The(G)net Review: Elden Ring Nightreign
- Armin Medic
- vor 2 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
Es ist eher selten der Fall, dass sich die Chefredaktion so über einen Review Key freut. Besonders wenn unser Souls Fanatiker und FromSoft Fanboy Armin fast jeden Tag nach einem Update fragt, ständig über seine unglaubliche Erfahrung in der Beta Session erzählt und leicht verwirrt irgendwas von GOTY faselt, obwohl das fertige Produkt noch nicht in seinen Händen liegt. Aber lassen wir den alten Mann zu Wort kommen, schliesslich hat er für das Elden Ring Spin Off extra Urlaub beantragt!

Bevor wir überhaupt loslegen können, um im 3er-Team die ersten Gehversuche zu unternehmen, schickt uns FromSoft ungefragt ins Tutorial-Level. Hier lernen wir solo die primären Grundlagen, wie man sie von anderen Souls Ablegern kennt. Etwa wie Waffenkunde, Ausweichen, Sprint, Klettern und Special-Move Varianten, um nur kurz danach schon beim ersten Boss Fight zu landen. Natürlich sind wir hoffnungslos unterlevelt und der dicke Motz verkürzt den Folterprozess und haut uns gleich mal ins Game Over.

Nach dem zweiten Ableben befinden wir uns endlich in der weitläufigen Elden Ring Hub, dem leicht abgewandelten Roundtable Hold. Bereits hier stehen uns diverse Optionen offen, deren Ausmasse zu Beginn nicht offensichtlich erscheinen. Im Trainingscamp dürfen wir alle Charaktere samt ihren Specials und Waffen an Dummies ausprobieren oder wir testen unsere Fähigkeiten an einem Normalo Gegner. Nach der kurzen Aufwärmphase sind wir ready für den ersten Run. Uns stehen erstmal 6 unterschiedliche Charaktere, die sogenannten "Nightfarer", zur Auswahl. Zwei weitere Helden werden entweder nach dem Sieg über den ersten Boss freigeschaltet oder wir lösen zwei kleine Side Quests im Hub Areal, welche schlussendlich in einer Mini Boss Konfrontation enden.

Insgesamt gilt es acht Night Lords zur Strecke zu bringen, bevor wir unsere Protagonisten in die Rente schicken können. Um aber freien Zugriff auf die ersten sieben Bosse zu erhalten, gilt es im ersten Run das dreiköpfige Gladius Beast of the Night zu erledigen. Wir interagieren mit dem Roundtable und entscheiden uns, ob wir mutig als Soloplayer gegen die Elden Ring Monster Armee antreten oder uns für den Drei Spieler Modus noch zwei weitere Nightfarer ins Boot holen. Per Passwort treten wir bereits erfahren Gruppen oder Freunden bei oder versuchen unser Glück mit zwei zufällig ausgewählten Online-Mitstreitern. Im nüchternen Pregame-Screen wählen wir unseren bevorzugten Helden. Zwar können wir theoretisch alle dieselbe Klasse wählen, mehr Sinn macht aber ein gesunder Mix aus Ranged und Nahkampf-Spezialisten.

Im Prinzip gilt es, zwei volle Ingame-Spieltage zu überleben, die im Schnitt etwa 30 Minuten in Anspruch nehmen, bevor wir am dritten Tag direkt dem Levelboss gegenübertreten. Da im Spiel selbst kein Voice Chat oder andere Kommunikationsmöglichkeiten existieren ist es wichtig, dass alle Teammitglieder an einem Strang ziehen. Nachdem wir zufällig per Adlerflug irgendwo am Rande der Map abgesetzt werden, gilt es zuerst ein paar Low Level-Schurken zu massakrieren, die meistens in unmittelbarer Nähe in einem Camp ihre letzten Sekunden fristen. Haben wir ein paar Runen zusammen, rennen wir im Eiltempo zum Site of Grace, wo wir automatisch unseren Charakter aufleveln.

