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The(G)net Review: Samurai Warriors 5

Wie viele "Warriors-Spiele" gibt es eigentlich? Keine Ahnung! Ich hab schon seit Xbox 360 Zeiten keines mehr gespielt. Meine Recherche ergab: Koei Tecmo hat seit 1997 ganze 71 (!) Musou-Games rausgehauen. Absoluter Wahnsinn!


Samurai Warriors 5 Test Review Xbox Series

Zugegeben, einige Titel der langlebigen Serie sind sehr interessant, wie z.B. Samurai Warriors 4 und Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung. Die meisten sind aber eher eintönig und langweilig. Die Entwickler haben in den letzten 24 Jahren oft mit frischen Ideen experimentiert, aber das Grundkonzept hat sich seit PlayStation 2 Zeiten trotzdem kaum weiterentwickelt. Sogar in Dynasty Warriors 9, wo die Spezialisten von Omega Force Open-World- und Stealth-Elemente einführten, blieb das Gameplay selbst unangetastet. Mit Samurai Warriors 5 kriegt jetzt zumindest die Grafik eine komplette Frischzellenkur verpasst.


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Ursprünglich beruhte das Konzept der Warriors- oder "Musou" Games, wie sie in Japan heissen, auf drei Elementen: Action, Taktik und Leveln. Die Positionierung auf dem Schlachtfeld war zu Beginn viel wichtiger, als die Anzahl der getöteten Feinde. Doch mit jedem neuen Teil erhielten die Charaktere mehr und mehr ausufernde Super Moves, und die "Taktik" beschränkt sich mittlerweile auf das simple Erfüllen bestimmter Missionsziele auf dem Schlachtfeld. Mit Samurai Warriors 4 war es den Entwicklern gelungen, ein Gleichgewicht zwischen spektakulären Angriffen und einem strategischen Ansatz zu finden. In Samurai Warriors 5 ist davon nichts mehr zu sehen. Scheitern bestimmte Aufgaben, so hat das praktisch keinen Einfluss auf den weiteren Kampfverlauf, was die taktische Komponente quasi wieder auf 0 reduziert.


Samurai Warriors 5 Test Review Xbox Series

Das Gameplay bleibt ebenso altbekannt. Im Spiel gibt es verschiedene Charaktere mit eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sich durch Massen an Feinden pflügen, bis man die Oberhand und schliesslich den Sieg erringt. Wie bisher werden starke und schwache Schläge zu Combos kombiniert und die Kämpfer können auch spezielle Musou-Moves ausführen. Das sind mächtige Flächenangriffe, die gleich ganze Heerscharen von einfachen Soldaten mit einem Schlag niedermähen. Ab und zu fegen wir mit gleich zwei (oder drei) spielbaren Helden durch die Pampa, zwischen denen dann nach Belieben hin und her gewechselt werden darf. Und wenn zwei davon ihre Musou-Leiste gefüllt haben und nah beieinander stehen, lässt sich sogar eine ultimative Musou-Team-Attacke ausführen, die mit Trompeten und Fanfahren in Szene gesetzt wird.


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Vor den Kämpfen wählen wir nicht nur unsere(n) Helden, sondern auch das Reittier, die Waffen und die Art unserer Special Moves. Je nach Charakterlevel und Waffe eröffnen sich neue Spezialangriffe, von denen wir jeweils 4 ausrüsten dürfen. Jeder Kämpfer hat eine bevorzugte Waffe, mit der er besonders gut umgehen kann (Katana, Speer, Keule, Bogen, etc.), was auch entscheidend für die Art der ausgeführten Specials ist. Wem die Kampfart nicht gefällt, den Charakter aber mag, darf die Waffengattung sogar wechseln. All das sorgt zumindest für etwas Abwechslung im sonst eher eintönigen Hack-and-Slash Alltag.


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Am Kriegsschauplatz angekommen entdecken alte Hasen neue Gegnertypen mit leuchtenden Waffen, wie z.B. Schildträger, die man nicht mit einfachen Angriffen besiegen kann. Hier kommen die Special Moves zum Einsatz, die jeweils einen kleinen Cooldown haben, bevor man sie wieder verwenden kann. Im Tutorial wird empfohlen, vor Beginn des Kampfes die Moves unter Berücksichtigung der im Kampf zu erwartenden Gegner auszuwählen. Die Idee an sich klingt interessant und sollte eine taktische Komponente ins Spiel bringen. In Wirklichkeit macht es aber keinen Unterschied, welche Specials man ausrüstet. Das Einzige, was durch die korrekte Anwendung solcher Angriffe beeinflusst wird, sind die Bonus-Goldmünzen, die nach einem erfolgreichen Treffer ausgeschüttet werden.


