Nach dem schwächelnden zweiten Teil überraschte uns dessen Nachfolger vor gut zwei Jahren mit einer enorm hohen Spielspass-Dichte. Ob Ubi Softs nunmehr vierte Inkarnation der beliebten Far Cry Serie an die Qualitäten des Vorgängers anknüpfen konnte, haben wir uns angesehen.
Um Far Cry 4 zu beschreiben, bedient man sich kurzerhand den Vorzügen des dritten Teils. Denn Ubi Soft hat die erfolgserprobte Formel schlicht in ein erfrischend neues Setting verfrachtet und an Kleinigkeiten gefeilt, das grosse Ganze blieb derweil unverändert. Das mag Gegner der vorangegangenen Insel-Action abschrecken, Fans jener finden sich aber erfreulich schnell zurecht im neuerlichen Abenteuer. Diesmal geht es, wie bereits kurz angedeutet, nicht mehr auf eine Palmen bestückte Südsee-Insel.
Hauptprotagonist Ajay bereist Kyrat, einen Berg-Staat auf dem Himalaja, um dort die Asche seiner verstorbenen Mutter zu verstreuen. Aus der eigentlich simplen persönlichen Mission wird schnell eine Ein-Mann Befreiungsaktion der gesamten ansässigen Bevölkerung. Einem Tyrannen soll das Handwerk gelegt und dem Bergvolk den Weg zu einer besseren Welt geebnet werden. Selbstredend ist diese Aufgabe nicht in zwei Minuten erledigt und bedarf so einiges an Anstrengung und nicht gerade wenig Feuerkraft. Nebst der Tyrannen-Armee, die so gar nicht mit der Rebellen-Bewegung im Reinen ist, scheint auch noch die Tierwelt gegen die Unterstützung jener zu sein. Aggressiv wie nie gehen die Vierbeiner auf den Rebellen-Mitstreiter los, und einstecken tun viele einiges mehr als der gewöhnliche Armee-Sympathisant.
Das macht sich Ajay zu nutze, kurzerhand wirft er jegliche PETA Anteilnahmen über Bord und erledigt sich der fiesen animalischen Gegnerschaft. Wie bereits aus Far Cry 3 bekannt werden aus den gehäuteten Tieren hilfebringende Gegenstände fabriziert, und das ist auch bitter nötig. Zu Beginn trägt der Feriengast in Kyrat ausschliesslich eine Waffe. Aus den Fellen der Vierbeiner wird ein Halfter gebastelt, welches das Tragen einer zusätzlichen Handfeuerwaffe ermöglicht. Dieser Bereich darf bis auf vier Stufen aufgewertet werden. Zusätzlich kreiert Ajay noch grössere Brieftaschen sowie weitere nützliche Produkte. Freunde der Jagd kommen hier auf Ihre Kosten, zumal die einzelnen Bereiche nicht ganz so schnell abgeschlossen sind, wie noch im Vorgänger.
Mit nun mehr Feuerkraft ausgestattet steht der Rebellen-Unterstützung nichts mehr im Wege. Genau wie aus der oft angewandten Ubi-Soft Formel bekannt bieten sich mehrere Möglichkeiten im gewaltigen Openworld Ego-Shooter. Das erklimmen von Türmen zeigt die wichtigen Orte in der näheren Umgebung und blendet den Fog-of-War von der Karte aus. Das einnehmen feindlicher Festungen schafft Schnellreise-Punkte und regelmässige auftauchende Zufallskämpfe bzw. Befreiungen führen zu einem positiven Karma-Ergebnis. Selbst wenn man keine Lust auf die Haupt-Story hat, bietet sich dank zahlreicher Nebenmissionen ein Gross an Abwechslung.
Der rote Faden des Spiels wird im grossen und ganzen durch die Unterstützung zweier Rebellen-Führer gezogen. Derweil darf ab und an selbst entschieden werden, welchem der beiden wackeren Krieger geholfen werden soll. Anfangs noch eine (moralisch) einfache Sache, wird die Entscheidungsfindung im Verlauf des Spiels nicht unbedingt einfacher. Einzig der einmal mehr ausgezeichnet ausgearbeitete Oberbösewicht wird als klares Feindbild ausgemacht.
Um jenen zur Strecke zu bringen werden Autos genutzt, Schiffe aufs Wasser geschickt und mittels kleinen Helikoptern die Lüfte unsicher gemacht. Sprengstoff, Heilspritzen und andere Rebellen stehen, je nach Sammelwut und finanziellen Möglichkeiten, oftmals zur Verfügung. Reichen die Finanzen mal nicht aus, wird der überall herumliegende und bestenfalls mitgenommene Tand weiterverkauft. Das vielfältige Waffenarsenal bleibt selbstverständlich im dafür vorgesehenen Schrank und darf dort auch jederzeit neu auf die dafür vorgesehenen Slots verteilt werden. Insgesamt ist Far Cry 4 ein Fest für Sammler, an jeder Ecke gibt es etwas zu sehen, vieles davon bleibt aber leider letztendlich unwichtig. Spass macht hier nicht das öffnen der Truhe, vielmehr ist der Weg das Ziel. Mittels Kletterhacken hangelt sich der Abenteurer über Fels-Schluchten hinweg, überquert Wasserfälle und jagt durch die Eisgefilde um Zettel zu finden oder propaganda-Plakate zu entfernen.
Technisch lässt sich an Kyrat übrigens kaum etwas aussetzen. Stets flüssig huschen die durchgehend schönen Landschaftsbilder über den Bildschirm. Die Waffen wirken durchschlagskräftig, die Schleichmechanik funktioniert, darf aber dank ebenso funktionierender Rambo-Methode auch links liegen gelassen werden. Musikalisch überzeugt sowohl Hintergrund Akustik wie auch die, selbst auf Deutsch, erstklassige Synchronisation. Dass man selbst die Fahrzeugsteuerung noch personalisieren darf und Navi wie auch Autopilot in die Vierräder eingebaut wurde, erfreut letztendlich auch den letzten Kritiker.
Fazit:
In Far Cry 4 gibt es massenhaft zu tun, vieles davon hat aber kaum eine Bedeutung. Das ist der grösste Nachteil im Spiel, möglicherweise auch der einzige. Denn sowohl der Weg zu den diversen Sammelgegenständen wie auch die herrlich präsentierte Welt überzeugen auf der ganzen Linie. Zumal der Spieler sich selbst aussucht, welche Aufgaben er sich denn nun annehmen möchte. Ob strikt dem Rebellenkampf gefolgt wird, oder erstmal alle Türme bestiegen werden, fast völlig frei bewegt man sich durch die wunderschön gestaltete Bergwelt. Die schon aus dem Vorgänger bekannte und erneut hervorragende Ego-Shooter Mechanik, garniert mit einer Prise Abenteuer und unzähligen Möglichkeiten führen Far Cry 4 an die Spitze der diesjährigen Videospiel-Releases. Unbedingt spielen!
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