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The(G)net Review: Driver San Francisco

Autorenbild: Andy MeierAndy Meier

Mit unverbrauchten Stadtszenarien in Spielen ist es wie mit neuen Filmideen; es gibt kaum noch welche. San Francisco wurde bis dato nur wenig von den Spieldesignern angerührt, was aufgrund der interessanten Städtearchitektur durchaus überraschend ist. Driver greift die offenherzige Grossstadt als Setting auf und überrascht mit weiteren Neuigkeiten.


Driver San Francisco Test, Review, Testbericht.

Der erste Driver, damals noch auf Sonys PlayStation 1, liess uns Spieler das erste Mal in einer komplett in 3D gehaltener Open World Stadt herumkurven. Zumindest sofern man das mittlerweile legendäre Tiefgaragenintermezzo ohne Frust und Wutattacken überstanden hatte. Danach erwartete den hartnäckigen Videospieler ein ausgezeichnet ausgearbeitetes Action-Rennspiel. Die Nachfolger übertrumpften sich leider gegenseitig mit Spielspasshürden und verschwanden schnell im Software-Jenseits.


Totgeglaubte leben länger: Pünktlich zum Herbstbeginn ruft Reflections die schon fast in Vergessenheit geratene Marke zurück ins Leben. Driver San Francisco spielt, wie unschwer zu erkennen ist, in der Hippie-Stadt schlechthin. Das ist speziell für ein Rennspiel dank der aussergewöhnlichen Strassenplanung durchaus interessant. Der erste Pluspunkt geht an Driver. Bis auf Midways San Francisco Rush hat sich bisher kaum ein Entwickler der hügeligen City angenommen.


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Bereits im Vorfeld bekannt war, dass Tanner wieder mit im Boot bzw. im Dodge Challenger sitzt. Der reaktivierte Hauptcharakter aus vorangegangenen Teilen wurde neu mit einer völlig neuen und sich komisch anhörenden Fähigkeit versehen. Sein Geist darf mitten in der Action den zugehörigen Körper verlassen und auf beliebige andere Verkehrsteilnehmer Übergriff nehmen. Die KI steuert dabei das eigene Fahrzeug (mal schlecht, mal recht) weiter und wir Spieler übernehmen jetzt die Kontrolle über das gekaperte Fortbewegungsmittel. Hört sich in der Theorie verwirrend und deplatziert an, macht in der Praxis aber Spass und wurde – das hat mich am meisten überrascht – sinngebend in die Story eingebaut.


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Tanner wird schon zu Beginn des Spiels Opfer eines Unfalls. Beim von langer Hand geplanten Gefängnisausbruch seines Erzfeindes verfällt unser Detektiv ins Koma. Von jetzt an befinden wir uns in den Gedanken des komatösen Patienten, was gleichzeitig die nicht alltägliche Fähigkeit des „Shiftens“ mehr oder weniger bravourös erklärt. Das Shiften des Fahrzeugs selbst ist hervorragend ins Spiel eingebaut und flutscht bereits nach wenigen Übungsminuten einwandfrei. Ein kurzer Buttondruck genügt und die Action verfällt in eine massive Zeitlupe. Die Ansicht wechselt in eine Vogelperspektive die, je weiter man im Spielverlauf kommt, mehr hinausgezoomt werden darf. Von hier sehen wir den restlichen Verkehr, wählen das gewünschte Fahrzeug an und wechseln so zurück auf die Strasse.


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Selbstverständlich kann sich durchaus mal unverhofft jemand auf dem Beifahrersitz befinden. Daraus resultieren nicht nur unterhaltsame Gespräche – Tanners Fahrkünste und Aussagen entsprechen wohl nicht dem üblichen Verhalten des jetzt kontrollierten Fahrers – sondern auch völlig neuartige Spielsituationen und Missionen. Ein illegales Strassenrennen soll gestoppt werden und die Polizei-Karre ist zu langsam? Kein Problem, übernehmen wir den Truck ein gutes Stück weiter vorne auf der Gegenspur und steuern diesen gezielt in die Raser oder versperren gleich die ganze Strasse. Durch das Körper-wechsel-dich Spielchen übernehmen wir im Laufe des Spiels diverse Fahrer-Rollen und erleben so auch die eine oder andere Nebengeschichte.


