Socom! Dieser Name stand auf der PS2 für taktische 3rd Person Action auf allerhöchstem Niveau. Mit Socom 2 hat Zipper Interactive seinen bis heute grössten Wurf abgeliefert. Danach kriegten wir Zocker nur noch fade Durchschnittskost geboten, die mit dem ersten PS3 Titel "Socom: Confrontation" seinen bitteren Tiefstpunkt erreicht hat. Socom: Special Forces will an alte Lorbeeren anknüpfen und die Spielerherzen mit frischen Ideen und einer neuen Spieleengine zurückgewinnen. Ob dies auch wirklich gelingt lest ihr in unserem Review.
Bei der Wahl des Schauplatzes haben die Entwickler sich ziemlich offensichtlich an den üblichen Klischees bedient. Eine fiktive Region in Südostasien droht im Chaos zu versinken. Ein Revolutionär versucht, die wichtigste Wasserstraße der Region unter seine Kontrolle zu bringen und so die Weltwirtschaft zu sabotieren. Dies zu verhindern ist euer Job. Mit eurem Team macht ihr euch auf den Weg in den Jungel, um den bösen Buben das Handwerk zu legen, gähn! Bis hierhin klingt alles so schön nach Standard, tausendmal gehört und mindestens ebensoviel wieder recycelt.
Macht nichts! Die Story ist gut erzählt, hat einige Höhepunkte inne und wird darüber hinaus wirklich sehr hübsch präsentiert. Nach der eher schwachen Präsentation vom ersten PS3 Ableger „Confrontation“, habe ich optisch absolut nichts erwartet und wurde eines besseren belehrt. Ähnlich wie in Gears of War oder älteren Socom-Teilen schaue ich meinem Krieger über die Schulter, während ich durch eine verlassene Stadt laufe. Am Horizont ragen zwei gigantische Wolkenkratzer in den Himmel, davor liegen die Überreste eines kollabierten Fernsehturms auf dem Betonboden. Nur wenn ich mich direkt vor eine Mauer stelle, verwandeln sich die feinen Risse und Steinstrukturen in einen unscharfen Texturbrei. Mit der Detailfülle eines „Uncharted 2“ oder „Killzone 3“ kann das neue Socom nicht ganz mithalten, kommt den Mitbewerbern jedoch doch schon sehr nahe. Auch klanglich macht das Spiel durchwegs einen sehr guten Eindruck. Die Waffensounds klingen durchwegs knackig, Explosionen dröhnen sauber aus dem Subwoofer.
Um sich nähernden Feinden nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, schmeiße ich mich hinter einer massiven Mauer in Deckung. Das funktioniert hier ähnlich wie in Gears of War: Ein Knopfdruck und mein Alter Ego klebt am Stein. Diese Option und die 3rd Person Ansicht, sind die Schlüsselinhalte eines Taktikshooters und machen, richtig eingesetzt, mächtig Laune. Um einen Blick nach unten zu erhaschen, lege ich mit L1 an. Will ich durch das Rotpunktvisier meines Sturmgewehrs schauen, muss ich zusätzlich den rechten Stick klicken. Das ist zu Beginn ein wenig umständlich, doch wenn man die Prozedur einmal erledigt hat, merkt sich das Spiel die Einstellung und schaltet direkt zur gewünschten Sicht um.
Rambos sind bei Socom: Special Forces definitiv am falschen Ort. Die KI macht durchwegs einen sehr guten Eindruck. Unten an der Treppe sehe ich eine Gruppe von 4 Tangos. In schönster Rambo bzw. Call of Duty Manier stürme ich die Treppe runter, erledige den ersten mittels Kopfschuss und ballere den Rest des Magazins auf seine Kumpel. Als ich Nachladen muss, was hier einige Sekunden Zeit braucht, flankieren mich zwei der Gegner. Danach werde ich von 3 Seiten aus ins Kreuzfeuer genommen und innerhalb von 2 Sekunden über den Jordan geschickt. Das Spiel ist definitiv kein „ab durch die Mitte“ Shooter und das ist gut so!
Eurem Team könnt ihr Befehle erteilen, so wird der taktische Anspruch stetig in die Höhe geschraubt. Geschickt platzierte Mitstreiter erledigen mehr Feinde, als wenn ihr alle auf einem Haufen am selben Ort stehen bleibt. Die Mitstreiter KI ist ebenfalls durchwegs ok, aber keineswegs perfekt. Manchmals stehen die Kumpels ziemlich offensichtlich mitten in der Schusslinie und gehen dann auch schnell zu Boden. Oder euer Verschiebungsbefehl ist nicht ganz so präzise erfolgt, so bleiben sie 10m vor Deckung wie angewurzelt und orientierungslos stehen. Diese Aussetzer sind glücklicherweise selten und somit macht auch der Singleplayer Einsatz durchwegs Spass.
Ein kleines Highlight sind die sechs Koop-Missionen: Dort können fünf Spieler Seite an Seite in den Kampf ziehen. Je nach Variante müssen entweder geheime Informationen oder ein feindlicher Commander lokalisiert werden. Vor einem Rundenstart könnt ihr das Spiel nach eurem Gusto konfigurieren. Wer taktisches Geschick und Team-Fähigkeit unter Beweis stellen will, sollte die Zahl der Widersacher herunterregeln und ihnen eine gute KI verpassen. Dann nämlich will jeder Schritt gut überlegt sein. Kopf runter und durch funktioniert hier 100pro nicht. Dies erinnert stark an die sehr spassigen „Ghost Recon“ Spiele.
Wer sich länger mit dem Spiel beschäftigen möchte, sollte sich in die Online-Matches stürzen. Bis zu 32 Teilnehmer tummeln sich auf den meist mittelgroßen Karten. Im klassischen Team-Deathmatch geht es recht hektisch zu, Taktiker kommen dagegen in Bomb Squad auf ihre Kosten: Das Team muss einen Bombenspezialisten sicher zu den feindlichen Sprengladungen eskortieren, damit er sie entschärfen kann. Hier kommt es auf eine gute Kommunikation an - in meinen Matches erwiesen sich die Mitspieler meist als recht kommunikativ und gaben kurze, klare Kommandos. Auch beim Netzcode gibt sich Zipper glücklicherweise keine Blösse. Sogar wenn ich mit US-Amerikanern von der Westküste zusammen spielte, liefen die Matches erfreulich flüssig ab. Lags wie zu guten alten Socom 2 Zeiten sind mir keine aufgefallen.
Fazit:
Bravo Zipper Interactive, ihr habt es geschafft! Socom: Special Forces ist ein würdiger Nachfolger des legendären Socom 2 auf der PS2. Taktische Military-Action vom allerfeinsten garniert mit einer grandiosen Optik, einer starken KI und einem göttlichen Multiplayer Modus. Kaufen!
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