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The(G)net Review: Cookie Cutter

Eigentlich mag ich Metroidvania Spiele. Das grosse Problem heutzutage ist, dass es im Laufe der letzten Jahre extrem viele davon gab und die meisten davon dem Roguelike- oder Souls-Genre angehören. Also nichts für mich. Glücklicherweise ist das bei Cookie Cutter, einem Indie-Spiel des neuen Entwicklers Subcult Joint, nicht der Fall.


Cookie Cutter Game Test Review Testbericht Xbox PlayStation

Die Leere. Die Materie. Die Megastruktur. Eine dystopische Welt mit einem egomanischen Anführer, der entschlossen ist, die Geheimnisse des Universums zu lüften. Eine Utopie, welche die INFONET Corporation auf den Rücken unermüdlicher Androiden namens "Denzels" errichtete. 200 Jahre später zerfällt der Planet und die Denzels werden ziemlich unsaft entsorgt. Zu dieser Zeit durchsucht Raz, ein abtrünniger Mechaniker, ein verstecktes Labor und entdeckt dabei Denzel "Cherry", die abgeschlachtet und zum Sterben zurückgelassen wurde. Sie hält sich nur durch ihren blossen Willen am Leben und durch die Gedanken an ihre Schöpferin; Dr. Shinji Fallon - die Liebe ihres Lebens.


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Dr. Fallen wurde aber von einem kranken Wahnsinnigen entführt und Cherry will sie zurück, koste es was es wolle. Also begleiten wir Cherry auf ihrem blutrünstigen Rachefeldzug, während sie die riesige Megastruktur erkundet und die Armeen von INFONET Baddies in bester 2D-Metroidvania Manier ausweidet. Buchstäblich!


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Die Handlung von Cookie Cutter ist spannend genug, wird aber meist nur an verschiedenen Terminals mit Textboxen erzählt. Sprachausgabe gibt's nur an einigen der wichtigeren Stellen. Interessanter als die eigentliche Geschichte ist aber die bizarre Präsentation. Cherry selbst ist ein rothaariger Roboter im Roller-Derby-Skater-Stil mit Tattoos und einem Side-Buzzcut. Sie ist frech und gewalttätig und ihr Rock verdeckt nur selten ihr baumwollweisses Höschen. Das hat auch einen Grund: Die Navigationshilfe namens "Regina". Der Witz an der Sache? Regina ist Cherry's Roboter-Vagina, die sprechen kann und während der Dialogsequenzen rot unter Cherry's Rock blinkt. Sie stellt eine Art Hilfe dar, ähnlich wie Link's Navi. Es geht aber noch weiter! Die Gefolgsleute des Bösewichts heissen "Dickheads" und haben goldene, mechanische Köpfe, die vage an Penisse erinnern. Ich könnte hier noch einige Dinge mehr aufzählen, die pubertierenden Teenagern und "alten weissen Männern" gefallen dürften. Humor ist, wie viele andere Dinge auch, aber völlig subjektiv.


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Cookie Cutter mag dahingehend grob, kindisch und anspruchslos wirken. Ich fand das alles ziemlich witzig und eingebettet in diese verdrehte, anarchische Welt ist die Absurdität völlig OK. Aber ich bin ja einer dieser alten, weissen Männer... 😁 Trotzdem kann ich verstehen, dass sowas im Jahre 2023 nicht jedem schmecken wird. In der Welt von Cookie Cutter ist eine Sexualisierung der Spielfiguren und der grobe Humor hingegen ganz normal und ich fand das ehrlich gesagt sehr erfrischend.


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Cookie Cutter muss man in Bewegung gesehen haben, um es anständig zu würdigen. Zieht euch den Trailer weiter unten rein. Der handgezeichnete 2D-Stil war das erste, was mich beim Ankündigungstrailer in den Bann gezogen hat. Beim Intro kam ich nicht umhin, an einige meiner Lieblingsfiguren meiner Jugend zu denken, z.B. an Astro Boy und dem düsteren Comic Tank Girl aus den 90er Jahren. Die ersten 5 Minuten sind visuell atemberaubend und zeigen, wie Cherry in Stücke gerissen wird während sie vergeblich versucht, ihre Schöpferin zu retten. Die Inszenierung ist unglaublich brutal und herzzerreissend. Das bleibt hängen.


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Wie bei allen Spielen des Metroidvania-Genres fangen wir mit einfachen Nahkampfangriffen an und lernen schnell, dass gewisse Bereiche neue Fähigkeiten erfordern, wie zum Beispiel einen Doppelsprung oder einen Air-Dash. Soweit so bekannt. Interessant ist das Heilungssystem. Es gibt keine Nahrung und nicht einmal eine Möglichkeit, die Gesundheit an einer Speicherstation wiederherzustellen. Cherry kann sich stattdessen einfach selbst heilen. Prügeln wir Gegner ins Jenseits, fühlt sich eine Energieleiste, die Leerenergie, aus der wir auf Knopfdruck neuen Lebenssaft (und später mehr) schöpfen. In der Hitze des Gefechts muss man also jederzeit Heilung, Angriff und Verteidigung ausbalancieren. Das kann frustrierend sein, da man zur Heilung etwas Zeit braucht und während dessen verwundbar bist. Der Schwierigkeitsgrad ist stellenweise ziemlich knackig.


