The(G)net Review: Days Gone Remastered

One last ride! Kaum zu glauben, dass Days Gone bereits schon wieder 5 Jahre auf dem Buckel hat. Auf Social Media meinen ja einige, dass niemand nach diesem Remaster gefragt hat. Dem würde ich widersprechen. Die Biker Tour durch das zombieversuchte Oregon wurde in meinen Augen nicht genug gelobt und hat definitiv eine zweite Chance verdient.

Wer das Spiel noch nicht kennt, sollte sich zuerst unseren Testbericht von Stephan zu Gemüte führen. Alle anderen können hier weiterlesen. Primär werde ich in dieser Review nur auf die Neuerungen eingehen.

Days Gone erzählt die Geschichte von Deacon St. John, einem Outlaw und ehemaligen Mitglied der Biker-Gang Mongrels, der zwei Jahre nach dem Ausbruch einer globalen Pandemie quasi als Kopfgeldjäger durch ein postapokalyptisches Oregon streift. Unsere einstige Welt existiert nicht mehr. Die Städte sind zerfallen, die Natur hat sich weite Teile der Zivilisation zurückerobert und überall lauern Gefahren: Plünderer, marodierende Gangs und vor allem die „Freaker“, Menschen, die durch den ominösen Virus zu zombieähnlichen Kreaturen mutiert sind. Hinter dieser rauen Survival-Story steckt aber auch ein sehr persönliches Drama: Deacon glaubt, dass seine Frau Sarah beim Ausbruch gestorben ist – bis sich Hinweise verdichten, dass sie vielleicht doch noch am Leben sein könnte.

Im Zentrum der Story steht nicht nur der Kampf ums Überleben, sondern vor allem Deacons emotionaler Wandel: von einem Mann, der sich an nichts mehr bindet, hin zu jemandem, der erneut Hoffnung schöpft und dafür bereit ist, alles zu riskieren. Die Remastered-Version von Days Gone bringt das alles eindrucksvoller denn je auf den Bildschirm, auch wenn inhaltlich nichts verändert wurde.

Technisch bietet Days Gone Remastered einige Verbesserung gegenüber dem Original von 2019. Es stehen drei Grafik-Modi zur Wahl: Performance, Quality und ein PS5 Pro-exklusiver Modus namens "Enhanced", der die Vorteile der anderen beiden Modi in sich vereint. Das Spiel läuft abseits des Quality Mode mit konstanten 60 FPS. Die Ladezeiten wurden massiv gekürzt. Dank erhöhter Weitsicht, schärferer Texturen und verbesserten Licht- und Schatten-Effekten wirken die Landschaften des digitalen Oregon noch lebendiger und atmosphärischer. Besonders beeindruckend fand ich die dunkleren Nächte und die äusserst hübschen Schattenwürfe tagsüber, die selbst auf kleinen Kieselsteinen zu finden sind. Auch das dynamische Wetter wirkt realistischer. Plötzlich aufziehende Gewitter, nebelverhangene Morgen oder goldene Sonnenuntergänge, die gleisende Strahlen durch die Baumwipfel senden, sorgen nicht nur für visuelle Highlights, sondern verändern auch die Stimmung im Spiel. Dass die Framerate dabei durchweg stabil bleibt ist ebenso ein erheblicher Fortschritt gegenüber des PS4-Originals, die in actionreichen Momenten und insbesondere bei Hordenkämpfen oft ins Stocken geriet.

Apropos Hordenkämpfe: Nicht nur, dass sich mehr Freakers denn je auf dem Bildschirm tummeln, sie sind auch aggressiver, was wir der verbesserten KI zu verdanken haben. Da sie euch nicht nur schneller bemerken, sondern auch auf das Licht eurer Taschenlampe (oder eures Bikes) reagieren, macht die Schleich-Arbeit ein ganzes Stück anspruchsvoller. Sollten direkte Pfade versperrt sein nutzen sie alternative Wege, greifen koordinierter an und kletterfaul sind sie ohnehin nicht. Begegnungen mit grösseren Gruppen oder den Horden werden so deutlich spannender und fordernder. Auch die menschlichen Gegner wurden überarbeitet. Ihre Hinterhalte sind kreativer inszeniert, Schusswechsel intensiver und taktischer.

