The(G)net Review: DOOM: The Dark Ages
- Armin Medic
- 9. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Mai
Wenn id Software's Schlachtmaschine alle Schaltjahre wieder ins Genre kracht, dann muss sich die Konkurrenz stets sehr warm anziehen. Schliesslich legt jeder DOOM Release die Messlatte ein Stückchen höher um zu zementieren, wer als unangefochtener Solo Ego Shooter King auf dem Thron hockt! Klappt es auch diesmal?

Chronologisch befinden wir uns in "The Dark Ages" vor DOOM (2016) und DOOM Eternal. Wie schon der Titel unmissverständlich klärt, geht diesmal anfänglich im Mittelalter die Post ab. Hier halten wir uns aber nur kurzzeitig auf, denn ein Besuch in der Hölle und ein paar ebenbürtigen Nebenschauplätze stehen ebenfalls auf dem Plan. Mit einem Bodycount, der mehrere Stammbäume und ganze Blutlinien umfasst, gilt unser alter DOOM Slayer diskussionslos als der ultimative Dämonenkiller. Ever!

Damit es unserem Monsterschlächter nicht langweilig wird, hat sich unser Protagonist neben seinem bekannten Arsenal ein paar neue Spielzeuge zugelegt. Gleich zum Start liefert uns Bethesda ein kleines Deja Vu. Auf eine mickrige Startpistole lässt sich unser Held gar nicht mehr ein und packt direkt die Schrotflinte seines Vertrauens aus, DOOM Eternal lässt grüssen. Die ersten paar Kanonenfutter Kameraden blasen wir locker aus dem Handgelenk weg. Kurz danach werden wir mit der ersten Neuerung vertraut gemacht.

In unserer linken Hand halten wir ein extra stabiles Metallschild, welches mit mehreren Fähigkeiten um die Ecke kommt. Ab sofort können wir feindliche Projektile abwehren, falls einer der Höllenschurken z.B. rote Feuerbälle verschiesst. Werden wir von einem Schuss oder einer Attacke, die grün leuchtet, angegriffen, parieren wir jene zum korrekten Zeitpunkt und schleudern die Feuerkugel oder den Hieb zum Gegner zurück. Wir nutzen die temporäre Benommenheit unseres Gegenübers, pumpen ihn mit ein paar Kugeln voll, bevor wir ihn mit einem kräftigen Schildwurf à la Captain America für immer verabschieden. Kleinere Gegner werden direkt vernichtet, bei grösseren Dämonen bleibt das Schild stecken und paralysiert sie für ein paar Sekunden. Der perfekte Zeitpunkt, um den Kontrahenten mit allen verfügbaren Mitteln zu bearbeiten. Denn dank eines strammen Eisenhandschuhs verteilen wir ein paar heftige Punches.

Leuchtet der verwundete Fiesling violett, wird es Zeit für den altbekannten Glory Kill. Mit einem saftigen Finisher entziehen wir ihm etwas Zusatz-Gesundheit und ein paar zusätzliche Patronen. Doch keine Bange! Dass uns die Munition ausgeht, ist beinahe unmöglich. Erstens lassen sich in den weitläufigen Levels überall Ammo-Kisten finden und zweitens spendieren die meisten Gegner bei jedem Kill ein paar Extra-Kugeln. Sollte unsere Waffe trotzdem mal leergeschossen sein, wechselt unser Held automatisch zur nächsten Wumme. Denn auch im Baller-Segment lässt sich id Software nicht lumpen.

Zur erwähnten Shotgun, erhalten wir den Skullcrusher, der die Funktion eines Maschinengewehrs übernimmt. Das Plasma Rifle beweist sich als beste Angriffsvariante gegen beschildete Pappnasen. Neu im Gepäck ist die Chaingun, mit der wir eine gepanzerte Kette als Projektil verwenden, welches sich auch für einen Charge Move aufladen lässt. Selbst die BFG ist wieder dabei, aber in einem etwas anderen Gewand als es sich Fans gewohnt sind. An deren zerstörerischer Wirkung hat sich aber nichts geändert. Von jeder der 6 Waffen existiert eine alternative Variante. Per Knopfdruck verwandelt sich unsere normale Flinte in die desaströse Super Shotgun. Wir wechseln den Shredder gegen den Impaler aus. Für grösseres Gerät holen wir den Raketenwerfer raus und swappen ihn umgehend zum Granatwerfer.

Da sich der DOOM Slayer in eine robuste Rüstung gezwängt hat, gabs es dazu die passenden Eisenstiefel. Springt unser Held aus grosser Höhe in eine Gegnergruppe, werden die umherstehenden Unholde durch eine Druckwelle plattgemacht. An speziell markierten Wänden klettern wir problemlos hoch, überwinden mit dem simplen Jump kleine Abgrunde oder schulterhohe Kanten. Ab und zu, missbrauchen wir mit den Schild an grünen Statuen via Grapplepoints oder zerdeppern mit einem gezielten Wurf Kettensicherungen, unerreichbare Schalter oder marode Wände. Schliesslich verstecken sich allerlei grössere und kleiner Geheimnisse in den insgesamt 22 Levels.

Die formidable 3D-Map erweist sich dabei als bester Freund. Alle Secrets werden angezeigt, sowohl Goldbarren, wie auch Minifiguren sämtlicher Charaktere, Revive-Orbs, Upgrade Gems, neue Waffen- und Charakter Skins und den einen oder anderen Kodex für diejenigen, die gerne mehr über die Hintergrundgeschichte von DOOM: The Dark Ages wissen wollen. Auch wenn es ein wenig ungewöhnlich klingt, aber die erwähnten Goldbarren sollte man nicht links liegen lassen. Wir gehen sogar so weit, dass wir euch wärmstens empfehlen, jedes Stück Edelmetall einzusacken! Denn wie sonst soll der Skill Tree gefüttert werden? Unterteilt in drei Segmente: Weapons, Shield und Melee stehen uns hier allerlei neue Killzusätze zur Verfügung. Schnellere Schussrate, temporärer Slowdown, erhöhte Geschwindigkeit beim korrekten Blocken und vieles mehr.

