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AutorenbildMarwan Abdalla

The(G)net Review: Red Dead Redemption

Das Westerngenre wurde in der Game-Industrie bis auf ein paar Ausnahmen vernachlässigt. Grund genug für Rockstar, diese Lücke zu füllen und uns mit diesem Titel zurück in die Prärie anfangs des 20. Jahrhunderts zu versetzen. Also poliert eure Revolverläufe, klemmt die Sporen an eure Stiefel und setzt den Hut auf. Es wird Zeit, in die Steigbügel zu treten.


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John Marston ist ein ehemaliger Outlaw, welcher die Nase voll davon hatte, Angst und Schrecken zu verbreiten. Daher entschloss er sich zu heiraten, Kinder zu zeugen und eine eigene Farm zu gründen. Doch leider holt ihn seine Vergangenheit rasch ein. Trotz seines Abgangs aus der Banditenszene wird Marston von Agenten der Regierung dazu gezwungen, seinen ehemaligen Komplizen das Handwerk zu legen. Ansonsten würde er seine Familie nie wieder sehen. Ohne wirklich eine Wahl zu haben macht sich John Marston auf den Weg zu Bill Williamson, einem seiner engsten Verbündeten während seiner Zeit als Gauner. Doch schon nach einer kurzen Weile bohrt sich ein Schuss in die Brust unseres Helden und das Vorhaben gestaltet sich schwieriger als bisher gedacht.


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Aufgefunden und gepflegt von einer Farmerin kommt John Marston wieder auf die Beine. Um euch erkenntlich zu erweisen helft ihr der netten Lady etwas auf Ihrer Farm. Hier werdet ihr mit der Steuerung von Red Dead Redemption vertraut gemacht, welche schon zu Beginn stark an die der vergangenen GTA-Titel erinnert. Die Karte links unten hilft euch, den Weg zu finden und zeigt Ereignisse mit farbigen Punkten an. Diese ist auch das einzige HUD, welches auf dem Bildschirm zu finden ist. Auf die Lebensanzeige wurde verzichtet; so färbt sich nun der Bildschirm immer rötlicher ein, je schwerer man verletzt wird. Mit kleineren Herausforderungen (wie beispielsweise einer Hasenjagd, einem Wettrennen auf Pferden oder Viehtreiben) wird auch unerfahrenen Spielern erklärt, wie man sich im Wilden Westen zu verhalten hat.


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Nachdem ihr einige Arbeiten auf dem Gut erledigt habt, gelangt man bereits in die erste Stadt. Schon an diesem Punkt wird klar, wie viele Möglichkeiten dem Spieler in der Prärie von "Red Dead Redemption" geboten werden. Man kann Hengste zureiten, eine Vielzahl von Tieren jagen, sie häuten und das gewonnene Material weiterverkaufen, Kräuter sammeln, gesuchte Verbrecher mit Hilfe eines Wanted-Posters dingfest machen, ein Gläschen Whiskey im Saloon zu sich nehmen, eine Runde Poker oder Blackjack im Saloon spielen, eine Schatzsuche bestreiten, sich auf ein Duell einlassen und noch vieles, vieles mehr. Für die freundlichen Gesellen unter euch genügt ein Knopfdruck, um einen Passanten mit einem lässigen Griff zur Hutkrempe zu grüssen. Die Liebe steckt im Detail und in diesem Fall auch in der Vielfalt. Im Allgemeinen gibt es immer wieder neue Tätigkeiten, Ortschaften und Personen zu entdecken.


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Im Mittelpunkt stehen die ebenfalls GTA-typischen Missionen, welche für die auf der Karte mit einem Buchstaben gekennzeichneten Personen werden erledigt werden müssen. Man kann Stunden über Stunden damit verbringen, die weitläufige Welt zu erkunden und Aufgaben für Fremde zu erledigen, noch bevor man sich diesen Aufträgen widmet. Ungeachtet dessen wird die Story jedoch nur nach Erfüllung dieser Forderungen weiter erzählt. Vor jedem Vorhaben erklärt eine Cut-Scene worum es sich genau handelt und was es zu tun gilt. Diese Zwischensequenzen zeugen von höchster Qualität und überzeugen nicht nur inhaltlich sondern auch mit einem der besten voice-actings der Branche. Die angetroffenen Protagonisten mögen vielleicht an Westernfilme erinnern, büssen aber nie an Einfallsreichtum ein.


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Ob Schatzsucher, Verbrecher, Quacksalber oder ordinäre Passanten; die Synchronsprecher verstehen es, stets einen überzeugenden und authentischen Eindruck zu hinterlassen. Viel zu selten passiert es in Videospielen, dass ich laut vor mich herlachen musste aufgrund eines gut erzählten Dialogs anstatt eines Clipping-Fehlers oder Bugs. Red Dead Redemption hat dies mehr als einmal geschafft und zwar anhand beider Punkte. Die Bugs und Clipping-Fehler sind jedoch für ein Openworld-Game auf ein Minimum beschränkt und stechen glücklicherweise bis auf ein paar Ausnahmen nicht besonders heraus.