Samurai Warriors 5 Test Review Xbox Series

Die Kämpfe finden in der Nähe von Burgen oder an verwinkelten Orten mit vielen Gängen und verschlossenen Toren statt. Der Spieler muss nicht nur seine Gesundheit im Auge behalten, sondern auch das Leben aller wichtigen Charaktere der Geschichte. Nötigenfalls eilt man zu Hilfe. Einfache Soldaten kämpfen nur ungern gegeneinander und stehen meist nur dumm in der Gegend rum, bis der Spieler auftaucht. Nach Berserk and the Band of the Hawk hätte ich erwartet, dass die Entwickler die Idee der aktiven Kämpfe zwischen den Fraktionen weiterentwickeln würden, weil es eben sehr episch aussieht und sich positiv auf die Atmosphäre auswirkt. Gut, die Warriors-Spiele waren noch nie für eine aggressive KI bekannt. Die grösste Gefahr geht von feindlichen Offizieren und Endbossen aus. In Samurai Warriors 5 verhalten sich die Massen jedoch selbst hinter den Linien und auf normalem Schwierigkeitsgrad extrem passiv. Selbst wenn der Held in einen Hinterhalt gelockt oder tief hinter die feindlichen Linien gerät, ist Sterben kaum möglich. Man hat stets genügend Zeit sich nach einem Health-Item umzusehen. Abgesehen davon macht es auch keinen Sinn das Spiel gleich auf "Schwer" zu beginnen, da ein Kämpfer ohne angemessenem Level sehr lange braucht, um feindliche Offiziere zu besiegen.


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Um eine Schlacht zu gewinnen, muss man den feindlichen General erreichen und besiegen. Meistens kann man nicht sofort zu ihm reiten, weil der Zugang durch Tore oder Missions-Aufgaben verhindert wird. Manchmal sind diese Aufgaben zeitlich begrenzt oder überlagern sich gegenseitig. Auch wenn eine bestimmte Aufgabe nicht erfüllt wird, hat dies keine besonderen Auswirkungen auf den Verlauf des Kampfes, mit Ausnahme der Ziele, die den Schutz des Kommandanten betreffen. Zumindest ist sowas dem Wiederspielwert dienlich, denn kaum eine Mission kann von Anfang an zu 100% (oder mit einem S-Rank) abgeschlossen werden (die höchste Auszeichnung).


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Die Geschichte basiert übrigens auf den vorherigen Samurai Warriors-Spielen. Wir prügeln uns durch ein mittelalterliches Japan während der Sengoku-Periode. Die Story ist dieses Mal persönlicher und konzentriert sich vor allem auf zwei historische Persönlichkeiten; Oda Nobunaga und Mitsuhide Akechi. Natürlich gibt es auch viele andere berühmte Charaktere, aber der Story-Modus ist voll und ganz diesen beiden Figuren gewidmet. Es ist erwähnenswert, dass die beiden Herren sehr jung und ehrgeizig sind und einige untypische Verhaltensweisen an den Tag legen. So wirkt Oda Nobunaga in den ersten Kapiteln durchaus fröhlich und beschwingt und erinnert an Kikuchiyo aus Seven Samurai. Am Ende ist er dann ein grimmiger alter Mann mit Weisheits-Bärtchen. Allerdings haben die Autoren nicht alle Charaktere auf diese Weise ausgearbeitet, so dass viele Akteure am Ende meist genau so jung aussehen wie am Anfang. Die Entwickler hätten allen Figuren, die im letzten Teil der Geschichte eine Rolle spielen, ein erwachsenes Aussehen verpassen sollen. Schliesslich erstreckt sich die Story über mehrere Jahrzehnte.


Samurai Warriors 5 Test Review Xbox Series

Was die Grafik betrifft, so haben die Entwickler den allgemeinen Stil komplett geändert. Die Künstler von Omega Force haben versucht, die Grafiken wie in einem japanischen Gemälde aussehen zu lassen. Die Konturen der Figuren und einiger Objekte sehen aus, als wären sie mit Tinte umrissen. Das hat mich persönlich stark an die Stilistik von Street Fighter IV oder Samurai Shodown erinnert und gefällt mir persönlich sehr gut. Die visuellen Änderungen verleihen dem Spiel eine gewisse Frische. Technisch ist es hingegen weniger frisch. Selbst auf meiner Xbox Series X sind schlechtes Antialiasing und aufpoppende Gegner/Objekte an der Tagesordnung. Dafür geht die Framerate selbst im grössten Getümmel nicht in die Knie. Auch die einfache Geometrie der Levels und die manchmal matschigen Umgebungstexturen trüben das Erlebnis (siehe Bild oben).



Fazit:

Auch wenn ich dem Spiel einen gewissen Suchtfaktor nicht absprechen will, erweist sich Samurai Warriors 5 erneut als kontrovers. Die Entwickler haben versucht, das Design und einige Gameplay-Elemente umzukrempeln bzw. zu modernisieren, mit mässigem Erfolg. Die Idee mit "My Castle" ist nett, aber schlussendlich nur eine weitere Hürde, um Kämpfer und Waffen ungestört aufzuleveln. Darum muss ich häufig durch alte Levels grinden, um die nötigen Materialien für das nächste Level-Up zu besorgen. Mühsam. Wer hat denn die Zeit für sowas!? Schlussendlich ist Samurai Warriors 5 das selbe Spiel wie die letzten 20 Teile davor. Das ist schade, denn meiner Meinung nach birgt das Konzept so viel mehr Potenzial und interessante Möglichkeiten. Omega Force hat es aber offensichtlich nicht so eilig eine Revolution zu starten, zumal sich die Musou-Spiele auch so verkaufen wie geschnitten Brot. Wer bis dato kein Fan der Serie war, kann sich diesen Teil getrost schenken. Und wer denkt, es wäre jetzt ein guter Zeitpunkt einzusteigen, ist mit Teil 4 (oder dem von Zelda inspirierten Ableger) besser bedient.



Wir haben Samurai Warriors 5 auf einer Xbox Series X getestet, mit einem Review-Code, der uns vom Publisher zur Verfügung gestellt wurde. Das Spiel ist auch für PS4, Xbox One, PS5, Xbox Series S und PC erhältlich.



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