Das Sahnehäubchen sind aber die Schild-Runen. Im Laufe unseres Massaker-Marathons erhalten wir vier unterschiedliche, magische Steine, die den Schild auf ein neues Level hieven. Diese werden bei jedem erfolgreichen Parieren automatisch aktiviert. So zucken plötzlich ein paar Blitze auf und rösten das gegnerische Umfeld oder aus dem Nichts erscheint eine Mini Turret auf unserer linken Schulter und unterstützt uns für ein paar Sekunden mit hilfreichem Dauerfeuer. Und auch die Schild-Runen lassen sich zusätzlich nochmals aufleveln, was ihre fatale Wirkung noch verstärkt. Um das Waffen-Gesamtpaket abzurunden finden wir später noch zwei weitere Nahkampf-Waffen. Einen Morgenstern mit cooler Kombo und brutalen Auswirkungen und den Knochenknüppel, der die meisten Ausgeburten der Hölle mit einem Schlag eliminiert.

Diesmal reist der DOOM Guy aber nicht alleine durch die gegnerverseuchten Gebiete. Diesmal bringt er noch zwei Kollegen mit. Einerseits stampfen wir in bestimmten Abschnitten mit einem 10 Meter-Dämonen Mech durchs Gelände, reissen ganze Gebäude ein und prügeln uns im Faustkampf gegen gleich gewachsene Mega-Fieslinge. Andererseits krallen wir uns einen Cyber Drachen, düsen im Affentempo durch enge Korridore, legen halsbrecherische Flugaktionen hin und erledigen den einen oder anderen Geschützturm.

Besonders auffällig sind die sehr ausgedehnten Levels. Bereits beim Start ist die ganze Karte ersichtlich und wir können in gewissen Fällen unseren Weg frei wählen. So kann es schon mal vorkommen, dass es eine gute Stunde dauert, bis wir uns ins nächste Level gerettet haben. Das liegt nicht nur an der teils überwältigenden Gegner Schar, die mit Cyberdemon, Arachnoton, Mancubus und Hellknight alte Bekannte auf den Plan ruft. Auch neue Höllenbewohner wie den Dämonenreiter, Komodo oder den Aggadon Hunter stellen sich uns zusammen mit Armeen von Imps und besessenen Söldnern in den Weg. Last but not least lösen wir auch noch das eine oder andere Umgebungs-Rätsel, natürlich nicht, ohne dass wir dabei von jeder Menge Fieslingen bedrängt werden.
Um Neulinge und alteingessese Dämonenjäger nicht mit den vielen neuen Mechaniken abzuschrecken, haben wir nicht nur die Auswahl aus 4 unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, auch das Pariser Fenster lässt sich anpassen, das Auto-Aim verbessern bzw. ein- und ausschalten, Gegner- sowie eigenen Schaden regulieren, die Geschwindigkeit der Projektile regeln und sogar die Spielgeschwindigkeit erhöhen. Mehr Luxus geht fast nicht mehr.
Fazit:
War DOOM Eternal eher ein Killer Ballett, bei dem Geschwindigkeit eine grosse Rolle spielte, krempelt DOOM:The Dark Ages das ganze Gameplay um. Weniger schnell, aber dafür doppelt so brachial. Schliesslich kommt der DOOM Slayer auch mit roher Gewalt genau so weit. Ausweichen oder wildes Rumstrafen sind kaum nötig. Das Motto heisst diesmal "direkt in die Masse!". Schild, Nahkampf-Waffen und dazu noch eine stattliche Anzahl an Donnerbüchsen verwandeln DOOM: The Dark Ages in ein Schlachtfest aller erster Güte. Sind die ersten paar Abschnitte noch ein wenig als Aufwärmphase zu sehen, kann es im späteren Spielverlauf dazu kommen, dass wir locker 100 Dämonen auf die Schnauze hauen, bevor es im nächsten Abschnitt weiter geht. Und es ist als alter DOOM-Fan der ersten Stunde stets ein Freudenfest! Hier passt der Slogan "Rip and Tear" wie die Keule auf den Dämon Schädel. Selbst bei den neuen Spielelementen mit dem Titanen und dem Cyber Drachen gibt's nichts zu meckern. Eine konsequente Weiterentwicklung der Serie, die mittlerweile schon die achte Auflage geniesst. Ich kann mich nicht erinnern - DOOM Eternal einmal ausgenommen - solch perfekte Unterhaltung in einem Egoshooter genossen zu haben. Da lache ich nur über solche Clown-Veranstaltungen wie CoD oder Battlefield. Dass auf irgendein Multiplayer-Gedöns verzichtet wurde, ist ein weiterer Gewinn für das Spiel. Braucht eh niemand. Für Fans harter Riffs sorgt der bombastische Soundtrack. Wieder einmal ist auf die Genies von id Software verlass, die sprichwörtlich schon wieder ein meisterhaftes Shooter Feuerwerk rausballern, als wäre es die normalste Sache der Welt. Der Rest der Industrie steht mit heruntergelassener Hose da und wundert sich.

DOOM: The Dark Ages ist für PC, PS5, Xbox Series X|S und im Game Pass erhältlich. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das frühe Test-Muster stammt von Bethesda, wofür wir uns herzlich bedanken!
Comments