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The(G)net Review: Deathloop

Beim ersten Trailer von Deathloop kratzte sich die halbe Videospielindustrie am Kopf. Zeitschleifen? Feindliche Auftragskiller? Ein Held mit Amnesie und eine Welt im 60s Tarantino-Look? Kann der eigenwillige Titel von Arkane (Dishonored, Prey) aus dem benachbarten Lyon überzeugen? Spoiler: Absolut!


Deathloop Review Test PS5 Arkane Bethesda

Colt hängt in einer Zeitschleife fest. Jedes Mal die gleiche Leier; Aufwachen, sich mit irgendwelchen Strassenganoven prügeln und im Laufe des Tages dann doch den Löffel abgeben. Wie viele Tode Colt schon durchexerziert hat, weiss nicht mal er. Jeder in Blackreef, einer künstlichen Insel im Cyberspace, die von 8 Gangsterbossen alias "Visionaries" kontrolliert wird, hat es auf Colt abgesehen. Nur wenn er alle acht an einem Tag erledigt, wird der Loop gebrochen. Doch dem ganzen wird noch eine Krone aufgesetzt. Rivalin und Superassassine Julianna: Sie ist nicht nur die Person, die euch in der ersten Introszene mit der Machete malträtiert und schlussendlich den Gnadenstoss versetzt, die freche Dame platzt auch noch öfters in eure Mission und macht Jagd auf euch, als wärs der Invasionsmodus aus Dark Souls.


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Wie in allen Games von Arkane bewegt sich unser Held auch 2021 aus der Egoperspektive. Zum Start gibts den beliebten Doppelsprung, eine Machete für den Nahkampf, eine Nagelpistole für die ersten Headshots und einen Signaljammer, mit dem ihr Elektroschlösser knackt, Bewegungssensoren lahmt legt und Selbstschussanlagen kapert. Zielsichere Halunken, hier Eternalists genannt, patrouillieren überall in den Inselabschnitten und eröffnen bei Sichtkontakt umgehend das Feuer. Die Wahl, wie ihr die Strauchdiebe abmurkst ist euch überlassen. Gehe ich mit je einer Knarre in der Hand und dem Berserker-Boost mitten in die Meute und mach einen auf Rambo? Schleiche ich mich heran und ziehe jedem die Machete über den Scheitel? Oder hacke ich eine Turret und überlass dem hiflreichen Selbstschiesser die Arbeit?


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Ähnlich wie bei Hitman entscheidet ihr selber, welche Optionen ihr wählt, und wann ihr wo die Insel erkundet. Es gibt in Deathloop kein richtig oder falsch, nur Töten oder getötet werden. So könnt ihr ohne Zeitdruck die Levels erkunden. Wer stirbt verliert sämtliche Gegenstände, aber Arkane war so nett eine Reprise-Option einzubauen, die uns zwei Leben spendiert und beim Tod automatisch ein paar Sekunden in eine sicher Ecke zurück warpt.


Im Laufe des Spieles hortet ihr das Zahlungsmittel namens Radium. Gegenstände (Pneus, Becher, Disketten, etc.), welche in allen Spektralfarben leuchten, werden per Knopfdruck ausgesaugt und der radioaktive Dollar landet auf eurem Konto. Am Ende jedes Tagesabschnittes könnt ihr gefunden Items für weiteres Radium zerlegen oder die Kohle in Fundstücke wie Waffen, Perks und Superkräfte pumpen. Praktisch: Dieser Vorgang garantiert uns, dass wir auch beim nächsten Aufwachen in Blackreef die Gegenstände sofort wieder im Inventar haben.


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Zu den verschiedenen Schiesseisen wie Schrotflinte, Uzi, Sniper- und Sturmgewehr gesellen sich auch unortodoxen Wummen der Visionaries, mit speziellen Zusatz-Effekten (Verlangsamung des Gegners nach Treffer, schnellere Feuerrate, automatische Gegner-Markierung im Umfeld, etc.). Fürs körperliche Wohlbefinden aktiviert ihr bis zu vier unterschiedliche Booster, die euch unter anderem mehr Gesundheit verleihen, euch schneller schleichen lassen, den Schaden reduziert, Attacken verstärken und vieles mehr. Nicht vergessen! Nach jedem Tod müsst ihr eure funkelnde Hülle am Ort des Ablebens wiederfinden, ansonsten sind die im Level gefundenen Items, erspielten Devisen und Upgrades futsch.


