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The(G)net Review: Gungrave G.O.R.E.

Wer schon Anfang der 2000er auf einer PlayStation Konsole unterwegs war oder sich im Bereich Anime/Manga auskennt, wird vermutlich schon von Gungrave gehört haben. Der gleichnamige Anime von Mangaka Yasuhiro Nightow basiert auf dem actionreichen PS2 Arcade-Shooter und auch wenn das Spiel damals eher durchschnittliche Wertungen kassierte, war es doch erfolgreich genug, um gleich zwei Nachfolger zu rechtfertigen.


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Wäre das Leben von Brandon Heat, auch bekannt als der Protagonist von Gungrave G.O.R.E., anders verlaufen, wäre er vielleicht ein skrupelloser Krimineller geblieben, der für das Millennion-Verbrechersyndikat arbeitet. Doch wie das Schicksal es wollte, stand ihm eine grausame, schöne Zukunft bevor - denn sein Tod durch die Hand seines Freundes Harry McDowell führte direkt zur Wiedergeburt als Killermaschine "Beyond The Grave" - oder kurz "Grave" - einem Zombie-Cowboy mit massiven Waffen und einer Vorliebe für Blood-and-Gore. Seinen Sarg schleppt der gute Mann übrigens gleich selber mit und klar ist auch, dass jener viel mehr ist, als nur eine kurzzeitige Schlafgelegenheit.


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Gungrave G.O.R.E. ist der dritte Teil der blutigen Franchise und storytechnisch die direkte Fortsetzung von Gungrave VR. Keine Sorge, ihr müsst den oder die Vorgänger weder kennen noch gespielt haben, denn jedes Gungrave-Spiel hat seinen eigenen Villain bzw. seine eigene "böse Organisation", so dass jedes von ihnen eine in sich abgeschlossene Rachegeschichte darstellt. Antiheld "Grave" mäht in G.O.R.E. erneut tonnenweise Feinde in einem blutroten und extrem stylischen Kugelballett nieder, das selbst Dante aus Devil May Cry beeindrucken würde.


Das Spielprinzip ist dabei denkbar simpel; Wir laufen durch lineare Levels und schiessen auf alles und jeden, um einen Combo-Zähler am laufen zu halten und am Ende eines Abschnitts möglichst viele Punkte auf unser Konto zu scheffeln. Ausgestattet mit unbegrenzter Munition kann Grave sich auf eine Schiesserei einlassen wie kein anderer, ohne sich um Kleinigkeiten wie Nachladen oder Ammo-Boxen kümmern zu müssen.


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Wie seine Vorgänger hat auch G.O.R.E. etwas von einem Lightgun-Shooter. Graves wildes Geschossfeuer findet Ziele meist wie von Zauberhand, was am Anfang etwas seltsam wirkt. In der Tat muss man sich weniger um Präzision sorgen als vielmehr darum, seinen Flow aufrecht zu halten. Geschossen wird wahlweise über eine automatische oder manuelle Zielerfassung, mit der wir zwischen verschiedenen Targets wechseln können. Im Stillstand schaltet Grave in eine Art Schiesswut-Modus, in dem er Gunkata-Style in alle Himmelsrichtungen ballert, was besonders hilfreich ist, sollte man umzingelt sein. Geht das Schutzschild langsam zu Ende, schnappt er sich einen der Schurken und nutzt ihn als Kugelfänger, bis sich das Schild regeneriert hat. Die Schildanzeige füllt sich automatisch wieder auf, wenn Grave nicht schiesst oder angeschossen wird. Einen Shield-Boost gibt's, wenn man die Ganoven mit einem gorigen Finisher fertig macht. Dazu muss man sie aber erstmal packen. Hilfreich in diesem Zusammenhang sind die Wurfketten, mit denen man entweder Gegner zu sich heranzieht, als wäre man Scorpion aus Mortal Kombat oder sich zu einem Gegner katapultiert. Zu Graves Fähigkeiten gehören auch ein einfacher Jump sowie ein Hechtsprung, um feindlichem Feuer auszuweichen. John Woo approves!


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Zusätzlich zu seinen Zwillingspistolen ist der Sarg, den Grave auf dem Rücken trägt, nicht einfach nur optisches Beiwerk, sondern voll mit schwerer Artillerie. Er kann ihn sowohl offensiv als auch defensiv im Kampf einsetzen. So dient er als Deckung vor feindlichem Beschuss und kann sogar Raketen zum Absender zurück senden - etwas Timing vorausgesetzt. Geht es in den Nahkampf, wird die Totenlade als Schlagwaffe eingesetzt. Damit halten wir uns nicht nur Feinde vom Leib, sondern bringen auch Schildträger oder Mini-Bosse ins Straucheln.


