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AutorenbildAndy Meier

The(G)net Review: Die Sims 4

Es wird Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen. Nach Jahren des vegetativen Herumlungerns erwartet uns mit Sims 4 endlich wieder der gemeine Alltag zurück. Die simulierte Offenbarung aller, die im Leben gerne auch mal einen zweiten Anlauf nehmen würden, einen anderen Karriere-Weg einschlagen oder schlicht mehr Zeit der Glotze widmen möchten.


Der erste Schritt in ein neues Leben ist ein vielfältiger. Vom Alter des simulierten Alter-Egos über dessen Grösse oder gar Breite bis hin zur bevorzugten Garderobenwahl bleiben viele Fragen offen. Die ersten Gedanken sollte man sich bei der Namensgebung machen. So auch vor dem heimischen Monitor passiert: Hordak, Hordak Evil heisst der neue Sim.


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Hordak soll die virtuelle Vorstadt unsicher machen. Nicht etwa im übertragenen Sinne, nein. Hordak ist böse. Seine Charaktereigenschaften gehen von niederträchtig über böse zu gemein. Zudem gilt er als Hitzkopf der gerne auch mal unnötig übersäuert und sein erklärtes Ziel ist es, Staatsfeind zu werden. Nachdem der Fiesling seinen Schlafanzug sowie die Alltagsklamotten ausgewählt hat, geht es um die Entscheidung, welches Eigenheim es denn sein darf.


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Herr Evil ist noch jung, hat kaum Geld. Wir – und mit grosser Sicherheit auch er – sind uns sicher, dass die Kiesgrube der richtige Wohnort für die ersten Jahre sein wird. Mit vorgefertigten Reihenhäusern gibt sich aber kein angehender Staatsfeind zufrieden. Stattdessen wird die Behausung von A-Z im umfangreichen, aber leicht zu bedienenden Editor von Grund auf selbst gebaut. Es wird eine – ganz dem US Baustil angelehnte – vier Zimmer Wohnung mit Gartensitzplatz, alles Flach auf einer Ebene. Nachdem die möglichst dunklen Wände und Bodenbeläge verlegt wurden und das passende Dach über dem Eigenheim platziert ist, geht es an die Möbelwahl.


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Leider ist kaum Geld vorhanden, von was auch? Entsprechend gilt es klare Budgetvorgaben einzuhalten. Eine simple Küche mit Esstisch, beim Kühlschrank gönnen wir uns etwas mehr Qualität, genauso beim Fernseher. PC, Bett und Couch dürfen dagegen etwas preisgünstiger sein. Neben einem Bücherregal und diversen Lampen wird kein weiterer unnötiger Firlefanz hingestellt, Fenster benötigt auch keiner – das merken wir aber erst Stunden später. Nun aber los, raus aus dem Bau-Modus und rein ins Live-Geschehen.


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Hordak steht kaum interessiert vor seiner neuen Wohnung. So wird der Gute weder seine Ziele erreichen, noch die nächste Mahlzeit finanzieren können. Also gleich mal ran an den Rechner und online auf die Job-Suche. Diverse Karrierewege eröffnen sich dem niederträchtigen Menschen. Letztendlich entscheidet er sich für den Arbeitgeber „Flintenweiber“, seine Job Description: „Harter Kerl“. Nachdem das Einkommen gesichert und Hordak schon am Rechner sitzt, bleibt er gleich online und provoziert in einschlägigen Internet-Foren deren User. Gut gelaunt geht es in die Küche ans Abendessen. Rührei ist geplant, das Ergebnis ist eine widerliche Brühe sowie eine verdreckte Küche – die Kochfähigkeit ist noch wenig ausgeprägt. Was wir noch nicht wissen: Hordak wird sich zum Meisterkoch entwickeln.


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Am darauffolgenden Sonntag macht sich erstmals das Bedürfnis breit, soziale Kontakte zu knüpfen. Da Hordak von Grund auf ein fauler Mensch ist, geht er schlicht vor die Tür und macht die ahnungslosen Nachbarn an. Wahllos beleidigt er Passanten, wirft ihnen Getränke ins Gesicht, beleidigt deren Mutter und wagt sich in Faustkämpfe. Freunde macht er sich wahrlich keine, seine gemeinen Bedürfnisse werden aber erstklassig befriedigt, so dass er sich abends entspannt ins Bett legt. Umso erschreckender der darauf folgende Morgen, Hordak klagt über Unbehagen und Rückenschmerzen. Offensichtlich wäre eine qualitativ hochwertigere Liege angebracht gewesen. Unzufriedene Sims beleidigen nur halb so gut, also ab ins Bau-Menü um für einen horrenden Betrag einen erstklassigen Schlafplatz zu kaufen.


