The(G)net Review: Lost Soul Aside

Videospiele aus China werden langsam salonfähig. Nun schiebt auch Sony unter ihrem China Hero Projekt (mit über einem Dutzend Spielen in Entwicklung) den nächsten Titel nach. Angesiedelt in einer epischen Fantasy-Welt zerlegen wir Heerscharen von ausserirdischen Dämonen, als wären wir Dante aus Devil May Cry.

Das wuchtige Intro dauert kaum eine Minute, schon werden wir als übermächtiger Krieger direkt ins Schlachtfeld geschmissen. Nach einem kurzen Scharmützel gegen ein paar normale Gegner, bei dem im Hintergrund ein riesiges Lichtwesen eine Salve an Blitzen verschiesst, ändert sich nach einem harten Cut die Atmosphäre und wir treffen auf unseren Helden Kaser.

In Harbor, einer Küstenstadt, findet die alljährliche Militärparade statt. Kaser und seine Kollegin Selena möchten sich die Feierlichkeiten anschauen, als dessen Schwester Louisa in die Szene kracht und die beiden überzeugen möchte, dass man doch zu Ehren der Parade ein Feuerwerk zünden könnte. Kaser schliesst sich ihrer Idee an, während Selena dankend ablehnt, mit der Begründung, sie hätte noch was zu erledigen. Nach ein paar kurzen Abschnitten, ist die Feuerwerks Tonne bereit und wird just im richtigen Moment gezündet. Als aber zum gleichen Zeitpunkt aus heiterem Himmel ein paar dicke Meteoriten in die Parade einschlagen, ist es aus mit der lustigen Partylaune.

Aus den kosmischen Gesteinsbrocken steigen bis zu den Zähnen bewaffnete Ausserirdische und zerlegen alles, was ihnen in die Quere kommt. Im ganzen Durcheinander wird unser Geschwisterpaar getrennt und nach einer actionreichen Sequenz muss Kaser mit ansehen, wie ein übermächtiger Alien die Seele aus Louisa saugt und sie in einen katatonischen Zustand versetzt. Man muss kein Sherlock Holmes sein, um zu ahnen, dass Kaser in den nächsten 15 Stunden alles daran setzen wird, den Schurken dingfest zu machen und die Seele seiner Schwester zurückzuholen.

Im Grundgepäck nutzen wir zu Beginn unser magisches Schwert, das mit einer leichten Attacke und einem schweren Hieb wilde Combos austeilt. Blocken und Ausweichen sorgt für die Defensive und falls wir wieder mal einen kleinen Plattform Abschnitt überwinden müssen, meistern wir ihn mit Doppelsprung und Air Dash. Als stetiger Begleiter folgt uns ein kleiner Geisterdrache namens Arena, der uns mit seiner Magie Fähigkeiten unterstützt.

Kaum haben wir uns warm geprügelt, werden wir mit dessen Special Moves, Ultimates und Buff-Accessoires zugeballert. Nach einer korrekten Kombo-Kette glüht Kaser kurz blau auf. Per Schultertaste aktivieren wir einen Burst Move. Weichen wir zum passenden Zeitpunkt aus oder blocken wir in Perfektion, negieren wir den Schaden und kontern mit einem dicken Hieb. Während allen Kampf-Aktionen füllt sich kontinuierlich unser Special auf. Einmal voll, legen wir anfänglich nur eine wuchtige Magie-Attacke hin, später lassen sich bis zu drei unterschiedliche Special-Moves individuell anpassen, die aber erst in Bosskämpfen hart erarbeitet werden müssen.

Wenn wir unser Gegenüber weich genug geprügelt haben, erscheint oft ein Finisher Prompt, der den Rest erledigt. Zu guter Letzt halten wir noch ein Auge auf die Ultimate-Leiste. Nach deren Aktivierung verwandelt sich Kaser in seine eigene Berserkerform und prügelt mit wilden Magiepranken unserem Gegenüber die Seele aus dem Leib.

Nach und nach füllt sich unser Inventar mit neuen Waffen, das sich um Gross-Schwerter, Stab-Klingen und Kampf-Sensen erweitert. Je nach Schlaginstrument lassen sich unterschiedliche Kristalle einsetzen, die unsere Werte verstärken, wie Crit-Bonus, Lebensenergie-Regeneration bei einem dicken Konter, erhöhter Schaden oder schnelleres Auffüllen der Spezialleiste. Zusätzlich dürfen wir uns zu Beginn ein, später mehrere Accessoires umschnallen, die z.B. unsere Defensive erhöhen oder stärkere Hiebe austeilen.