Wir holen die Map hervor und markieren eine nahegelegene Tempelanlage, damit unsere Kollegen wissen wohin die nächste Reise führt. Die nonverbale Aktion kann schon mal für Verwirrung sorgen, wenn mehrere Mitspieler unterschiedliche Orte auswählen. Hier gilt die demokratische Faustregel: Kurz schauen, wohin die anderen rennen und sich dann anschliessen oder die Crew leiten. Effizienz ist das Schlagwort bei Elden Ring Nightreign. Langes Rumplempern und Items studieren geht nicht. Neben unserem Speed-Sprint, nutzten wir Spirit Jumps um steile Wände zu überspringen oder aktivieren einen Magiebaum, der uns einen Adler schickt und mit einem kurzen Flug in die Mitte der Karte platziert. Und da wir keine Falldamage kassieren, ist keine Klippe zu hoch.

Sobald eine gewisse Charakter Stufe erreicht ist (wir schlagen Level 3 oder 4 vor), lassen wir von kleineren Gegnern ab und konzentrieren uns auf eine der vielen Minibosse. Denn diese versprechen nicht nur massig Runen, sondern beschenken uns stets mit drei unterschiedlichen Upgrades, von denen wir jeweils eines auswählen dürfen. Das können legendäre Waffen sein, aber auch HP-Upgrades oder permanente Buffs. Meistens ist immer etwas Brauchbares dabei. Neben den unzähligen Monstrositäten, die im Zwischenland rumlungern, besteht die grösste Gefahr vor dem sauren Regen. Nach einer gewissen Zeit zieht sich ein blauer Kreis um das Spielfeld, der kontinuierlich schrumpft. Dies gilt als Zeichen, dass wir uns möglichst rasch zum markierten Zielgebiet der ersten Boss Begegnung begeben sollten. Erwischt uns der Regen, nagt die Säure an unserer Lebensleiste. Verkacken wir die Flucht, ist der Run zwar nicht beendet, wir bezahlen für unser selbstverschuldetes Ableben aber mit einem Level-Abzug unseres Charakters. Per automatischem Respawn werden wir anschliessend in einer sicheren Zone wiederbelebt.

Neben Burgen und maroden Gebäudekomplexen, testen wir an den bekannten Evergoals spezielle Zwischenbosse, insofern sich ein Stoneward Key in unserem Besitz befindet. Wir besuchen verfallene Kirchen für Extra Flasks und Items oder wir säubern ein kleines Dungeon und heimsen als Belohnung einen Smithing Stone ein, der sich bei einem der zahlreichen Händler nutzen lässt, um unsere bevorzugte Waffe bis auf drei Stufen aufzuleveln. Haben wir es unter Schweiss und Tränen endlich bis zum dritten Spieltag geschafft, verpassen wir unserem Charakter in einem Zwischenschnitt den letzten Schliff beim Händler oder leveln nochmals auf, bevor wir uns dem hammerharten Endboss stellen.