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Die spannendsten Fähigkeiten schlummern in den ominösen "Slabs". Die kryptischen Metallplatten verleihen euch übernatürliche Superkräfte, müssen aber zuerst den Visionaries abgeluchst werden. Als ersten Bonus gibt’s einen kurzzeitigen Vorwärts-Teleport, der später mit temporärer Unsichtbarkeit, Bersekermodus, Forcepunch und vielem mehr erweitert wird. Ihr könnt aber nur maximal zwei dieser 8 verschiedenen Slabs ausrüsten. Überlegt euch also gut, was ihr ins Feld mitnehmt. Geht euch die Munition aus, steht meist irgendwo in der Nähe ein Munitionsautomat, der kostenlos Kugeln ausspuckt. Fiz Pop-Flaschen regenerieren einen kleinen Teil unserer Lifebar oder wir heilen uns komplett an einer Erste Hilfe-Säule.

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Den Loop zu brechen klingt einfacher als es ist. Colt hat nur 4 Levels Zeit, um den Wahnsinn zu stoppen. Die vier Areale der Insel verfügen über vier unterschiedliche Tageszeiten. Auch das Wetter ändert sich. Morgens ist meist wenig los und ihr könnt gemütlich auf Erkundungstour gehen, während abends sich weitaus mehr Gesindel auf den Strassen herumtreibt. Gewisse Aktivitäten und Visionäre sind nur zu bestimmten Tageszeiten anzutreffen. Denn die goldene Regel von Blackreef lautet, dass Visionäre aus Sicherheitsgründen nie zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein dürfen! Die Mathematiker unter euch haben es schon geschnallt. 4 Levels, 4 Tageszeiten und 8 Visionäre, wie zur Hölle soll ich denn die ganze Truppe an nur einem Tag erledigen? Regeln sind da, um gebrochen zu werden. So erfährt ihr z.B. dass zwei "Vs" sich im Geheimen zum Schäferstündchen treffen. Also wartet Colt den richtigen Zeitpunkt ab und eliminiert das Duo gleichzeitig. Ein anderer Schurke lässt uns durch sein verlorenes Audiolog und einer Landkarte wissen, dass er an bestimmten Tageszeiten in einem Abschnitt Antennen kontrollieren muss.


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Deathloop macht vor gross angelegten Rätseln sowieso keinen Halt. Massenweise Türen mit Pincodes (die, einmal entdeckt, automatisch gespeichert werden), Kabel mit Schaltern die Strom benötigen, ein merkwürdiges Tor, das wie ein schwebendes Stargate aussieht... wir wollen nicht zu viel ins Detail gehen, aber Arkane hat ein paar dicke Storytwists parat. Damit der zeitreisende Schlaufenzerstörer den Überblick über seine gefundenen Notizen, Audiofiles, Nachrichten und Hinweise nicht verliert, werden diese automatisch im Menu archiviert und können jederzeit abgerufen werden. Aber seid gewarnt: Es muss viel gelesen und zugehört werden, denn einzelne Vorgänge und Tricks lassen sich nur durch intensives Studieren der Logs aufdecken. Wichtiges Detail: In den Levels selber schreitet die Zeit nicht voran, erst beim nächsten Abschnitt rückt der Tag ein paar Stunden vor.


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Deathloop hat keinen richtigen Multiplayer-Modus. Ihr könnt aber optional in die Haut von Julianna schlüpfen und als invasiver Charakter irgend einen zufällig ausgewählten Spieler (oder Freunde) in ihren eigenen Spielen überraschen und versuchen zu eliminieren. Wem das zu viel der Hektik ist, geht offline und wird von solchem Schabernack verschont.