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Progression ist ebenfalls eine der Stärken, die Cookie Cutter von anderen Grössen des Genres übernommen hat. Das Spiel kann in knapp 10 Stunden beendet werden und kein Abschnitt ist zu lang. Die Bildschirme variieren zwischen spannenden Jump'n'Run-Herausforderungen, wellenbasierten Kämpfen und allgemeiner Navigation und Erkundung. Ich empfehle nach dem Tutorial den Weg nach links zu nehmen, denn dort ist der wichtige Doppelsprung versteckt. Man könnte auch nach rechts laufen, das macht die Sache aber deutlich schwerer. So wie dieses warten viele Geheimnisse auf entschlossene Entdecker. Secrets werden oft von dicken Gegnern bewacht, die mir öfters ganz schön zugesetzt haben. Sterben nervt, aber die Respawn-Punkte sind extrem grosszügig gesetzt. Ausserdem kann man einfach durch Feinde hindurchlaufen, wenn man gerade nicht in Kämpfe verwickelt werden will.


Ausgiebige Erkundung wird mit Freischaltungen und Upgrades für Cherry belohnt. So erhalten wir schon bald Boosts wie Gesundheitsverstärker, Kombo-Verbesserer und automatische Ressourcengenerierung. Diese müssen jedoch über eine Energieanzeige verwaltet werden. Bestimmte Boosts kosten eine bestimmte Menge an Energie, die sich Cherry erst leisten kann, wenn sie weitere Gegenstände eingesammelt hat.


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Als nächstes Fallen die unterschiedlichen und teils absolut absurden Waffen auf. Zu Beginn bekommen wir einen Handschuh, der quasi den harten Angriff darstellt und später aufgerüstet werden kann. Später stossen eine Kettensäge, eine Gitarre und sogar ein Motorrad dazu. Mit diesen Mordinstrumenten fegen wir durch eine Vielzahl von Biomen mit verschiedenen Gegnertypen und säubern Räume, in denen wir meist von Horden überfallen werden.


Interessant werden die Kämpfe durch die Nutzung der Leerenergie. Zusätzlich zu ihren Lebenspunkten verfügt Cherry über einen Vorrat an Leerenergie, mit der sie bestimmte Bewegungen ausführen und speziellen Waffen einsetzen kann, die mehr Schaden anrichten. Diese Energie wird durch primäre Angriffe aufgefüllt.


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Noch besser: Cherry kann Feinde betäuben und parieren, um dann einen verheerenden Finisher zu starten. Wer genug Lebenspunkte eines Gegners zerstört oder ein Blockmanöver zum richtigen Zeitpunkt ausführt, darf den extrem blutigen Finisher auslösen. Das lohnt sich, denn wer einen Feind auf diese Weise tötet, erhält sehr viel Leerenergie, Gesundheit und vielleicht sogar ein paar Upgradematerialien als Belohnung. Auch wenn ich viele Auseinandersetzung nur mit Ach und Krach überstanden habe würde ich behaupten, dass der Schwierigkeitsgrad genau richtig ist, wenn man das Gameplay verstanden und verinnerlicht hat.



Fazit:

Ich muss fair sein, denn ich hatte anfangs so einige Probleme und Bugs mit dem Launch-Release. Ich habs darum erstmal zur Seite gelegt. Gleichzeitig konnte das Studio Fehler aber so schnell beheben, dass ich zwei Wochen später bereits problemlos weiterspielen konnte und mein Test daher nicht mehr so negativ ausfällt wie ursprünglich geplant. Mittlerweile würde ich sogar sagen, dass Cookie Cutter eines der besseren Metroidvanias 2023 war. Grafisch ist es der Knaller! Die sexy Punk-Rock-Attitüde mit dem Fuck You Effekt kam mir gerade recht und hilft dem Spiel, sich von der Masse abzuheben. Die Hüpferei und Kämpfe sind zwar knackig, fühlen sich aber von Moment zu Moment grossartig an. Bestimmte Spielabschnitte werden etwas überstrapaziert und es wird viel auf alte Konventionen zurückgegriffen, klar, aber der rebellische Geist dringt durch und macht Cookie Cutter, nicht zuletzt wegen der herrlich animierten 2D-Optik, zu einem Geheimtipp für alle Metroidvania Fans... wenn ihr über die erwähnte Sexualisierung hinwegsehen könnt oder diese - wie sich - sogar begrüsst.


Cookie Cutter Game Test Review Testbericht Xbox PlayStation

Cookie Cutter gibt's digital für Xbox Series X|S, PlayStation 5 und PC. Wir haben uns das Spiel auf einer Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster stammt von Rogue Games Inc., wofür wir uns herzlich bedanken!

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