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Am nächsten Tag fühlt sich Hordak besser, einmal mehr plagt ihn aber seine Blase. Bereits jetzt wird er routiniert in seinen Abläufen. Also gleich mal der Toilette einen Besuch abstatten, danach geht es ans all-morgendliche Frühstück zubereiten. Die restliche Freizeit nutzt er zum Joggen und dem beleidigen von weiteren Passanten, einige erklärt er zu seinem Feind, das beschehrt ihm wiederum vollste Zufriedenheit und bringt das Ziel des "Staatsfeindes" näher. Abends um Sieben Uhr startet der neue Job. Nach gut acht Stunden im Zeitraffer zurück zu Hause, müde aber erfolgreich, also erneut ab ins Bett. Dieser routinierte Tagesablauf wird sich genau so fortsetzten. Mit der wenigen verfügbaren Zeit müssen die gewöhnlichen Alltagsbedürfnisse befriedigt werden, Essen, Entspannung, Sport und das übliche Verspotten der Mittmenschen. Da Hordak sich in den für seinen Job wichtigen Bereichen weiterbildet, steht ersten Karriereschüben nichts mehr im Wege. Schon bald winkt die Beförderung zum Kleinkriminellen. Nach dem zeitintensiven Lesen von Fachliteratur wird er gar zum Anführer des Rings. Kein Wunder – seine täglichen Bedürfnisse sind gestillt und er verrichtet erstklassige Arbeit.


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Was ihm fehlt ist eine Frau. Selbst böswillige Zeitgenossen finden gefallen am weiblichen Geschlecht. Überraschenderweise findet der Hitzkopf eine willige Nachbarin, die er mit geheuchelten Komplimenten auf seine Seite bringt. Im Date bezirzen wir jene nach Lust und Laune, schenken ihr Rosen und uns beiden einen ersten Kuss – Hochgefühle machen sich breit. Einige Tage später bemerken wir: Eine Freundin ist ein Zeitfresser. War früher noch massig Zeit, sich um die Karriere im Verbrecher-Job zu kümmern, hängt jetzt dauernd die Frau in der eigenen Wohnung ab. Letztens stellte sich gar die Frage, einen Nachkommen zu zeugen. Hordak lehnt ab. Zwar finden sich beide im Bett wieder, die Zeugung wurde aber erfolgreich verhindert. Dieser Moment stellt sich später als Scheideweg in Hordak Evils Leben dar. Nachdem Lucys Körper erforscht war, sah Hordak keinen Grund mehr, weiter Zeit in die Beziehung zu stecken. Lieber widmete er sich dem Verbrecherring. Statt die gute Frau mal anzurufen folgen weitere Beförderungen, vom Schwerverbrecher zum Anführer des Rings, selbst einen Sack voll Geld bringt er nach Hause.


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Selbstredend sorgen die Karrieresprünge für finanzielle Vorteile. Längst engagierten wir eine Hilfskraft, die den ganzen Dreck wegräumt. Ohne Frage ist Hordak auch zu jener alles andere als nett – wieso auch, schliesslich wird die Putzkraft gut bezahlt. Der Alltag nimmt erneut seinen Lauf, eine Zwischenmeldung drücken wir kaum gesehen weg. Irgendwann der Schock „Hordak ist jetzt ein Senior“ was? Eben noch im vollen Saft des Lebens, jetzt schon ein Senior? Der Alltag hat Hordak aufgefressen, zwar ist er mittlerweile der Boss der „Unternehmung“ und muss nur noch drei Tage die Woche zur Arbeit – die Zeit verflog aber unerwartet schnell. Der Verbrecherboss bemerkt, dass er seine Beziehung gar doch zu lange hat ruhen lassen und will Lucy kontaktieren. Doch Lucy ist weg, Lucy gibt’s nicht mehr. Nun hat Hordak viel Geld, ein teures Fitness-Gerät im Haus und unzählige Feinde, aber er wirkt unzufrieden. Also freundet er sich mit dem nächstbesten Nachbar an, der fortan bei ihm abhängt, die erhoffte Befriedigung am Lebensabend erreicht er aber irgendwie nicht mehr. Hat er sich möglicherweise für den falschen Weg entschieden?



Fazit:

Das gute bei Die Sims: Ein Neustart mit einem anderen Sim, einem anderen Leben, anderen Entscheidungen, alles kein Problem. Uns viel auf, dass es gar nicht so einfach ist, immer schlecht gelaunt und widerwärtig zu sein. Viel erschreckender war aber die Erkenntnis, mir nichts dir nichts alt zu sein, die jungen Jahre mit Karriere-Aufwand zu verschwenden und im Alter alleine in der (immer noch gleichen) fensterlosen Wohnung zu sitzen. Zum Kernpunkt dieses Tests: Die Sims 4 macht Spass, genau so viel wie seine Vorgänger. Zwar darf weder ein Pool gebaut, noch ein Geschirrspüler gekauft werden, aber der unbändige Charme der virtuellen Kleinstadt bleibt vorhanden. Unschön sind die gefühlt endlosen Ladepausen, sobald man eine andere Behausung als die eigene besuchen möchte. Egal ob ein Hallo beim Nachbar oder soziale Kontakte im Fitness-Studio, alles hat den Preis eines Ladescreens zu Folge. Zeitraubend erstens, und viel schlimmer reisst es die zusammenhängende Welt unnötig auseinander. Wir ertappten uns gar dabei, kaum auswärtige Aktivitäten in Angriff zu nehmen, nur um dem Ladescreen ein Schnippchen zu schlagen, das dürfte aber nicht Sinn der Sache sein. Letztendlich bleibt ein Spiel das viele alt bekannten Tugenden weiterführt, durch die Gefühlslagen der Sims sinnvoll bereichert und mit unsinnigen Ladebildschirmen ergänzt wurde. Spass macht es aber nach wie vor, und darum geht es doch im (sim-) Leben.


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