Die Chancen bei diesen epischen Fights sind gross, dass wir mindestens einmal zu Boden gehen. Die damit verbundene Wiederbelebung kann nur von unseren Mitspielern ausgelöst werden. Entweder hacken wir mit ein paar Schwerthieben auf unseren Kameraden ein oder wir nutzen den Ultimate Special, um unseren gefallenen Mitstreiter umgehend zurück ins Spiel zu holen. Aber aufgepasst, man sollte stets ein Auge auf die Action haben. Ansonsten werdet ihr selbst dezimiert, so wie es uns einige Male ergangen ist. Nur wenn alle drei Spieler fallen, gilt der Run als gescheitert. Und da es sich bei Nightreign um ein Roguelike handelt, kann es schon einmal passieren, dass ihr bei Tag 3 kurz vor dem endgültigen Sieg aufgrund des Team-KOs wieder im Roundtable Hold landet. Zwar ist der Durchgang futsch, als kleiner Wermutstropfen werden wir je nach Performance trotzdem mit ein paar Relikten ausgestattet, die uns spezielle Buffs wie erhöhte HP-Bar, zusätzlicher Statuseffekt bei der Startwaffe, schnellerer Cool Down der Spezialattacken usw. zuschanzen, damit der nächste Run mit ein paar Vorteilen gestartet werden kann.
Fazit:
Eines ist klar: Night Reign wird nicht GOTY 2025! Zwar versteckt sich hinter dem rasanten Multiplayer Titel ein sehr gutes bis ausgezeichnetes Spiel, für ein Meisterwerk wie das des grossen Papa's Elden Ring reicht es aber nicht. Die Lernkurve ist auch für erfahrene Soulsborner extrem steil und nur wer alle Mechaniken und Möglichkeiten, die wir bewusst nicht alle im Text aufgelistet haben, meistert, wird den achten und finalen Endboss zu sehen bekommen. Das liegt einerseits am rasanten Tempo, gepaart mit effizienter Routenplanung und Beherrschung sämtlicher Skills wie auch cleverem Item Management und andererseits an ein paar Balance Problemen, die teilweise extrem frustrierend sind. Wer nicht stets den sauren Regen im Blick hält, kann schon mal im geschlossenen Dungeon oder innerhalb einer Burg eine böse Überraschung erleben. Auch finde ich die Mechanik zur Wiederbelebung sehr konservativ. Es reicht nicht, dass nach jedem Tod der Revival-Meter steigt und mehr Schläge nötig sind. Wird die Schlagserie nur kurz unterbrochen, füllt sich die Leiste wieder und die vorherige Hilfsaktion war für die Katz. Mich hat dieser Umstand extrem genervt und er war auch der Grund für die meisten meiner Game Overs. Hier wünsche ich mir ein wenig mehr Kulanz bei einem künftigen Patch.
Aufgrund der fehlenden Ingame-Kommunikation kam es gelegentlich vor, dass jeder seinen Kopf durchsetzen wollte und die Gruppe in alle Himmelsrichtungen verteilt war. Solche Runs machen keinen Spass, da die Überlebenschancen exponentiell sinken. Ich rate euch ein paar Freunde einzuladen und externe Chats zu nutzen, damit ihr von solchen Frustmomenten verschont bleibt. Was mich neben dem fehlenden Two Player Mode am meisten wundert, ist FromSoft's Versagen bei den fehlenden Community-Möglichkeiten. Warum kann ich keine Spieler, mit denen ich einen fantastischen Run hatte, im Spiel kontaktieren oder einladen? Selbst der popeligste Hero-Shooter hat diese Funktion heute als Standard. In diesem Gebiet herrscht noch massiger Nachholbedarf.
Rein spielerisch ist Elden Ring Nightreign aber die absolute Bombe. Alles ist ein wenig schneller, zackiger, rasanter. Die Steuerung ist gewohnt auf hohem Niveau und wenn man endlich einen Nightlord erledigt hat, ist es schon ein verdammt gutes Gefühl. Für Neulinge und Souls-Müssiggänger ist Nighteign eine harte Kost, denn spätestens bei den ellenlangen HP-Leisten der Endbosse und der geringen Schadenszufuhr unsererseits, kann nach ein paar gescheiterten Runs die Motivation rapide sinken. Ich habe jetzt knapp 20 Stunden auf dem Nightreign-Tacho und bin noch längst nicht beim finalen Kanzler. Macht euch auf eine lang(wierig)e Reise gefasst!

Elden Ring Nightreign ist für PC, PS4 und PS5, Xbox One und Xbox Series X|S erhältlich. Wir haben das Spiel auf der PlayStation 5 getestet. Unser Test-Muster stammt von Bandai-Namco, wofür wir uns herzlich bedanken!
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