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Der Hauptstrang gibt nicht genug Stoff für ein Buch wieder, reicht aber für gute zehn Stunden bester Videospiel-Unterhaltung. Doch keine Angst, sollte man noch nicht alles von der Stadt gesehen haben, gibt es genug Gründe, noch eine Weile an der Westküste zu verweilen. Diverse Story unrelevante Aufgaben warten verteilt auf den Strassen. Mutproben, Stunts, Rennen, alle gemeisterten Aufgaben spülen Punkte aufs Konto. Mit jenen erleichtern wir uns die eine oder andere Aufgabe oder kaufen Autos sowie ganze Werkstätten.


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Fahrzeuge gibt es über hundert, davon viele Musclecars die gerne mal am Heck ausbrechen und sich wie der Cadi STS eher passabel steuern. Andere machen richtig Spass. Die Steuerung ist durchwegs griffig und eingängig aber nicht realistisch, sie zu meistern bietet dennoch eine gewisse Herausforderung. Die Mischung der durchwegs lizenzierten Fahrzeuge weiss dabei zu überzeugen, zumal jeweils noch eine wunderbar funktionierende Cockpit-Perspektive geboten wird. Trotz Open-City bewegen wir uns auf klar festgelegter Strecke. An einem Ausflug ins Grüne oder über einen marginal erhöhten Bordstein werden wir abrupt gehindert. Manchmal nervt das, tut aber dem sehr guten Gesamtbild keinen Abbruch.


Technisch stimmt Driver San Francisco auf der ganzen Linie, sofern man sich – was meistens der Fall ist – in Bewegung befindet. Bei Stillstand sieht alles nicht ganz so hervorragend, aber noch immer durchwegs gut aus. Der Preis für meist flüssige 60fps, den wir gerne zu zahlen bereit sind. Umso erstaunlicher sind die sehr überzeugenden Zwischensequenzen, Gesichter und Animationen die nahe an Heavy Rain Qualitäten sind – und das in einem Rennspiel, Respekt. Die funkige lizenzierte Musik passt perfekt ins Geschehen. Aussergewöhnlich gut gewählt sind die (deutschen) Sprecher und dürften dem einen oder anderen Filmfreund bekannt vorkommen.


Abgerundet wird das wohlklingende Gesamtpaket mit einem Multiplayer Part der die Spieler sowohl auf das neue Shiftfeature zugreiffen lässt, aber auch herkömmliche Rennen rund um die Golden Gate Bridge ermöglicht. Weniger schön ist, dass Ubi Soft es EA gleichgetan hat und Gebrauchtkäufer – sofern Sie sich mit Driver online vergnügen möchten – genötigt werden, den Ubi Soft Pass zusätzlich zu erstehen.



Fazit:

Driver: San Francisco habe ich mit gemischten Gefühlen erwartet. Die Stadt sowie die massiv vorhandenen Ami-Schlitten bilden für mich das ideale Rennspiel und das Shiften in verschiedenen Fahrzeuge hörte sich kaum vernünftig realisierbar an. Den Entwicklern ist es aber allen Unkenrufen zum Trotz geglückt, ein völlig neues Spieldesign geschickt in den Actionraser zu verpacken. Dass die Wechselspielereien sogar mit einer interessanten Story garniert wurden, setzt Driver SF die Krone auf. Einzig Fans von ausschliesslich realistischen Rennspielen sollten sich das neuste Driver zweimal ansehen. Alle anderen, die dem Genre nicht abgeneigt sind, holen sich den Überraschungshit 2011 ins Haus. Mut zur Innovation sei Dank: Seit langem freue ich mich wieder auf eine mögliche Driver-Fortsetzung.


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