The(G)net Review: 7 Blades
- Sascha Böhme
- 28. Okt. 2000
- 5 Min. Lesezeit
7 Blades basiert auf einem gleichnamigen Kino-Streifen von Kaizo Hayashi, der allerdings nur in Japans Kinos gezeigt wurde. Viele Szenen im Spiel sind also direkt aus dem Film übernommen worden, das dürfte für einige eingefleischte Movie-Buffs sicher Kaufgrund genug sein.

Für die Ingame-Cinemas verpflichtete Konami gleich den Kult-Regisseur selbst, der seine Aufgabe in erwartungsgemäss hohem Nivau gemeistert hat. Saubere Gesichtsanimationen, monströse und interessante Kameraeinstellungen und ein grafisches Effekt-Feuerwerk, das sich schon fast nicht mehr vor heutigen Hollywood-Streifen zu verstecken braucht. OK, die Story von 7 Blades bleibt für uns in der Japan-Version natürlich etwas undurchsichtig, wir lassen diesen Teil also einfach aussen vor.
7 Blades ist sowieso ein reinrassiges Action-Game, das ohne jede Japanisch-Kenntnisse durchgespielt werden kann. Aber auch ohne Story machen die vielen InGame-Cinemas mächtig Laune und man kann einiges erahnen, wenn man aufmerksam zusieht. Es geht irgendwie um Demonen und um einen mächtigen, goldenen Mech-Drachen, der das ganze Land in Angst und Schrecken versetzt. Nur mit einem Zahn des Drachen, der als Schwert verwendet wird, kann man ihn ev. besiegen. Glücklicherweise konnte Ninja 'Hanzo' (ja, der heisst hier auch so!) einen solchen Zahn in einer waghalsigen Aktion aus dem Schlund des Monsters entfernen (Intro-movie)... Zu Beginn des Spiels wählt Ihr zunächst einen der beiden Hauptdarsteller (später gibts noch mehr!), entweder Samurai Jigoku, der sich mit “sieben verschiedenen Klingen” zu wehren weiss, oder die weibliche Protagonistin Oyuri, die sich ausschliesslich mit Schusswaffen zur Wehr setzt. Jeder der Helden hat seine eigene Story und demnach auch andere Levels bis zum Schluss (Indoor und Outdoor) .
Zu Beginn ist man nur schmächtig ausgerüstet, man findet jedoch jede Menge Power-Ups, Zusatzwaffen und Health-Items während des Quests, die den Charakter immer gefährlicher und durchschlagskräftiger machen. Einige Items verleihen dem Träger sogar vorübergehend magische Fähigkeiten! Oyuri findet z.B. einen antiken Granatwerfer, eine Schrotflinte oder sogar eine altmodische Mini-Gun. Jigoku stehen andererseits viele verschiedene Schwerter und Messer wie das Katana, der Zweihänder oder das Ninja-Doppel-Messer zur Verfügung, jede Waffe mit eigenem Super-Special! Gekämpft wird mit 4 Buttons und den R/L-Tasten für Lock-On und Super Specials. Mittels Select gelangt Ihr zu jeder Zeit in eine First-Person View, damit Ihr die Umgebung genauer untersuchen oder besser zielen könnt. Ausserdem kann die Kameraperspektive frei eingestellt werden, ebenfalls zu jeder Zeit, also auch während des Kampfes.
Dieses Feature werdet Ihr sehr häufig nutzen, da die Standard-Kamera in der Hitze des Gefechts meist ziemlich schlechte Winkel erwischt und Euch nicht immer die optimale Sicht gewährt. Die einzelnen Missionen sind recht abwechslungsreich gestaltet worden. Ihr müsst nicht nur stupide “Schnätzeln”, sondern auch mal kleinere Puzzles lösen, à la Tomb Raider herumklettern, diverse Personen eskortieren, im Team kämpfen und Euch natürlich mit jeder Menge pompöser Endgegner rumschlagen. Gerade die zahlreichen Endgegner ziehen effektmässig alle Register und sind wirklich edel in Szene gesetzt. Die Jungs bei Konami hatten einige geniale und ziemlich abgedrehte Ideen wie schon lange nicht mehr (seit Contra würde ich sagen).
Da gibts Schatten-Ninjas, die aus Eurem Schatten raus attackieren und mit Rauchbomben und Umgebungs-Spiegelungen Verwirrung stiften, oder Steinstatuen, die plötzlich lebendig werden und Feuer spucken, oder Magier die Stürme und Blitze heraufbeschwören, oder riesige, fliegende Demonen-Masken, die mit rasiermesserscharfen 'Fräs-Klingen' angreifen! Sogar ein Rudel japanischer Scherenschnitte ist dabei (ihr habt Euch sicher auch schon an einem Stück Papier geschnitten oder!?) ;) Manche Ninjas haben eine Art “geistige Vernebelungs-Taktik”, mit entsprechender grafischer Interpretation! Das muss man einfach mal gesehen haben, die Effekte sind wirklich fein gemacht und in dieser Form wohl nur auf der PS2 machbar. Da dürfen die Sound-Effekte und die Musikuntermalung natürlich nicht schlecht sein, und das sind sie auch nicht. Wunderschöne, stimmungsvolle asiatische Klänge, gewürtzt mit ein bisschen E-Gittarre, das kommt ziemlich gut! Klingende Schwerter, klefzende Fleischfunden und glupschige Blutspritzer, wie ich sie in dieser Qualität nur vom NEO-GEO und Samurai-Shodown her kenne. Kompliment Konami, mehr Style kann man einfach nicht in ein Game dieser Art integrieren. In Sachen Mystik und Ambiente ist 7 Blades einfach ungeschlagen! Jeder Samurai-Fan kann hier bereits aufhören zu lesen und sich diesen Titel getrost zulegen, ihr werdet bestimmt Freude haben! Das Beste an 7 Blades ist aber nicht unbedingt die Grafik oder das Ambient, sondern das ausgereifte Gameplay. Die Gegner lassen sich herrlich stylisch 'abschlachten' (ja, das Blut spritzt literweise!), die Steuerung ist einfach Gott! Dank intelligentem LockOn-Feature habt Ihr immer den richtigen Gegner im Visir, wenn nicht gibt’s 'Target-Select' auf Knopfdruck.