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Ein besonderes Augenmerk gilt auch den Pferden im Spiel, da sie eine essentielle Rolle spielen und eure ewigen Begleiter in der Wildnis sein werden. Wie schon weiter oben angemerkt, können mit einem Lasso wilde Pferde gefangen und zugeritten werden. Auf der riesigen Weltkarte gibt es eine reiche Artenvielfalt und je nach Rasse des Gauls werden verschiedene Attribute bemerkbar, allen voran die Geschwindigkeit. Es lohnt sich also, Ausschau nach seltenen Gattungen zu halten, denn diese sind meist auf nur eine einzige Region beschränkt. Die Bewegungen der Hengste wirken sehr geschmeidig und Rockstar ist es zweifelsfrei gelungen, die bisher überzeugendsten Vierbeiner in der Videospielszene zu kreieren. Auch das Reiten ist ein einfaches Unterfangen, so könnt ihr eurem Klepper per Knopfdruck die Sporen geben und durch die Steppen galoppieren. Falls ihr euren Sattelträger gerade nicht finden könnt, genügt ein Pfiff, um ihn herbei zu beschwören und zwar egal wo ihr euch gerade befindet. Das reiten durch die Prärie macht nicht zuletzt Spass, weil es immer wieder Zwischenfälle auf euren Reisen zu erleben gibt. Passanten auf der Strasse bitten euch um eure Hilfe oder fordern euch zu einem Wettkampf auf. Beispielsweise gilt es flüchtige Sträflinge tot oder lebendig zurück zum Sheriff zu bringen oder einen Revolverheld bei der Vogeljagd in die Schranken zu weisen.


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Doch nicht alles ist so wie es scheint im Wilden Westen; denn man muss stets damit rechnen, von den Fremden reingelegt zu werden. Es kann schon mal vorkommen, dass euer Pferd gestohlen wird oder eine Frau in Not euch in eine Falle von fiesen Desperados lockt. Die Wüste lebt und sie ist brutal. Falls ihr es doch lieber gemütlich nehmen wollt während euren Trips, dann gibt es auch die Möglichkeit, per Zug, Kutsche oder Lagerfeuer zu reisen. Bei letzterem wird dem Spieler die Möglichkeit geboten, an einem Lagerfeuer die nächstgelegenen Städte auszuwählen und so Zeit zu sparen. Da man durch diese Art und Weise aber die malerischen Landschaften verpasst, würde ich grösstenteils von den weiteren Reisemethoden abraten. Die wunderschönen orangefarbenen Felskegel oder die schneebedeckten Berge haben es verdient, betrachtet zu werden. Sowieso kann sich Red Dead Redemption mit einer beeindruckenden Optik brüsten. Ob In- oder Outdoor, Sonne oder Regen, Tag oder Nacht: die Kulissen wirken fortwährend glaubhaft und erzeugen eine perfekte Westernatmosphäre. Auch die Gesichtsanimationen zeugen von einer sorgfältigen Arbeit mit Liebe zur Genauigkeit. Gelegentliche Bugs und Pop-Ups können in Betracht der überwiegenden positiven Punkte schon einmal vergeben werden.


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Was die musikalische Untermalung betrifft, so wurde ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Stücke mit der Mundharmonika oder der Gitarre erinnern bewusst an bekannte Westernfilme. Die Musik kommt vielleicht nicht gerade an die Kompositionen von Ennio Morricone heran, vermag aber zu gefallen. Die Soundeffekte klingen satt und genau so wie sie sich anhören sollten. Stampfende Geräusche der Hufe während dem Galoppieren über eine Steppe oder das Echo eines Schusses beim Austritt aus dem Lauf eines Winchester Kalibers verwöhnen die Ohren.


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Der Multiplayermodus hat gute Ansätze und macht vieles richtig. Jedoch herrscht bei Deathmatches ein gewaltiges Chaos. Innovationen gibt es keine zu bestaunen, bis auf das Duell am Anfang eines Multiplayermatches. Die Spieler stehen sich am Anfang jedes Matches in einem Duell gegenüber. Nach der Schiesserei können sich die Überlebenden einen Vorteil verschaffen, da sie einige Sekunden schneller an die guten Waffen und Positionen kommen als alle anderen Teilnehmer. Ansonsten bietet das Spiel die für Ballerspiele gewohnten Modi wie Free-For-All, Capture the „Bag“, oder Team-deathmatch. Die Lobby verdient dennoch eine besondere Erwähnung: Um in die Wettkämpfe einsteigen zu können, kann man zuerst mit einer Posse aus Freunden und Bekannten den Westen unsicher machen und zusammen in die Städte einreiten. Von den Metropolen aus kann man sich dann in die jeweiligen Spielmodi einloggen.



Fazit:

Für eine Handvoll Dollar gibt es eine Höllenfahrt zu erleben, welche keiner vom Rio Bravo bis Gettysburg verpassen sollte. Wo sonst kann man mit einer Winchester 73 eine Stadt in Angst versetzen und den wilden wilden Westen so authentisch miterleben? Dieses Spiel hat das Zeug dazu, alle in Goldrausch zu versetzen - bis hin zum letzen Mann. Also legt eure Mundharmonika weg, hört auf, mit Wöfen zu tanzen und macht euch bereit, der Wildeste unter Tausenden zu werden. Dieses Spiel und ich sind inzwischen so unzertrennlich wie Pech und Schwefel geworden, daher lautet meine Empfehlung: das Spiel schneller als der Tod auszuprobieren.


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