Der wichtigste Aspekt von Graves Sarg ist jedoch dessen Inhalt; mächtigen Spezialwaffen, die sogenannten Demolition Shots. Diese Smartbomb-ähnlichen Spezialattacken sind besonders mächtig und können ganze Horden von Feinden auf einmal auslöschen. Um sie einzusetzen müssen wir aber erstmal ein paar Kills auf unser Konto scheffeln, um eine entsprechende Energieleiste zu füllen. Anschliessend dürfen wir einen von maximal vier ausgerüsteten Demolition Shots ausführen.


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Zwischen den meist kurzen, knackigen Missionen machen wir stets einen kurzen Abstecher ins Labor, um mit gesammeltem EXP neue Moves, Skills- und Upgrades zu kaufen. Dort dürfen wir auch bestimmen, welche vier Demolition-Shots im Spiel Verwendung finden sollen oder wechseln die Outfits. Die Levels lassen sich übrigens mehrfach wiederholen, entweder um EXP zu farmen oder einen neuen Schwierigkeitsgrad auszuprobieren. Eine gute Sache, da der Umfang mit knapp 6 Stunden eher gering ausfällt.


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Optisch ist Gungrave G.O.R.E. gelungen. Das Spiel glänzt mit seinem schnittigen Urban-Fantasy Anime-Look und Anti-Held Beyond the Grave ist verdammt schick anzusehen. Der Kerl sieht eher wie ein futuristischer Vampir aus als ein hünenhafter Cowboy-Zombie. Auf Xbox Series X und PS5 dürft ihr zwischen dem Performance Mode (4k/60fps) oder dem Qualitäts-Modus (4k, Raytracing, 30fps) wählen. Ich werde zwar den aggressiven Cel-Shading Look der Vorgänger vermissen, trotzdem hat mir der neue Grafik-Stil mit seiner düsteren Stimmung sehr gut gefallen.


Nur der miserable Soundtrack hat mir regelmässig die Fussnägel nach oben gebogen und ich bin eigentlich jemand, der einen sehr breiten Musikgeschmack hat. Das hier klingt für mich aber eher nach einem Programmierfehler. Zum Glück lässt sich der einfalls-, ideen- und melodielose Death-Metal-Techno-Mix in Endlosschlaufe im Optionsmenü ausschalten, sonst hätte ich wohl nach meiner Review-Session eine Gummizelle gebraucht.



Fazit:

Gungrave G.O.R.E. serviert eine ordentliche Portion oldschool Arcade-Action, die besonders Gungrave-Veteranen gefallen dürfte. Abgesehen von kleineren Problemen (vor allem mit der Kamera) und dem miserablen Soundtrack ist G.O.R.E. eine gelungene Fortsetzung. In Bewegung ist das Ganze in der Tat ein extrem stylisches Kugelballet aus Blut und Eingeweiden. Grave läuft langsam und zielstrebig wie ein Terminator durch die Levels und mäht gnadenlos und mit viel Gusto alles und jeden nieder, der ihm vor die Zwillingspistolen läuft. Eine Neuinterpretation eines Grim-Reapers sozusagen. Gleichzeitig (und ohne Fan-Brille) ist G.O.R.E. hingegen nur ein ziemlich durchschnittlicher Third-Person-Shooter, der abseits von Style nur wenig Substanz liefert. Zu Experimenten haben sich die Entwickler jedenfalls nicht hinreissen lassen. Kenner wird das freilich kaum stören, denn die bekommen mehr von dem, was sie kennen und lieben. Neulinge sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie es hier - abseits der hübschen Grafik - eben nicht mit einem modernen 3rd Person-Shooter zu tun haben. Spielerisch ist das Geballere nämlich irgendwo zwischen 2002 und 2007 stecken geblieben. Fun Fact: Spass ich trotzdem damit - oder gerade deswegen?



Wir haben Gungrave G.O.R.E. auf Xbox Series X gespielt. Das Spiel ist auch für PS5 und PC erhältlich. Das frühe Test-Muster stammt von Plaion, wofür wir uns recht herzlich bedanken!


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