Das ist auch bitter nötig, denn bei 7 Blades bekommt Ihr es stehts mit einer Überzahl an Gegnern zu tun, will heissen zwischen 6 und 15 Gegner sind immer onScreen, manchmal sogar während der Endboss-Fights! Manche sind lächerlich einfach, manche echt fies, es gilt also immer zuerst die fiesen zu eliminieren. Stupides Schlachten ist nicht immer die beste Taktik. Wer gezielt killt bekommt “Force” Punkte, wer die Force-Leiste zum Anschlag bringt, darf einen Super-Special zünden! Ihr seht schon, das Gameplay hat es in sich und ist herrlich abwechslungsreich. Dafür sorgen auch die individuellen Eigenschaften/Super Specials jeder Waffe. Wer nicht für jeden Boss eine Taktik ausarbeitet, kommt nicht weit. Zuerst muss man sich die Eigenschaften jeder Waffe korrekt zu nutze machen. Das nenn ich Replay-Value bei Action-Games! Das bringt mir zu der technischen Seite des Spiels. Die Texturen sind eigentlich astrein und für PS2-Verhältnisse sogar ziemlich gut, auch wenn sie sich stellenweise recht häufig wiederholen (RAM-issue again!?).
Die Charakter-Modelle gewinnen zwar keinen Design-Preis, sind aber allesamt sauber und mit genug Details versehen worden, um Eindruck zu machen. Gerade die Hauptdarsteller und die Gesichter und Gesichtanimationen von Freund und Feind sind sehr schön gelungen. Die Backgrounds sind auch detailreich, viele Dinge wie Boxen, Türen, Fenster, kleine Bäume, etc. dürfen ebenfalls zerstört werden, worauf z.B. Splitter davon fliegen oder ein Blätterregen herabrauscht. Allerdings muss man dafür ein wenig Nebel in Kauf nehmen, nicht so extrem wie z.B. in Dynasty Warriors 2, aber immernoch genug um erwähnt zu werden. In vielen Leveln ist jedoch Nacht und der Nebel somit schwarz, es wirkt also nicht so unecht wie in letztgenanntem Game. Der wirkliche Schwachpunkt ist die Kameraperspektive, die praktisch ständig manuell nachjustiert werden muss und fast nie die richtig Ansicht bietet. Das kann zu Beginn recht störend und für manchen Bildschirmtod verantwortlich sein. Aber man gewöhnt sich zum Glück recht schnell daran, da das Justieren wirklich schnell und einfach von statten geht.
Zum Thema Langzeitmotivation: Ein Weg (7 Levels) benötigt ca. 4-6 Stunden reine Spielzeit. Nach Beenden eines Weges erhält man alle Charaktere, die man während dieses “Quests” gekillt hat, als spielbare Figur! Total 60 verschiedene Charaktere könnt Ihr somit maximal erspielen und das ganze Spiel mit jedem davon nochmals von vorne oder von einer x-beliebigen Stelle aus bestreiten, mit unbegrenzt 'Munition', versteht sich! Ihr benötigt also ca. 12 Stunden um es einmal durchzuspielen (2 Varianten) und habt dann 60 neue Typen mit denen Ihr nochmals 12 Stunden spielen könnt! Jeder der 60 Charaktere hat seine eigenen Moves, Waffen und Super-Specials! Da gibt es neben vielen verschiedenen Ninjas auch stink normale Samurais, oder Polizisten, Mayas, alle Endgegner des Spiels oder sogar Hunde oder Leichen, die gar nix können! Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass 7 Blades “nur” ein Action-Game ist, dafür bietet es wirklich viel Entertainment! Leider fehlt ein 2 Player Mode, was der Gesamtnote leider gar nicht gut tut...
Fazit:
Extrem stylisches Samurai-Beat-Em-Up mit viel Movie-Ambiente, zahlreichen Gegnern und Charakteren, abwechslungsreichen Leveln und flotter Steuerung. Die vielen Moves laden zum fröhlichen Rumprobieren ein, Langzeitmotivation ist mit mehreren Wegen zum Ziel und den vielen Secret-Charakteren wahrlich garantiert. Ein echter Action-Knüller aus dem Hause Konami, wie ich ihn schon lange vermisst habe! Seit Tenchu hatte ich nicht mehr soviel Spass!

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