Eine völlig neue Art, Days Gone zu spielen, ist der brandneue Horde Assault Modus 2.0, eine Erweiterung des Broken Road DLC. Dieser fordert eure Fähigkeiten bis aufs Letzte. Wählt einen der Hauptakteure aus der Story und wehrt euch so lange wie möglich gegen immer grössere Freakers-Horden und bösartige Überlebende. Knackt die Highscore, steigt im Level auf und schaltet so neue, zuvor noch nie spielbare Charaktere frei. Klar, ein Endgame Gadget und vermutlich nur für absolute Fans interessant, nichtsdestotrotz eine schöne Beigabe.

Natürlich bietet Days Gone Remastered als native PS5-Version vollintegrierten DualSense-Controller-Support. Die adaptiven Trigger simulieren realistischen Widerstand beim Gasgeben auf dem Motorrad und beim Handling der unterschiedlichen Waffen. Feinstes, haptisches Feedback vermittelt kleinste Details. So spürt man förmlich, wie der Regen auf Deacons Jacke prasselt oder wie der Kies unter den Reifen des Motorrads knirscht. Komplettisten werden sich über die neuen Audio-Hinweise der Sammelobjekte freuen. Nähert ihr euch einem Collectable, wird die Suchaktion dank Piepston, der die Richtung und Entfernung zum Objekt der Begierde anzeigt, spürbar vereinfacht. Nervt euch das, könnt ihr diese Hilfe selbstverständlich deaktivieren.

Ein weiterer Pluspunkt der Remastered-Version ist der erweiterte Fotomodus. Neben bekannten Funktionen wie Tiefenschärfe und diversen Filtern lässt sich jetzt auch die Tageszeit oder die Wetterbedingungen frei wählen. Damit lassen sich beeindruckende Screenshots erstellen, die die visuelle Qualität der Remastered-Version voll zur Geltung bringen. Selbst an kleinen, aber nicht unwichtigen Stellen wurde gefeilt. Die Benutzeroberfläche wirkt aufgeräumter, das Inventar lässt sich intuitiver bedienen, das Crafting-System reagiert schneller und sollten mehrere Objekte in der Umgebung nebeneinander liegen, genügt nun ein Knopfdruck und alles wandert auf einmal ins Inventar. Diese sogenannten "Quality-of-Life"-Verbesserungen machen das Spielerlebnis insgesamt deutlich runder.

Schade allerdings, dass man dem Spiel keine neuen Inhalte spendiert hat. Jenseits des neuen Horde- und Speedrun-Modus gibt es keine zusätzlichen Missionen, keine neuen Geschichten oder Gebiete und auch keine neuen Charaktere. Ihr bekommt das Original mit besserer Technik und einem erweiterten Broken Road DLC, sozusagen. Wer das Spiel anno 2019 bereits abgeschlossen hat, darf dafür seinen PS4-Spielstand importieren, was auch gleich alle Trophies der Remastered-Version aufpoppen lässt.

Fazit:

Days Gone ist und bleibt eines meiner liebsten Open World Spiele, auch wenn sich nach den überaus starken Anfangsstunden kleinere erzählerische Längen und die repetitive Missions-Struktur bemerkbar machen. Es ist einfach ein packendes und oft herzzerreissend inszeniertes Action-Abenteuer, das in Sachen Atmosphäre, glaubhaftem Setting und emotionaler Story nur noch von The Last of Us übertroffen wird. Mit dem Motorrad durch das postapokalyptische Oregon zu brettern ist einfach ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Die Remastered-Version verleiht dem Spiel endlich die technische Qualität, die es verdient hat. Neueinsteiger bekommen hiermit die beste Möglichkeit, Deacon's Geschichte in ihrer schönsten Form zum ersten Mal zu erleben. Und genau jenen Leuten möchte ich Days Gone Remastered wärmstens ans Herz legen. Es ist ein wilder Ritt, den ihr nicht bereuen werdet! Für Veteranen lohnt sich die Neuauflage allerdings nur dann, wenn sie das Original-Spiel mochten und viel Wert auf eine bessere Technik und hübschere Präsentation legen - und vorzugsweise im Besitz einer PS5 Pro sind.

Days Gone Remastered ist exklusiv für PlayStation 5 erschienen. Es ist als Standalone Vollversion oder als Update zur PS4-Version erhältlich - beides nur als Download. Unser Test-Muster stammt von Sony Interactive Entertainment, wofür wir uns herzlich bedanken!

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