weg dorthin bestimmt ihr selbst, nur Start- und Zielort sind vorgegeben. Da das Strassennetz sehr dicht und verwinkelt ist und die Welt offen, liefert das Spiel subtil Hinweise via Blinker des Wagens, wo ihr als nächstes links oder rechts abbiegen solltet. Ihr könnt dieser Empfehlung nachkommen oder eben eine eigene Route nehmen, mit dem Risiko euch zu verfahren. Hier kann Burnout Paradise durchaus auch mal frusten, denn wenn ihr euch erstmal verfahrt und die vermeintliche Abkürzung ins Nirvana führt, ist ein Sieg schnell vergeben. Unglücklicherweise lassen sich Rennen nicht eben mal neu starten. Die praktische Restart-Option anderer Rennspiele fehlt. Ihr müsst also wohl oder übel zum Startpunkt zurückfahren und so das Rennen von vorne beginnen - oder einfach ein anderes suchen. Warum diese Option nach wie vor nicht vorhanden ist bleibt schleierhaft, war das doch schon damals einer der wenigen Kritikpunkte.
Fazit:
Ich bin ein Burnout Paradise Fan, war ich schon 2008! Bis zum Release von Forza Horizon war dieses Spiel mein absolutes Lieblings-Rennspiel, denn ich persönlich halte nicht mehr viel von realistischen Rennspielen. Bei mir steht heute der pure Rennspass im Vordergrund. Hier kann Burnout Paradise einfach immer noch abliefern und das obwohl Präsentation und Optik heute, trotz 4k und 60fps, nicht mehr so begeistern wie früher. Dafür ist das Geschwindigkeitsgefühl immer noch sensationell, die Steuerung extrem griffig und die Freude an jedem brutalen Crashs ungebrochen. Die Motorräder sind das Sahnehäubchen auf der Rennspiel-Torte. Kein Motorrad-Rennspiel macht mir so viel Spass, wie das Bike-Addon in Burnout Paradise. Wenn ihr wie ich auf Tunings, Setups und Realismus verzichten könnt, müsst ihr euch Burnout Paradise unbedingt holen. Hier wird puristischer Rennspiel-Spass im Arcade-Format gross geschrieben, nicht mehr und nicht weniger!
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