Fazit Armin:

Schon beim ersten Trailer gefiel mir der Over the Top-60er Jahre Stil. Als heimlicher Hitman-Fan bin ich dem meuchelmörderischen Treiben natürlich nicht abgeneigt, war aber zuerst sehr skeptisch, ob das mit dem rougelight Element auf längere Zeit gutgehen kann. Ich darf jetzt aber eine Entwarnung aussprechen. Deathloop ist die Granate, die wirklich niemand erwartet hätte! Colt steuert sich, als wäre ihm das Ballern, Säbeln und Rumspringen in die Wiege gelegt worden. Zuerst dachte ich 4 Level sind ein bisschen mager, aber multipliziert man dies mit den Tageszeiten, kommen wir auf 16 unterschiedliche Abschnitte und die sind vollgestopft mit Geheimnissen, versteckten Passagen und Rätseln. Bei mir war es so, dass ich nach einem Game Over stets einen alternativen Weg fand und mit neuen Items und Lösungswegen belohnt wurde. Deathloop ist kein sinnentleerter Repetitiv-Shooter. Arkane fordert nicht nur einen guten Triggerfinger oder fortschrittliche Schleich-Skills, sondern auch das Hirn. Akribisches Lesen und Kombinieren gehört einfach dazu. Gleichzeitig ist das einer der wenigen Schwachpunkte, die mich bei Deathloop stören. Eindeutig zu viel Text. Dieser Umstand ist aber der Komplexität der Thematik geschuldet, denn im Laufe des Spieles wird einem klar, dass es nicht nur um das Hinrichten der acht Inselganoven geht, sondern vielmehr darum, das man am Ende das ganze verschachtelte Prinzip rund um Blackreef versteht. Die Reise ist das Ziel. Während Bugs, Freezes und Abstürze bei Sascha nicht vorkamen, hatte ich persönlich zwei Softlocks im Optionsmenu und einen kompletten Freeze. Muss wohl an meiner PS5 liegen. Aber gut, die Chefredaktion hat weiter unten auch noch was zu sagen. Ich fasse mich also kurz, denn der nächste Loop wartet schon. PS5-Besitzer? Kaufen!




Fazit Sascha:

Ich muss zugeben, ich hatte Deathloop überhaupt nicht auf dem Schirm. Bei der Ankündigung 2019 legte Arkane die Aufmerksamkeit dummerweise auf den Multiplayer, da war es für mich als Liebhaber von guten Singleplayerspielen eigentlich schon vorbei. Glücklicherweise stellt sich der Online Part nur als klitzekleines Gimmick heraus, das man getrost ignorieren kann. Deathloop ist im Herzen ein Singleplayer Shooter und dazu noch ein richtig aussergewöhnlicher! Dabei liegt der Schwerpunkt klar beim Erkunden und Entdecken und nicht mal unbedingt bei den Schiessereien selbst. Denn obwohl man ziemlich viele Ganoven auf unterschiedlichste und unter anderem herrlich skurrile Arten um die Ecke bringt, geht's auch (fast) immer ohne Konflikt. Das ist typisch für Spiele von Arkane. Wer den Kopf einschaltet und all seine Fähigkeiten optimal nutzt, erleichtert sich das Leben. Ich feiere auch die Tatsache, dass man gleich von Anfang an den Schlüssel zur Insel in die Hand bekommt und nicht an einem roten Faden stupide durch die Abschnitte geschleust wird. Das Händchenhalten beschränkt sich auf ein Minimum. Das ist zwar nicht unbedingt zugänglich und wird gerade am Anfang von vielen Fragezeichen begleitet. Das kann überfordern, Erfolge fühlen sich aber umso besser an. Die Geschichte rund um Colt, Julianna und die Zeitschleife Stück für Stück aufzudecken und sich durch vorangegangene Fehlschläge mit neuem Wissen in einen weiteren Loop zu stürzen, das motiviert und befriedigt ungemein. Ich konnte den Controller jedenfalls kaum beiseite legen, bis der Abspann nach rund 21 Stunden über den Bildschirm flackerte. Gesehen hab ich aber immer noch nicht alles! Deathloop ist einfach ein spielerischer Traum, mit wendungsreicher Story, cleveren Mechaniken, tollen Charakteren und viel Humor, der als Klassiker in die Geschichte der Videospiele eingehen wird. Ach, und der Soundtrack ist ebenfalls 1A!



Wir haben Deathloop auf der PS5 getestet. Das Testmuster stammt direkt vom Publisher. Deathloop ist auch für den PC erhältlich und wird im September 2022 für Xbox Konsolen erscheinen.


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