Mit Parascientific Escape Cruise in the Distant Seas - Gear Detectives erscheint ein zweiter Teil in der Spielserie mit dem außergewöhnlich langem Spieletitel.
Das Spiel startet recht schlicht mit der Frage ob wir mit dem Prolog starten wollen; außergewöhnlich, aber warum nicht? Im Prolog lernen wir unseren Protagonisten kennen. Verletzt, offiziell nach einem Unfall, mit einem Arm und Auge weniger liegt er da. Er macht sich Vorwürfe wie machtlos er sei und er nach mehr Fähigkeiten wünscht, damit er die hilflosen beschützen kann. Natürlich wird ihm dieser Wunsch mit einem künstlichen Auge und Arm erfüllt. Als Bonus erhält er durch diese Behandlung übersinnliche Kräften; Chronokinesis. Jahre vergehen und er tritt in die Fußstapfen seines, damals bei dem Ereignis, verstorbenen Vaters und wird Detektiv. Er glaubt nicht an einen Unfall und will den Mörder seines Vaters finden. Mit seiner naiven, aber auch total in ihn verliebten Assistentin führt er somit eine kleine zwei Personen Detektei die immer am Rande der Existenz wandelt. Eines Tages aber kommt eine Klientin zu ihm ins Büro, die einen Auftrag für ihn bereithält welcher sein ganzes Weltbild auf den Kopf stellen soll...
Soviel zur Story, jeder weitere Satz würde wirklich Einiges vorwegnehmen. Nun, das Spiel an sich ist ein klassisches japanisches Visual Novel (VN). Das heißt, es ist sehr textlastig und hin und wieder kommen Fragen auf, die der Spieler beantworten muss. Im Gegensatz zum vorherig getesten Spiel Chase: Cold Case Investigations allerdings nehmen die Antworten direkten Verlauf auf das weitere Geschehen und besonders auf den Ausgang der Geschichte. Ein kleiner Wermutstropfen muss allerdings der Übergang von "Lesen nach Interaktion" genannt werden. Es passiert so unverhofft schnell, dass es schon mal vorkommt eine Antwort zu drücken, bevor man realisiert hat, dass dort eine stand. Ansonsten gibt es bei der Lokalisierung, die nur in Englisch verfügbar ist, anzumerken dass der Lektor nicht überall aufgepasst hat und hier und da Rechtschreibfehler (Wörter und Personennamen) zu finden sind.
Damit dies allerdings nicht zu eintönig wirkt (bzw. wird), werden hier und da, natürlich passend zum Verlauf, Puzzle-Sequenzen eingespielt. In diesen gilt es aus einem Raum zu flüchten, also so genannte Escape-Sequenzen. Nach bester Point'n'Click-Manier müssen Gegenstände gesucht, gefunden und kombiniert werden. Als besondere Herausforderung werden die übersinnlichen Kräfte des Protagonisten verwendet. Mit seiner Chronokinesis kann er bis zu fünf Tage in die Vergangenheit zurückkehren und sich die Szenerie an gewähltemTag und gewählter Uhrzeit anschauen. Lösungshinweise werden einige gestreut und diese gilt es zu verstehen. Zu einer weiteren Spielmechanik zählt der zweite Part seiner besonderen Fähigkeiten. Er kann einmalig in der Verganhenheit in Ereignisse eingreifen und so die Szenerie in der Zukunft verändern. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Umsetzung der Kombinatorik und der Verwertung von Offensichtlichem. Auch wenn der Spieler weis: "Ah, den Gegenstand brauche ich doch!", hebt ihn unser Held nicht auf. Erst wenn im Spiel auf die Menüpunkte "Solve" (Lösen) "Think" (Denken) gewählt wird, läuft ein monologer Denkprozess ab "Ich brauche doch noch Gegenstand X, damit das hier funktioniert.". Erst danach lässt sich der gefundene Gegenstand letztlich aufheben bzw. verwenden.
Das Spiel besitzt im Übrigen noch eine Speicherfunktion, die mehr oder weniger nutzlos ist. Klar, jederzeit speichern ist super; besonders bei einem Multiple-Choice-Spiel. Allerdings, der Sinn derer widerspricht sich in der Umsetzung. Zum einen gibt es nur einen Speicherslot und zum anderen speichert das Spiel, ohne Hinweis, nach diversen Vorkommnissen automatisch über unsere Speicherdatei. Ich weis nicht welcher Azubi da geschlafen hat, aber er hat jedenfalls sehr gut geschlafen. Nun, ich würde mich darüber wohl aufregen hätten die Entwickler nicht wenigstens beim erneuten Durchspielen des Spiels noch einmal kräftig mitgedacht. Für das Replay-Game kann das entsprechende Kapitel direkt ausgewählt werden und es wird vor jeder Schlüsselszene, als auch vor der Escape-Sequenz, gefragt, ob der Spieler diese spielen oder überspringen möchte. Sehr schön, so macht das Spaß! Damit der Spieler auch sieht, welches Kapitel er noch einmal spielen sollte, erhält jedes Kapitel für sich einen goldenen Stern für "sehr gut beantwortet", einen pinken Stern für "ganz spezielle Antworten" und keinen Stern für alles andere. Die daraus resultierenden Storyabschlüsse werden durch Kombination und Anzahl der verschiedenen Sterne bestimmt. Der Spieler sollte aber aufpassen, da durch zuviel Überspringen Sterne auch wieder wegfallen können.
Viel zur Grafik und zur Vertonung gibt es an sich nicht zu sagen. Es ist, dem Genre geschuldet, zweckdienlich umgesetzt. Statische Bitmap-Charakterportraits werden zu den Dialogen eingeblendet und die Hintergründe sind weniger spektakulär, aber zur Szene passend. Die szenenabhängige Musik ist quasi immer in Endlosschleife zu hören und Soundeffekte werden sogar zusätzlich textlich dargestellt ("kaboooom").
Fazit:
Abgesehen von Kleinigkeiten ist das Spiel wirklich solide umgesetzt. Die Story ist schön erzählt und in sich stimmig. Es gibt viel zu lesen, viel zu wählen und einige Überraschungen zu erleben. Persönlich hätte ich mir mehr Escape-Sequenzen gewünscht, da diese wirklich Spaß gemacht haben gelöst zu werden. An Hand der Story und deren Länge aber ist die Anzahl im Grunde schon passend gewählt. Weniger ist halt auch manchmal mehr. Ich denke Fans von Visual Novels werden sicher ihre Freude an dem Spiel haben und Fans des ersten Teils werden sicherlich längst zugegriffen haben. Allen anderen würde ich wenigstens ein Gameplay-Video empfehlen anzuschauen, da es sich hier um gefühlt 80% Text lesen handelt.
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