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The(G)net Review: Crosscode

"A retro style Action RPG in a Sci-fi universe". Der Pressetext nimmt den Mund ja ganz schön voll. Wenn aber das Ganze in Deutschland entwickelt wurde und so aussieht, als käme es direkt aus Japan, dann ist eine gründliche Inspektion angesagt.



Lea ist eigentlich ein Gamecharakter in einem MMO. Aber auch sie hat einen, im Videospielbereich oftmals auftretenden Gedächtnisverlust und weiss nicht warum! Hinzu kommt, dass ihr Wortschatz aus kaum mehr als 3 Wörtern besteht. Schlecht gelaufen! Hilfe kommt in Form von Sergey, einer mysteriösen Figur die Lea auf die bevorstehende Reise vorbereitet...



Auch wenn das Storysetting das MMO-Genre als Hintegrund benutzt, ist Crosscode ein reines Singleplayer Game. Im Stile von "Zelda: A Link to the Past" und "Secret of Mana" wuselt ihr in der Vogelperspektive durch die farbenfrohe 2D-Welt, vermöbelt alleine oder mit Hilfe von NPCs alle möglichen Arten von Fieslingen, rätselt euch durch Dungeons und treibt regen Item-, Ausrüstungs- und Waffenhandel.



Lea ist zudem eine erbarmunglose Kampfmaschine. Im Nahkampf prügelt sie den Widersachern die Seele aus dem Leib oder benutzt mittels Analogtrigger R und R1 Schusswaffen wie in einem Twinstickshooter. Beide Kampftechniken verfügen mit R2, bzw. längeres anvisieren mit dem Analogstick, über verstärkte Waffenpower. Quests, Sidemissions und erledigte Gegner beschenken euch mit XP und ihr levelt euch automatisch hoch, sobald ihr jeweils 1000 Punkte erreicht habt. Nach jedem Aufleveln gibts als Bonus einen Circuitchip, der sich in den Skilltree investieren lässt. Hier erhöht sich z.B. eure Widerstandskraft und Lebensenergie, oder ihr erlernt neue Kampftechniken.



Im späteren Spielverlauf gesellen sich Feuer, Eis, Wellen und Shockskills dazu. Jedes dieser Elemente verfügt über seinen eigenen Skilltree. Wirds zu kompliziert? Durchhalten! Per D-Pad aktiviert ihr die jeweiligen Elementartechniken und verteilt z.B. fleissig Feuerbälle, Eisschüsse oder elekrisiert die Bösewichte. Diese Fähigkeiten stellen jedoch nach Überhitzung einen kurzen Cooldown in Rechnung. Ein cleveres Zusammenspiel aller Techniken macht anfänglich harte Bosse durch korrekte Schadensabfolge zu leichten Opfern.



Nebst den actionreichen Kämpfen nimmt auch knackiges Rätselraten einen Grossteil der Spielzeit in Anspruch. Ob in den Dörfern, wo ihr Quests abholt und Händler besucht, oder in der Oberwelt oder den komplexen Dungeons, überall sind Puzzles versteckt. Dies reicht von Schatzkisten suchen, über Schalter- und Druckplattenrätsel, bis zu beinharten Megapuzzles, die geschicktes Jonglieren mit den verschiedenen Elementen erfordern.



Wer nicht jeden Winkel der Welt absuchen und Items farmen will, kauft sich im Itemshop gegen harte Währung bessere Bekleidung, neue Schwerter und allerlei Heiltränke und Booster. Wer jedoch spezielle Gegenstände von den ansässigen Händlern erstehen will, muss die dazugehörigen Zusatzobjekte (10 Fruchtsalate, 7 Altmetall, 3 Schleimbälle, usw.) mitbringen, die ihr konstant nach erledigten Aufgaben, wie dem Sieg über Feinde oder Flora in der Oberwelt, gutgeschrieben bekommt.



Dank dem flexiblen Schnellreisesystem, könnt ihr praktisch von überall zu den diversen Checkpoints reisen. Manuelles Speichern ist jederzeit erlaubt. Wer sich am happigen Schwierigkeitsgrad die Zähne ausbeisst, verändert im Assistmenu die Schadensstärke der Gegner, Angriffsfrequenz oder Puzzledichte.



Fazit:

Crosscode ist wieder mal so ein Fall, wo ich keine Ahnung vom Inhalt hatte. Aber wenn die Chefetage nett anfragt, obwohl man eigentlich Ace Combat 7, Sniper Elite V2 und RDR2 endlich mal durchackern wollte, dann kann man schlecht nein sagen. So arg kann ja das Spiel nicht sein. Pustekuchen! Hätte ich's doch abgelehnt! Denn Crosscode ist der pure 2D-Wahnsinn! Radical Fish hat das JRPG-, Shooter- und Actionadventuregenre auseinander genommen, seziert, analysiert und zu einem fantastischen Erlebnis neu zusammengefügt. Lea steuert sich unglaublich präzise, das Zusammenspiel mit Melee- und Fernwaffen entpuppt sich als geniale Kombination. Selten haben Spitzbuben verdreschen und Bossfights soviel Spass gemacht. Umgehauen haben mich auch die abartige Anzahl an Rätseln, Puzzles und Denkaufgaben. Einfach krass was da alles eingebaut wurde. Korinthenkacker kritisieren eine zu hohe Rätseldichte und meckern über die gelegentliche Hetzerei bei den Puzzles. Doch für mich absolut im Rahmen, da fand ich die seltenen Ruckler mühsamer. Aber nix was gross stören würde. Einzig der Umstand, dass wenn ihr bei einer Mission einem NPC folgen müsst und der Screen wechselt, der NPC bereits am Zielort ist und ihr ihn oder sie suchen müsst, nervt.



Fans der SNES und MD Ära kommen nicht nur auf ihre Kosten, nein, sie werden regelrecht verwöhnt. Die schiere Anzahl an unterschiedlichen Feinden, Endgegnern und Leveldetails katapultiert Crosscode in Sachen 16bit Optik aufs Siegertreppchen. Auf ähnlich hohem Niveau bewegt sich der Soundtrack. Top Retro-Arrangements, deren Bandbreite von sanften Klängen bis zu bedrohlich düsteren Kompositionen alles abdeckt, runden die Überraschung des Jahres ab. Wer auch nur einen Hauch für 2D Action Adventures übrig hat, sollte sich Crosscode zulegen. Nicht nur dauert ein normaler Durchlauf etwa 40 bis 50 Stunden, auch die schlappen 20.- Franken fürs komplette Spiel bugsiert das Meisterwerk finanztechnisch Richtung Höchstmarke. Ach ja, die drei anfangs erwähnten AAA-Titel liegen immer noch neben der PS4. Vielleicht morgen...


Hinweis: Crosscode wurde uns freundlicherweise von Deck13 zur Verfügung gestellt. Zum Zeitpunkt dieses Testbericht ist das Spiel nur als digitale Version für PS4, Switch, Xbox (zur Zeit im Gamepass!) und PC erhältlich. Disk-Versionen erscheinen aber bereits im August 2020 und können unter anderem hier vorbestellt werden: https://crosscode.inin.games/


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