Die Level folgen einem geradlinigen Charakter. Grosses Erkunden steht nicht auf dem Plan. Ab und zu stossen wir auf eine kleine Ingame-Challenge, bei der wir verschiedene Orbs unter Zeitdruck einsammeln müssen. Als Belohnung winkt ein Skill-Punkt, der schnurstracks in den Fähigkeitenbaum wandert. Hier schalten wir neue Kombos frei, steigern unsere Anzahl an Heiltränken und erweitern die Accessoire-Slots. Für die vier Waffengattungen stehen insgesamt 140 Fähigkeiten zur Verfügung.

In Lost Souls Aside wimmelt es von Mini-, Level- und End-Bossen. Es kann schon mal vorkommen, dass ihr in schneller Reihenfolge ein paar Kanzler hintereinander besiegen müsst. Damit euch nicht die Heilmittel ausgehen und zum manuellen Speichern, treffen wir stets vor einer Obermotz Konfrontation unsere attraktive Händlerin Liana.

Hier können wir zudem am Battle Simulator ein paar Übungsrunden drehen und unser Outfit anpassen. Das eingesammelte Gold, das überall in den Abschnitten rumblitzt oder wir aus Truhen entwendet haben, investieren wir in Buff-Potions oder Crafting-Items, mit denen wir unsere eigenen Drinks mixen.

Fazit:

Obwohl Lost Soul Aside gut eine Stunde braucht, bis wir das komplette Kampf-Repertoire erklärt bekommen, geht es in Sachen Action Schlag auf Schlag. Blitzschnelle Kombinationen, eine erfreuliche Anzahl an Super Moves und eine Armee an Partikel Effekten verwandeln jedes Bildschirm-Scharmützel in ein optisches Feuerwerk. Blocken, Dodgen und kräftiges Austeilen gehen sehr leicht von der Hand. Absolut solide Boss Fights ergänzen die rasante Spielweise. Und dies ist ganz klar das Filetstück aus dem Hause der Entwickler aus Shanghai.

Weniger Freude hatte ich an den ständigen Einspielern oder kurzen Cutscenes, bei dem der Spielfluss konstant ins Stocken geriet. In Sachen Story werden sich Möchtegern Cineasten über den etwas flachen Plot aufregen. Sei's drum, ich will ja schliesslich zocken und mir nicht eine Shakespeare-Abhandlung anhören. Kaser's Sprungverhalten lässt zu wünschen übrig. Des Öfteren macht die Doppelsprung-Air Dash Kobo Mätzchen und aus unbekannten Gründen prallen wir regelmässig an einer unsichtbaren Wand ab, wenn wir nicht punktgenau auf der angepeilten Plattform landen. Auch wenn die Levels mit opulenten Grafikbausteinen aufwarten, sind sie relativ leer und nicht die kreative Spitze der Industrie.

Eine weitere offene Frage betrifft die merkwürdige Tastenbelegung. Dodge auf L1, Blocken mit dem Kreis-Button? Da wundert man sich, ob die Entwickler mehr als ein Action-Adventure gespielt haben. Umbelegen lässt sich das Button Layout jedenfalls nicht. Dass man sich bei den Charakter Modellen sehr von Final Fantasy inspirieren liess, fällt bei mir nicht ins Gewicht, wenn auch etwas weniger Generik nicht geschadet hätte. Die meisten NPCs und Feinde glaubt man schon irgendwo gesehen zu haben. Lost Souls Aside macht grundlegend nichts falsch, es hapert aber an einigen Details. Dialog-Glitches, unsaubere Hitboxen und leichte Grafikfehler weisen auf fehlende Optimierungszeit hin. Für diejenigen, die Lust auf einen rasanten Actiontitel und visuell bombastische Fights verspüren, werden mit Kaser's Seelensuche trotzdem auf ihre Kosten kommen, insofern man sich von den etwas lauen Zwischenphasen und vielen Einspielern nicht abschrecken lässt.

Lost Soul Aside ist für PC und PlayStation 5 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Sony, wofür wir uns herzlich bedanken!

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