Stadia ist tot! Lang lebe Gylt! Als erster Exklusivtitel für Googles abgeschmierten Streaming Dienst blieb die weitere Zukunft nach der Abschaltung vorerst ungewiss. 2023 ist das Spiel endlich der Software Hölle entronnen, denn nun schleichen wir uns ab sofort auf Xbox Series X|S, PS5 und PC durch das Stealth Action Abenteuer.
Die Geschichte beginnt melancholisch. Sally ist auf der Suche nach ihrer vermissten Cousine Emily. Seit Tagen ist sie unauffindbar und die vielen Vermisstenplakate, die Sally täglich in der ganzen Stadt aufhängt, helfen auch nicht weiter. Als sie bei einem ihrer Rundgänge von einer Gruppe Fahrrad-Lümmeln verfolgt wird, kracht sie auf ihrer Flucht in einen verschneiten Waldgraben und schrottet ihr Zweirad. Der Drahtesel ist futsch, aber wenigstens sind ihr die Verfolger nicht mehr auf den Fersen und schwupps sind wir schon im Intro-Tutorial.
Als erstes finden wir einen Inhaler, der unsere Gesundheitsbar wieder befüllt. Mit flottem Schritttempo überqueren wir ein kleines Waldstück. Unser Ziel ist die örtliche Seilbahn, die Sally wieder sicher ins Heimatdorf bringen soll. Der mysteriöse Fahrkartenverkäufer macht glücklicherweise Überstunden und Sally schnappt sich die letzte Talfahrt des Tages. Mutterseelenallein schwebt unsere Heldin talwärts, als plötzlich ein Portal aufploppt, und die Gondel in eine alternative Realität torpediert. An der Talstation angekommen bietet sich ein trostloses Bild. Zwar ist das Städtchen noch da, doch in einem desolaten Zustand. Überall brennt es, die Strassen sind aufgebrochen und alles scheint komplett verlassen. Also beschliesst Sally mit einer Taschenlampe bewaffnet die nähere Umgebung zu erkunden.
Sally kann kriechen, gewisse Objekte bewegen,wie z.B. Kisten oder Transportwägelchen und sprintet flott durch die Architektur, solange die Ausdauer reicht. Denn wie bei einem Soulslike dürfen wir nicht unendlich lange rennen, sondern sind auf einen kurzen Cooldown der Staminabar angewiesen. Nach den ersten Minuten auf unserer Erkundungstour ergattern wir schon das erste Upgrade. Einen starken Lightbeam, der uns in den kommenden Stunden als nützliches Tool zur Seite stehen wird, solange wir genügend Batterien besitzen.
Obwohl keine Menschenseele unseren Weg kreuzt, ist Sally nicht alleine. Eklige Monster durchstreifen das kleine Städtchen und wollen uns ans Leder. Wir können entweder lautlos an den fiesen Biestern vorbeischleichen, sie von hinten backstabben oder wir richten unseren Lichtstrahl ein paar Sekunden lang auf deren Köpfe und hoffen, dass jene das Zeitliche segnen. Später akquirieren wir noch einen Shockwave, der die umliegenden Feinde kurz benommen taumeln lässt und schnappen uns einen Eisspray, der u.a. die Angreifer kurzzeitig einfriert oder kleine Feuer löschen kann.
Hin und wieder stoßen wir auf Getränkeautomaten, die uns jeweils eine einzelne Dose spendieren. Mit einem gekonnten Wurf können wir damit unsere Widersacher ablenken und unbehelligt an ihnen vorbeiziehen. Durchwoben wird unsere Stealth Action mit kleineren Rätseleinlagen, die sich von Resident Evil inspirieren liessen. Unsere Suche nach Cousine Emily führt uns durch die Dorfschule, einen Park, die Kanalisation, eine Spielhalle und sogar ein Gym. Selbst gegen ein paar Level Bosse müssen wir uns verteidigen, bevor wir hoffentlich Emily sicher nach Hause bringen können. Aufgrund des eher schmalen Budgets verwendet Tequila Works als Einspieler kurze Comic Panels, um die Lücken der Story artistisch aufzufüllen.
Fazit:
Müsste ich Gylt in einem Satz beschreiben, ginge das so: "Ein pazifistisches Resident Evil Light für ein eher jüngeres Publikum". Dass sich Tequila Works von der Capcom Horrorserie beeinflussen lassen, ist kein Geheimnis. Angefangen bei den unterschiedlichen Monsterarten und der optischen Aufmachung bis hin zur unterschwellig düsteren Atmosphäre. Und das ist gar nicht schlecht. Gylt verschont uns vor einem komplexen Steuerungsschema und nutzt die überschaubaren Fähigkeiten gekonnt, bis wir das unerwartete Finale erreichen. Die Rätsel sind - bis auf ein paar Ausnahmen - relativ simpel, die benötigten Items wie Inhalierer und Batteriepacks grosszügig verteilt und die Balance zwischen Action und Schleichen stimmt. Auch wenn Gylt mit 4 bis 6 Stunden ein kurzes Vergnügen ist, erkennt man das Talent der Entwickler, die bereits schon mit Rime einen sehr soliden Titel abgeliefert haben.
Gylt ist für PlayStation 4/5, Xbox Series/One und PC erschienen. Wir haben die PS5 Version gespielt. Das Test-Muster stammt von Tequila Works, wofür wir uns herzlich bedanken!
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